Das Votum der jungen Fußballer auf dem Kunstrasenplatz in Köln fällt eindeutig aus. Ein Ja zu einer neuen, offenbar guten Idee: dem Bambini-Spielfest. Anstatt jedes Wochenende zu Spielen zu fahren, kommen die Bambini-Mannschaften der Fünf- bis Siebenjährigen in vielen Kreisen des Fußball-Verbandes Mittelrhein nur noch alle ein bis zwei Monate einmal zu einem größeren Turnier zusammen, bei dem acht Mannschaften á fünf Spieler am Start sind. Auch der SV Refrath aus dem Bergischen Land ist dabei, mit Trainer Nils O'Daniels:
"Der Vorteil ist daran, dass es nicht jedes Wochenende ist und die Kinder auch noch Zeit haben für andere Dinge, für einen Kindergeburtstag oder so."
Den organisatorischen Mehraufwand, pro Halbjahr ein Bambini-Spielfest selbst zu organisieren, halten viele Jugendleiter und Trainer für überschaubar. Zumal sich irgendwann die nötige Routine einstelle. Außerdem müssten nicht mehr so oft Eltern gesucht werden, die die Kinder zu den Spielen fahren. Was im Übrigen auch die Eltern zu schätzen wissen, wie diese Mutter:
"Das stimmt, es ist weniger Aufwand. Aber es ist auch so, es gibt Erfolgserlebnisse und Misserfolge an einem Tag und dementsprechend werden die Misserfolge nicht so stark bewertet."
Weniger Frust für die kleinen Nachwuchsfußballer
Kein Platz mehr für Frust. Zumal ein Spiel nur zweimal fünf Minuten dauert. Zweistellige, demoralisierende Niederlagen, wie sie im Liga-Alltag oft vorkommen, sind kaum mehr möglich. Für Mark Tiesler, Trainer beim ESV Olympia aus Köln Nippes, ist das neue Konzept wie geschaffen:
"Wir haben bislang mit den Bambini nicht am Ligaspiel teilgenommen, weil wir das zu stressig finden für die Fünfjährigen, und von daher finde ich, dass das ein guter Ersatz sein kann und dass wir da auf jeden Fall dabei sind."
Kritische Töne zum neuen Bambini-Spielfest gibt es aber auch. Toni Rottländer zum Beispiel, Trainer des gastgebenden Vereins VfL Rheingold Poll, klingt wenig begeistert:
"Ja, die Kinder haben sich bewegt und die Kinder sollen ja Spaß haben, nicht ich. Als Trainer denkt man da ja immer anders, man will ja gewinnen, aber Hauptsache sind ja jetzt erst mal die Kinder."
Für Toni Rottländer geht mit dem Bambini-Spielfest der Meisterschaftscharakter verloren. Er bevorzugt Tabellen und Titel, auch schon bei den Kleinsten. Es fällt ihm schwer, sich von der gängigen Spielform Sieben-gegen-Sieben zu verabschieden, obwohl es dort oft so ist, dass ein oder zwei gute Spieler viele Ballkontakte haben und andere gar keine. Dass oft nur die Besten spielen, und die anderen Dauerbankdrücker sind.
"Das ist für die Trainer und Übungsleiter im Bambini-Alter das erste Mal, dass sie ein solches Spielfest sehen und das ist natürlich eine deutliche Änderung zum bisherigen Spielbetrieb und da muss man tatsächlich mit inhaltlichen Argumenten überzeugen und ich hoffe, dass uns das größtenteils gelungen ist."
Oliver Zeppenfeld ist der Jugendreferent des Fußball-Verbandes Mittelrhein und Initiator der Bambini-Spielfeste, auf die auch schon andere Fußball-Verbände aufmerksam geworden sind:
"Wir haben es jetzt schon an zwei, drei Nachbarverbände geschickt, die gehen jetzt schon tendenziell im Bambini-Bereich auf das Kleinspielfeld, sprich auf das vier gegen vier oder fünf gegen fünf, wir haben denen von unseren Erfahrungen berichtet und sind jetzt gespannt, ob sie sich jetzt komplett dem annehmen, oder noch weitere Erfahrungen abwarten."
Leistungsdruck wird zum Fremdwort
Im Fußball-Verband Mittelrhein jedenfalls ist Leistungsdruck beim jüngsten Fußball-Nachwuchs schon jetzt ein Fremdwort. In sieben von neun Kreisen haben die Bambini-Spielfeste den normalen Spielbetrieb schon abgelöst. Und wie in der vom Fußball-Verband Mittelrhein entwickelten Fair-Play Liga gibt's auch bei dem Bambini-Kleinfeld-Turnier keine Schiedsrichter - die Kinder regeln alles selber. Die Eltern verfolgen das Geschehen aus der Distanz.
"Genau, die Eltern dürfen und sollen teilhaben an dem Spielefest, aber mit einer Entfernung zum Spielfeld, damit die Kinder ihre eigenen Erfahrungen sammeln können und nicht die Erfahrungen die von den Eltern draußen reingerufen werden, dann umsetzen müssen."
"Es ist schlecht, immer reinzurufen, weil die Kinder etwas anderes als wir sehen und dann achten sie auf uns und nicht auf den Ball. Die müssen das von alleine lernen. Ich kann denen im Leben auch nicht immer sagen, ob von rechts oder links ein Auto kommt, die müssen selber lernen, von wo der Ball kommt."
"Dass es hier kein großes Reingerufe von der Seite gibt, das finde ich sehr angenehm. Okay, dass man mal sagt, dass sie sich bewegen sollen und nicht durch die Gegend gucken, aber da sind die auch noch zu klein für, die sollen Spaß haben."
Den hatten die Nachwuchs-Kicker. Auch beim abschließenden Gruppenfoto.