Der Astronom und Geodät nutzte den Hamburger Michel für den Nachweis der Erddrehung. Das Hamburger Wahrzeichen hatte den Vorteil, dass alle Zwischenböden des Kirchturms Falltüren hatten. Waren sie geöffnet, ergab sich ein tiefer Schacht, in dem sich experimentieren ließ.
Johann Benzenberg ließ Bleikugeln aus gut 76 Metern Höhe zu Boden sausen. Beim Loslassen in der Spitze des Michel haben die Kugeln eine etwas größere Umlaufgeschwindigkeit um die Erde als der tiefer liegende Kirchenboden. Dieses höhere Tempo behalten sie beim Fallen bei und landen daher etwas weiter im Osten als ein herabgelassenes Bleilot. Im Schnitt waren es rund neun Millimeter.
Der Mathematiker Carl Friedrich Gauß berechnete die theoretische Abweichung zu 8,7 Millimetern – und bestätigte damit Benzenbergs Messungen.
Dieses Experiment wiederholte Johann Benzenberg 1803 in einem Schacht der Zeche Trappe bei Gevelsberg – dort völlig ungestört von Wind und Wetter.
Dass Galileo Galilei unterschiedlich schwere Kugeln vom schiefen Turm von Pisa hat fallen lassen, ist wohl nur eine Legende. Belegt dagegen ist, dass Johann Benzenberg mit fallenden Bleikugeln die Drehung der Erde nachwies – am Hamburger Michel und in einem alten Bergwerk.