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Nachwuchs für MINT-Fächer
TU Illmenau eröffnet Schülerforschungszentrum

Viele mathematisch-naturwissenschaftliche Studiengänge haben es schwer: zu wenige Bewerber, zu wenig Frauen, zu viele Studienabbrecher. Hochschulen und Bundesländer versuchen deshalb, schon Kinder und Jugendliche für die sogenannten MINT-Fächer zu begeistern. An der Technischen Universität in Illmenau hat jetzt ein neues Schülerforschungszentrum eröffnet.

Von Henry Bernhard |
    Der Forscher Rudolf Binder (r) beobachtet am 25.09.2015 im Schülerforschungszentrum Südwürttemberg in Bad Saulgau (Baden-Württemberg), wie Schüler Luca Braunger (Mitte) eine bestimmte Menge gefärbtes Wasser mit einer Pipette entnimmt.
    Jugendliche im Schülerforschungszentrum Südwürttemberg. Hochschulen und Bundesländer wollen mehr Nachwuchs für die MINT-Fächer begeistern. (dpa/ picture alliance / Felix Kästle)
    "Jetzt, jetzt, mit der Technik … So, und jetzt langsam enthüllen, ja!"
    Eine kleine Tafel neben dem Eingang des zentralen Gebäudes der Technischen Universität Ilmenau zeigt den verspielten Schriftzug "Schülerforschungszentrum Ilmenau". Zwei junge Studentinnen enthüllen die Tafel und lächeln in die Kamera. Und im Grunde genommen ist das auch schon alles, was sichtbar ist von dem, was gerade mit langen Reden eingeweiht wird: Das fünfte Schülerforschungszentrum in Thüringen.
    Aber, so der Rektor der TU, Peter Scharff, vieles von dem, was ein Schülerforschungszentrum ausmacht, geschieht an seiner Hochschule längst: Die Betreuung von Seminarfacharbeiten der Abiturienten, die Hilfestellung bei "Jugend forscht", die Begeisterung für die MINT-Fächer wecken:
    "Wir haben hier schon sehr, sehr gute Erfahrungen gemacht. Ich erinnere mich mit großer Freude an eine von mir mit betreute Seminarfacharbeit. Es ging da um Parfum. Das war so perfekt gemacht, das hätte auch bei uns unter Umständen in einer Bachelorarbeit münden können. Da waren wirklich Experimente dabei, da wurden selbst Parfums gemischt und mit Hilfe von Gaschromatographie und Massenspektrometrie untersucht, was die Komponenten sind und wie sich auf das Geruchsumfeld dann auswirkt.
    Das war höchst interessant, verbunden mit einer kleinen historischen Abhandlung über die Geschichte des Parfums, also ganz perfekt, da war ich wirklich begeistert, ja! Also ich denke, wenn wir solche jungen Leute dann haben und wir die noch fördern können hier, dann ist mir um die Zukunft Thüringens und Deutschlands und überhaupt der Welt nicht bange!"
    Mehr Betreuung für Schülerinnen und Schüler
    In Zukunft aber soll die Betreuung von Schülern, die sich für naturwissenschaftliche Fragestellungen interessieren, deutlich intensiviert werden. In einem noch einzurichtenden Labor sollen die Schüler experimentieren und forschen können, wissenschaftlich begleitet von der TU, finanziert vom Land Thüringen und der Stiftung für Technologie, Innovation und Forschung Thüringen, kurz STIFT. Das Labor soll dann regelmäßig geöffnet haben und allen Schülern offen stehen. Jenny Gramsch leitet das Schülerforschungszentrum.
    "Also, wir werden einen Ort hier aufbauen, in dem allgemeine Experimente stattfinden können, in dem sie z.B. auch löten lernen können, in dem sie vielleicht Roboter programmieren, aber sobald es um ganz spezielle Fragen geht, wo man vielleicht ganz spezielle zum Thema passende Gerätschaften braucht, werden natürlich die Labore und Ressourcen genutzt, weil es keinen Sinn macht, doppelte Dinge anzuschaffen.
    Wir haben ja ganz viele, ganz verschiedene Labore. Das sind zum Beispiel Reinräume, wo man gucken muss: Ist das möglich, kann das sein? Aber auch Experimentierstrecken, physikalische Experimente, optische Experimente, die da gemacht werden können. Das sind an sich Räumlichkeiten, die auch für Praktika von Studierenden genutzt werden."
    Drei Schüler vom Gustav-Freytag-Gymnasium in Gotha nutzen schon heute ein Universitäts-Labor für ihre Seminarfacharbeit über Lärm und dessen Eindämmung: Das Audio-Studio. Paul Raab, 11. Klasse, will später auch Physik studieren.
    "Also, unser Projekt geht um die Schallentstehung, Schallunterdrückung und Schallübertragung. Ich selbst möchte mit meinem Eigenanteil herausfinden, wie jetzt manche Klassen oder Gesellschaft allgemein auf Lärm reagiert. Da mache ich mehrere Hörbeispiele, und dann möchte ich in der kompletten Gesellschaft, also von Jung bis Alt, alles möchte ich testen, wie die Leute Lärm empfinden, ab wann es zu Lärm wird und welche Geräusche Lärm sind und welche nicht."
    Auch die Unis profitieren
    Dafür brauchen sie den akustisch völlig stillen Raum und die Messgeräte der Universität. Betreut werden sie von Stephan Werner, einem Doktoranden.
    "Ich glaube, wir haben ein bisschen einen Vorteil, denn wir haben einige Sachen, die es schon gibt und die bei uns hier sind, da könnt ihr drauf zugreifen. Also gerade solche Probandentests, solche Befragungen, sind möglich. Auch Schallunterdrückung aktiv für Flächen, da gibt’s Erfahrung bei uns. Und vor allem ist es ja das, was ich auch in meiner Promotion mache."
    Seine Arbeit für das Schülerforschungszentrum sieht er also keineswegs als eine Einbahnstraße.
    "Also, ich hatte ja schon andere Projekte gehabt, und bei dem einen, da kamen wirklich Sachen raus, wo man gesagt hat: Ja, klar, das sind Dinge, gut, dass wir sie gemacht haben! Also Erkenntnisgewinn auch für meine Seite."