Jahrzehntelang hatte der Sport beim Thema Doping mehr oder weniger weggeschaut – eine Haltung, die nach der Festina-Affäre bei der Tour de France 1998 nicht mehr vermittelbar war. Der Skandal führte 1999 zur Gründung der Welt-Anti Doping Agentur. Unter ihrem Dach sollten Nationale Anti-Doping Agenturen folgen, auch in Deutschland.
Die NADA sollte auch für alle Kontrollen im deutschen Spitzensport zuständig sein – nicht nur im Training sondern auch im Wettkampf. Zuvor hatten sich die Sportverbände nämlich noch selbst überwacht. 2003 wurde die NADA in Bonn offiziell tätig.
6,6 Millionen Euro stehen der NADA damals zur Verfügung, der Großteil aus Mitteln des Bundes. Die Finanzierung war bereits zu Beginn schwierig, sagte Hanns Michael Hölz, ehemaliges NADA-Kuratoriumsvorsitzender im Dlf.
Finanzierung stets ein großes Problem
"Ich habe mich in meiner Verantwortung sehr dafür eingesetzt, dass dieses Drei-Säulen-Modell sich doch realisiert, dass eben die Wirtschaft durchaus einen profunderen Beitrag leistet. Leider waren es damals nur drei Unternehmen, die sich in der Gründungsphase engagiert haben. Und ja, das hat sich als Modell nicht so richtig durchsetzen lassen", erzählt Hölz, der jetzt Präsident des Deutschen Snowboard Verbandes ist.
Die NADA stand mehrfach in den vergangenen 20 Jahren vor dem Aus, weil die Finanzierung unklar war. Mit Adidas sprang der letzte nennenswerte Sponsor aus der Privatwirtschaft bereits 2016 ab. Nun wird die NADA mit viel Steuergeld am Leben gehalten.
"Andererseits denke ich, dass die jetzige Situation, dass die NADA in ihrer Gesamtheit vom Bund getragen wird, durchaus mit allen Compliance- und Good Governance-Überlegungen auch schon aus der Gründung sehr gut zusammengeht. Weil es ist schlussendlich eine Art öffentlicher Auftrag, den die NADA erfüllt, auch in ihrer Verantwortung gegenüber den Athletinnen, Athleten gegenüber auch den Nachwuchssportlerinnen und Sportlern", so Hölz.
Was der NADA allerdings fehlt, ist ein großer Erfolg. Das Dopingsystem beim Team Telekom, mit Unterstützung von Freiburger Sportwissenschaftlern, oder die Blut-Doping-Praktiken, die durch die Operation Aderlass öffentlich wurden - die großen Doping-Skandale in den vergangenen Jahren hat nicht die NADA aufgedeckt.
"Da hat es durchaus Momente gegeben, wo ich die NADA gerne kraftvoller gesehen hätte", sagte Hölz, der heute Präsident von Snowboard Germany ist. Er habe es leider nicht geschafft, kritische Köpfe, wie die in diesem Jahr verstorbenen Werner Franke und Gerhard Treutlein in die NADA zu integrieren.
Geld für Prävention und Aufklärung
Auch die Rolle der Freiburger Universitätsklinik sei nie richtig aufgearbeitet worden. Das habe er bedauert, sagt Hölz, denn es könnte einen sinnvollen Lerneffekt geben, "wenn man sich Freiburg nochmal vergegenwärtigt."
Hölz plädierte noch einmal dafür, mehr Zeit und Geld in Aufklärung und Prävention von Doping zu investieren. "Ich bin fest davon überzeugt, dass wir den Anti-Doping-Kampf nur gewinnen können, wenn wir noch viel mehr Geld und Aktivitäten in Prävention investieren, weil schlussendlich muss der Athlet und die Athletin in jungen Jahren selbst entscheiden", sagte der Sportfunktionär im Dlf.
Ein weiteres Problem sei auch die fehlende Verankerung im Freizeit- und Breitensport, wo ebenfalls sehr viel Dopingmissbrauch betrieben werde, kritisierte Hölz.
"Ich glaube, wenn wir die Aktivitäten sehen, die sich auch außerhalb des organisierten Sports in Institutionen anschauen, wo auch ältere Personen sich noch mal trainieren, dann kann man doch sehen, dass es da einen ziemlich großen, grauen oder schwarzen Markt gibt, wo man auf Dopingmittel zurückgreift. Ich glaube, man muss auch diesen Markt versuchen auszutrocknen."