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Nahost
Bodenoffensive im Gazastreifen

Seit Tagen war spekuliert worden, ob die israelische Armee wieder in den Gazastreifen einmarschieren wird. Jetzt hat die Regierung Ernst gemacht. Das Büro von Ministerpräsident Netanjahu bestätigte am Abend, dass die Bodenoffensive begonnen hat.

    Die "Jerusalem Post" zitierte früh aus der Erklärung der Regierung, bevor dann die Nachrichtenagenturen in Deutschland nachzogen. Demnach ist das Ziel der Militäroperation, die israelische Zivilbevölkerung vor weiteren Angriffen der radikal-islamischen Hamas zu schützen. Die Offensive solle dauern, bis zwei Dinge erreicht seien: den Israelis eine lange Phase der Ruhe zu bringen und die Infrastruktur "der Hamas und anderer terroristischer Organisationen" ernsthaft zu schädigen. Dem Bodeneinsatz ging eine massive Welle von Luft- und Artillerieangriffen der israelischen Armee voraus.
    Früher am Donnerstag hatte es zunächst noch eine mehrstündige Feuerpause gegeben. Sie wurde allerdings von der Hamas durch Granatenbeschuss gebrochen. Die radikal-islamische Organisation begann unmittelbar nach Ende der Waffenruhe auch wieder damit, Raketen auf israelisches Staatsgebiet abzufeuern.
    Die Gewalt in der Region hatte sich in den vergangenen Wochen immer weiter hochgeschaukelt. Am Anfang stand das Scheitern der US-amerikanischen Friedensbemühungen. Es folgte die umstrittene Bildung einer Einheitsregierung der beiden palästinensischen Organisationen Fatah und Hamas. Der Konflikt eskalierte, als drei israelische Jugendliche entführt und ermordet wurden. Israel gab die Schuld dafür der Hamas. Kurz darauf verbrannten drei Israelis einen jungen Palästinenser bei lebendigem Leib. Sie wurden festgenommen und gestanden die Tat. Es soll sich um einen Akt der Rache für die drei ermordeten israelischen Jugendlichen gehandelt haben.
    In der Folge kam es zur militärischen Eskalation. Aus dem Gazastreifen wurden viele Raketen auf israelisches Gebiet abgefeuert. Dazu bekannten sich etwa die Kassam-Brigaden, eine palästinensische Gruppierung. Israel wiederum flog vor allem Luftangriffe und bombardierte Ziele im Gazastreifen. Während die Zahl der Toten dort inzwischen weit über 200 liegt, kam auf israelischer Seite bislang ein Mensch ums Leben.
    Die USA kritisierten die israelische Regierung und warfen ihr vor, die Armee tue zu wenig, um Opfer unter der Zivilbevölkerung im Gazastreifen zu vermeiden. Die Armee war zuletzt Anfang 2009 in den Gazastreifen einmarschiert, damals gab es auf Seiten der Palästinenser nach palästinensischen Angaben rund 1.400 Tote. Auf israelischer Seite starben einige Zivilisten und Soldaten.
    (jsc/hba)

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