Eine gute halbe Stunde ist das Album "Nightmare Logic" lang. Musik, die das Mantra eines Scharfschützen verinnerlicht hat: "One Shot, one Kill" – ein Schuss, ein Tod. Präzise und auf den Punkt, ohne jeglichen Schnickschnack, wird hier musiziert, mit einer Riffgewalt, die ihresgleichen sucht. Power Trip heißt die Band, die für diese akustische Kriegsführung verantwortlich ist und sich dafür der Strategien des Thrash-Metals bedient.
Dabei verstehen die fünf Jungs aus Dallas, Traditionelles mit Gegenwärtigem zu verbinden. Heroen und diverse Spielarten des Genres von Exodus über Slayer bis zu seinen teutonischen Adaptionen in Form von Kreator oder Sodom haben die fünf Musiker bis ins Mark verinnerlicht, und auch Punk und Hardcore ausgiebig studiert.
Vielleicht kommt daher die Nähe zum Politischen, zur messerscharfen Gesellschaftsanalyse, die übrigens im Thrash-Metal seit seiner Gründung in den 1980er-Jahren nichts Ungewöhnliches ist. Bei Power Trip allerdings von einem souverän agierenden und engagierten Frontmann verkörpert wurde: Riley Gale, der nicht nur auf der Bühne mit seiner tief ins Gesicht gezogenen Mütze und seinem imposanten Gesang eine beeindruckende Erscheinung war, sondern auch den, zugegeben, unsäglichen Begriff "Thinking Man’s Metal" mit neuem Leben füllte.
Tradition der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung im Blick
Ein Bücherwurm, der den Poststrukturalismus genauso intensiv studierte wie die Giganten der russischen Literatur und gleichzeitig auch die Tradition der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung im Blick hatte. Das bezeugt der Songtitel "If not us then who" aus dem besagten Album "Nightmare Logic", das ein Zitat des Bürgerrechtlers John Lewis ist. "Wenn nicht wir, wer dann", ein Slogan, der angesichts der Black Lives Matter Proteste traurige Aktualität erlangt hat.
"Ich denke, dass der Rassismus in diesem Land immer noch sehr lebendig ist und dass er bekämpft werden muss", sagte Riley Gale in einem Interview. "Es wird viel Arbeit erfordern - aber ich stehe auf der Seite des Friedens und der Liebe." Riley Gale ist unerwartet im Alter von 35 Jahren am 25. August verstorben. Kaum auszudenken, was er mit Power Trip noch alles angestellt hätte.