Die Gefechte im Gazastreifen fordern immer mehr Opfer. Rettungskräfte teilten am Sonntag mit, dass bei einem Angriff auf Gaza-Stadt mindestens 100 Menschen getötet und rund 430 verletzt wurden. Laut Korrespondentenberichten flohen Tausende Palästinenser aus der Stadt. Besonders betroffen ist der östliche Teil von Gaza-Stadt, Schedschaija. Unter den Toten sollen auch viele Frauen und Kinder sein. Augenzeugen sprachen von Dutzenden Leichen, die auf den Straßen lagen. Ein israelischer Militärsprecher bezeichnete Schedschaija als "Hochburg der Hamas". "Die israelischen Truppen wurden beim Vorrücken von allen Seiten mit Maschinengewehren und Panzerfäusten beschossen", sagte er.
13 israelische Soldaten getötet
Am frühen Abend berichtete die israelische Armee, bei den Angriffen auf den Gazastreifen seien allein in der Nacht zum Sonntag 13 israelische Soldaten getötet worden. Bislang war von fünf israelischen Soldaten die Rede gewesen, die seit Beginn der Offensive am 8. Juli getötet wurden. Die Hamas gab zudem am Sonntagabend die Entführung eines israelischen Soldaten bekannt. Israel hatte die Bodenoffensive im Gazastreifen am Sonntag ausgeweitet. Nach Angaben des Militärs beteiligen sich seitdem zusätzliche Kräfte an dem Einsatz.
We are currently expanding our ground operation against Hamas in Gaza.— IDF (@IDFSpokesperson) 20. Juli 2014
Netanjahu macht Hamas für die vielen Toten verantwortlich
Ungeachtet der zahlreichen Toten auf beiden Seiten hat Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu eine Ausweitung der Bodenoffensive im Gazastreifen angekündigt. "Wir werden nicht aufhören, bis alle Ziele erreicht sind", sagte Netanjahu am Sonntag in Tel Aviv. Die radikalislamische Hamas sei selbst für die vielen Toten unter den Zivilisten in dem Palästinensergebiet verantwortlich. "Israel hat diesen Kampf nicht selbst gewählt, er ist uns aufgezwungen worden", sagte der Regierungschef. Das Vorgehen gegen die Tunnel und Raketen der Hamas sei lebensnotwendig für die Sicherheit der Bürger Israels. Es könnten noch "schwere Tage" bevorstehen, sagte Netanjahu.
Ban Ki Moon reist zu Gesprächen in den Nahen Osten
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon begann am Sonntag in Doha der Hauptstadt von Katar eine Vermittlungsmission in der Region. Zum Auftakt seiner Nahostreise forderte er Israel dazu auf, größere Rücksicht auf Zivislisten zu nehmen. Nach UNO-Angaben will Ban danach nach Kuwait, Kairo, Jerusalem, Ramallah im Westjordanland und in die jordanische Hauptstadt Amman reisen. Ziel sei es, Israelis und Palästinensern zu helfen, die Gewalt zu beenden. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas verlangte indessen eine Sondersitzung des UNO-Sicherheitsrats zu dem Konflikt. US-Präsident Barack Obama kündigte an, dass US-Außenminister Kerry ebenfalls zu Vermittlungsgesprächen in den Nahen Osten reisen werde.
Waffenruhe gebrochen
Die Hamas hatte sich am Sonntag zu einer Waffenruhe bereit erklärt, woraufhin auch Israel in eine Feuerpause einwilligte. Diese wurde jedoch kurz nach Beginn gebrochen. Ein israelischer Armeesprecher erklärte, man habe auf einen Beschuss der Hamas reagiert und zurückgeschossen. Die auf Vermittlung des Roten Kreuzes vereinbarte Waffenruhe sollte für zwei Stunden gelten und den Rettungskräften ermöglichen, die Opfer in den Straßen zu bergen.
Der türkische Regierungschef Erdogan verglich Israel erneut mit dem Hitler-Regime. In einer Rede in der türkischen Stadt Ordu sagte Erdogan, die Israelis verfluchten Hitler für den Holocaust, aber die Grausamkeiten im Gaza-Streifen überträfen Hitler sogar noch.
(ach/cc/klg)