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Nachruf auf Stefanie Zweig
Eine Heimatsuchende

1938 floh die jüdische Familie Zweig vor dem Terror der Nazis nach Kenia. Die Jahre dort prägten die Journalistin Stefanie Zweig so sehr, dass sie der Kontinent zeitlebens nicht mehr los ließ. Trotzdem hat sie sich gewünscht, nicht auf Afrika reduziert zu werden.

27.04.2014
    Eine Aufnahme vom 10.10.2012 auf der 64. Frankfurter Buchmesse in Frankfurt am Main.
    Die Schrifstellerin Stefanie Zweig (picture alliance / dpa / Uwe Zucchi)
    Im Jahr 1947 kehrte die Familie Zweig nach Deutschland zurück und ließ sich in Frankfurt nieder. Stefanie Zweig begann Kinderbücher zu schreiben und leitete viele Jahre das Feuilleton der Frankfurter "Abendpost-Nachtausgabe". Obwohl ihr Bruder skeptisch war, fand sie Ende der 1980er-Jahre einen Verlag, der ihre Kindheitserinnerungen veröffentlichte: Der Roman "Nirgendwo in Afrika" wurde ein Bestseller.
    Für die Verfilmung des Romans bekam die Regisseurin Caroline Link 2003 den Oscar in der Kategorie bester fremdsprachiger Film. Stefanie Zweig sagte in einem Interview, sie sehe den Oscar nicht als ihre Leistung, sondern nur der Film habe ihn bekommen.
    Auch in ihrem zweiten Roman "Irgendwo in Deutschland" verarbeitet Stefanie Zweig die Erlebnisse ihrer Kindheit in Afrika. Er spielt in Zweigs Haus in der Frankfurter Rothschildallee und handelt von einer jüdischen Familie, die nach ihrer Exilzeit in Kenia im Nachkriegsdeutschland ankommt. Sie komplettierte ihr Werk mit den zuletzt erschienenen Lebenserinnerungen "Nirgendwo war Heimat".
    "Ich liebte die Menschen Kenias sehr", sagt die Autorin in einem Nachruf von Stefan Haubitz, der sie als "große alte Dame der Erinnerungsliteratur" beschreibt. Sie wurde von der deutschen Geschichte geprägt und hat über Schicksale so berichtet hat, als wäre sie dabei gewesen, meint Haubitz. Nun ist die große alte Dame im Alter von 81 Jahren gestorben.