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Zum Tod von Gerhard Treutlein
Einer der größten Kämpfer gegen Doping in Deutschland

Gerhard Treutlein war eine der Persönlichkeiten, die in Deutschland für den Kampf gegen Doping stehen. Jahrzehntelang setzte er sich für die Dopingbekämpfung und Prävention an. Im Alter von 81 Jahren ist der Heidelberger Professor für Sportpädagogik gestorben.

Von Piet Kreuzer |
Klare Haltung gegen Doping: Gerhard Treutlein ist im Alter von 81 Jahren
Klare Haltung gegen Doping: Gerhard Treutlein ist im Alter von 81 Jahren gestorben. (imago - Zink)
Der Kampf gegen Doping war der Schwerpunkt des Schaffens von Gerhard Treutlein. Der Professor für Sportpädagogik wurde schon in den 1970er-Jahren mit Doping konfrontiert. Im Kampf gegen die stetig wachsende Geißel Doping war er einer der ersten Mahner in einer Gesellschaft, die den Betrug ignorierte. Als Autor des Buches „Doping im Spitzensport“ schuf Treutlein gemeinsam mit Andreas Singler ein Standardwerk. Viele seiner Wegbegleiter würdigen, dass der Mensch im Mittelpunkt stehe.
"Die junge Athletin, der junge Athlet sollten in die Lage versetzt werden, selbstbestimmt und mündig Nein sagen zu können zu Doping. Das war sein Anliegen, was er wie kein zweiter vehement verteidigte. Mit ihm fehlt eine wichtige und in jeder Hinsicht wohltuende Stimme im System Leistungssport", sagt der Dopingexperte Ralf Meutgens.

Ausgezeichnet mit dem Bundesverdienstkreuz 2009

In Sachen Prävention arbeitete Treutlein mit zahlreichen Institutionen und Verbänden in Deutschland und Frankreich zusammen. Also Dopingprävention im eigenen Sinne machen wir im Prinzip erst seit ungefähr 2001, 2002. Vorher ging es in erster Linie darum, die Geschichte des Dopings im Westdeutschland zu bearbeiten. Man kann eine bessere Zukunft nur gestalten, wenn man über die Vergangenheit Bescheid weiß, weil man die Gegenwart analysieren kann und auf der Grundlage die Zukunft planen kann", so der Heidelberger Wissenschaftler nach der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes 2009.

Aufdeckung der Doping-Vergangenheit der Uni Freiburg

Es blieb nicht die einzige Auszeichnung für sein Wirken. 2016 erhielt er den Ethikpreis des Deutschen Olympischen Sportbundes. Ein Jahr zuvor war Treutlein aus der Kommission für die Aufdeckung der Doping-Vergangenheit der Sportmedizin an der Hochschule Freiburg ausgetreten. Der mangelnde Aufklärungswille ließ ihn resignieren: "Wer was gemacht hat, hat im Normalfall alles Interesse daran, dass da niemand wirklich was mitkriegt. Die Reihen schließen sich, und Sport ist ein Kameradenland. Und im Kameradenland hält man zusammen und sagt auch nichts Böses. Selbst wenn man mitkriegt, dass ein Kamerad Schweinereien gemacht hat".

Im Mai soll Treutleins letztes Buch erscheinen

Lange Zeit hatte Treutlein auch mit dem Dopingopfer-Hilfe-Verein zusammengearbeitet. 2019 jedoch beendete er gemeinsam mit den ebenso renommierten Dopingexperten Werner Franke, Henner Misersky und Claudia Lepping dieses Engagement. Im Text „Blackbox DOH“ begründeten sie dies unter anderem damit, auch in der DDR hätten Sportler die Wahl gehabt, zu dopen oder Doping zu verweigern.
Im Mai soll Treutleins letztes Buch erscheinen. In "Doping für Deutschland" beleuchtet der Heidelberger mit seinen Freiburger Kommissionskollegen die Missstände der Breisgauer Sportmedizin.