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Nachschlag aus Düsseldorf

Der Start des Stipendiensystems sei gelungen, sagt Wissenschaftsminister Andreas Pinkwart. Und meint damit, dass zum Wintersemester sogar mehr als die ursprünglich geplanten 1200 Stipendienplätze geschaffen wurden.

Von Leo Flamm |
    Tatsächlich sind es jetzt 1400 Plätze, für die Spender gefunden und Spenden eingeworben werden konnten. Das entspricht knapp 0,5 Prozent der Regelzeit-Studenten. Der Wissenschaftsminister:

    "Ich bin sehr zufrieden, weil es bundesweit ein einmaliges Programm ist, was NRW hier in schwieriger Haushaltslage bereit ist zusätzlich aufzubringen. Wir haben uns vorgenommen als Landesregierung, im nächsten ist das im Haushalt auch vorgesehen, dass die Zahl jetzt von Jahr zu Jahr erhöht wir, so dass wir im nächsten Jahr auf eine Zahl von fast 6000 Stipendiaten kommen werden."

    Das Programm ist auf vier Jahre angelegt. Jedes Jahr sollen 1400 weitere Plätze hinzukommen. Dafür stehen im Landeshaushalt zehn Millionen Euro bereit. 300 Euro monatlich bekommt der Stipendiat für die Regelstudienzeit, 150 Euro zahlt das Land, 150 Euro kommen von Unternehmen, Stiftungen, Vereinen, Banken, Sparkassen oder privaten Spendern. Auswahlkriterium, heißt es, ist die Begabung, die über "numerus clausus", berufliche Vorbildung oder gesellschaftliches Engagement ermittelt werden soll. Soziale Gerechtigkeit werde so über Leistungsgerechtigkeit hergestellt, meint Pinkwart:

    "Es ist wichtig, dass die besonders befähigten und die, die sich besonders anstrengen, unabhängig von ihrem Elternhaus, besser gefördert werden. Und deshalb haben wir großen Wert darauf gelegt, dass das NRW-Stipendienprogramm in vollem Umfang auch von Bafög-Empfängern zusätzlich genutzt werden kann."

    Diese Meinung wird offenbar nicht von allen Ländern geteilt. Vor allem die Wissenschaftsministerinnen und Minister der SPD - regierten Länder hatten Pinkwart nicht bei dem Versuch unterstütz, das dezentrale NRW-Modell bundesweit einzuführen. Ihr Gegenargument: Das Spendenaufkommen reiche nicht. Außerdem müsse die Unabhängigkeit von Forschung und Lehre durch gewissermaßen durch staatliche Kontrollen geschützt werden. Pinkwart denkt weiter:

    "Jetzt haben wir gezeigt in NRW, es geht wirklich. Und deswegen ist es unser Ziel, nach der Bundestagswahl das erneut auf die Tagesordnung zu setzen, wenn mögliche auch in Koalitionsverhandlungen in Berlin einzubringen, damit der Bund zusätzlich dieses Programm unterstützen hilft, denn dann könnten wir die Anzahl der Stipendien über unsere Mittel hinaus deutlich erhöhen."

    Insgesamt 10 000 zusätzliche Plätze zielt Pinkwart damit an. Und appellierte trotzig an die Adresse des Bundes, die Politik müsse sich eben entscheiden, wo sie investieren wolle: In junge Köpfe oder in alte Autos:

    "Wenn man sich vor Augen führt, wie viel Geld der Bund in einem Jahr für die Abwrackprämie aufgewendet hat, könnten wir 25 Jahre lang zehn Prozent der Besten mit Hilfe des Staates die notwendige Stipendienförderung angedeihen lassen."

    Derzeit ist fast die Hälfte der Stipendien gebunden an die Fächer Ingenieurwissenschaften, an Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften - knapp 40 Prozent sind nicht festgelegt.