Berührungen sind für die meisten Menschen etwas Schönes. In der Corona-Pandemie kommen die allerdings zu kurz. Hier sind Abstand, Hygiene und Alltagsmasken gefragt.
Was Berührungen für Menschen genau bedeuten, hat die Neurowissenschaftlerin Rebecca Böhme untersucht. Dabei spielten viele verschiedene Faktoren eine Rolle, sagte sie im Dlf. Von der Person, die berühre, der jeweiligen Situation bis hin zu der Umgebung, in der man berührt werde.
"Alle diese Situationen kommen zusammen" – und führen letztendlich dazu, ob ein Mensch eine Berührung als angenehm empfindet oder nicht. Böhme plädiert dafür, sich mehr zu berühren. Wichtig dabei sei jedoch zu erkennen, ob das Gegenüber die Berührung wirklich möchte. "Wenn man sich nicht sicher ist, dann lieber einmal zu viel nachfragen".
Wichtig bei vielen seelischen Erkrankungen
Berührung spiele auch bei der Behandlung von seelischen Erkrankungen eine Rolle. Es sei aber schwierig, diesen Zusammenhang zu verallgemeinern. Es gebe auch Menschen, die gerade in diesen Situationen weniger angefasst werden möchten, so Böhme. Auch dabei sei entscheidend, wer die betroffene Person berühre.
Unabhängig von seelischen Erkrankungen seien Berührungen auch bei Gefühlen von Einsamkeit und Angst wichtig: "Das Wohlergehen leidet, wenn Berührung fehlt"
Unabhängig von seelischen Erkrankungen seien Berührungen auch bei Gefühlen von Einsamkeit und Angst wichtig: "Das Wohlergehen leidet, wenn Berührung fehlt"
Nähe zu genießen, ohne sich wirklich gut zu kennen, habe sich in Form von sogenannten Kuschelpartys als sehr spannendes Phänomen entwickelt, so Böhme. Dabei entstehe trotzdem eine Nähe, die von den Teilnehmenden als sehr angenehm empfunden werde. Das Phänomen sei auch vor einem biologischen Hintergrund gut erklärbar: Auch Affen, von denen die Menschen abstammen, lebten in Gruppen zusammen, in denen man sich viel berühre. Es entstehe ein Gefühl der Zugehörigkeit, das durch Berührung vermittelt werde.
Berührungen zwischen Mensch und Tier, zum Beispiel einem Hund, hätten vergleichbare Wirkungen wie Berührungen zwischen Menschen. Dabei werde das Hormon Oxytocin freigesetzt. Dieses Hormon werde auch ausgeschüttet, wenn ein Hundebesitzer mit seinem Hund spielt. "Das zeigt uns, dass es da durchaus Parallelen gibt.
Ältere Menschen brauchen mehr Nähe
Nachholbedarf gebe es jedoch besonders im Bereich Nähe im Alter. Dafür fehle in Pflegeeinrichtungen leider oft die Zeit. Die Hand halten oder eine Umarmung könne älteren Menschen sehr gut tun.
Neurowissenschaftlerin Böhme glaubt nicht, dass nach der Corona-Pandemie Brührungen im Alltag komplett verschwinden – "einfach, weil es etwas Natürliches ist für uns Menschen.
"Ich denke, dass es von selber wieder zurückkommen wird." Sobald die Gefahr vor einer Ansteckung gebannt sei, zum Beispiel durch eine erfolgreiche Impfung, müsse man auch die Angst vor Berührungen wieder überwinden.