Gern zitierte er seinen Lateinlehrer mit einem Satz des Dichters Ovid: „quamvis sint sub aqua sub aqua maledicere temptant“ („Obwohl unter Wasser, versuchen sie weiter zu schmähen“). Das hat er beruflich am eigenen Leib erlebt: in seinem unablässigen Kampf gegen den verseuchten Sport, gegen Sportfunktionäre, denen vor allem das eigene Funktionieren am Herzen lag, gegen Undurchschaubares in der Sportpolitik.
Die Stimme des Sports im Deutschlandfunk
„I like Chopin“ wurde zu seiner Erkennungsmelodie, wenn er am Wochenende unsere Sportsendungen moderierte. Herbert Fischer-Solms war mit dem Herzen dabei, wenn der Ball rollte, oder wenn Autosportler ihre Runden drehten. Für ihn waren das allerdings Sportarten unter vielen, nicht „der“ Sport. Natürlich gehörte der Leistungssport immer dazu. Aber Herbert Fischer-Solms hat mit dafür gesorgt, daß unsere Sportberichterstattung bis heute viel weiter ausholt: Breitensport, Behindertensport, Sportpolitik, Sportgeschichte und –soziologie. Und ihm ist es zu verdanken, dass unsere Sendungen das Thema grell beleuchten, das er sich gern erspart hätte, das aber als Phänomen jemanden wie ihn nicht ruhig schlafen ließ: Lug und Trug, Täuschung, Fälschung, Trickserei, Krankheit und Tod, kurz: Doping.
Herbert Fischer-Solms hat das Unverständliche in mühevoller Recherche in journalistische Sprache übersetzt, uns diesen lebensgefährlichen Wahnsinn immer wieder in allen traurigen Einzelheiten erklärt. Auch dafür verlieh ihm der Verein „Doping-Opfer-Hilfe e.V.“ die „Heidi-Krieger-Medaille“ - eine von vielen Ehrungen und Auszeichnungen für diesen großen Sportjournalisten.
Dabei war er nie nur Fachredakteur. Herbert Fischer-Solms schaute vielmehr immer auch auf das gesamte Programm des Deutschlandfunks. Oft haben wir über Interviews aus den „Informationen am Morgen“ gesprochen. Die Fort- und Rückschritte der deutschen Vereinigung beobachtete und begleitete er, der 1946 in Löbau in der Oberlausitz geboren wurde, mit besonderem Interesse.
Gründer des "Sportnetzwerks"
Wir schätzten sein Wissen, sein Arbeitsethos, seine Unabhängigkeit in einem für Kumpanei anfälligen Berichtsgebiet. Zusammen mit anderen renommierten Kolleginnen und Kollegen trat Herbert Fischer-Solms aus dem „Verband Deutscher Sportjournalisten“ aus und gründete das „Sportnetzwerk“. Wir freuten uns über seine Begeisterung und waren dankbar für seine Hilfsbereitschaft - gerade auch gegenüber denjenigen, die am Anfang ihres journalistischen Werdeganges standen. Wenn wir unseren jungen Kolleginnen und Kollegen auch in Zukunft sagen werden, “wir stehen auf den starken Schultern unserer Vorgängerinnen und Vorgänger“, dann sind besonders auch seine gemeint.
Der Sportjournalismus, unsere Hörerinnen und Hörer und wir vermissen Herbert Fischer-Solms. Von unserem liebenswerten Kollegen, mit dem viele von uns in Freundschaft verbunden waren, wollen wir uns mit Vergil verabschieden: „sunt lacrimae rerum et mentem mortalia tangunt“. Frei übersetzt: „Man hat Tränen für das Geschehene, und alles, was mit dem Tod zu tun hat, berührt unser Herz“.