Nach dem Scheitern einer Waffenruhe setzt Israel die Luftangriffe auf den Gazastreifen fort. Heute seien 75 Ziele angegriffen worden, teilte die Armee mit. Rund 30 Gebäude seien in der vergangenen Nacht aus der Luft angegriffen worden, teilten Korrespondenten mit. Darunter seien auch Häuser von politischen Führern der radikal-islamischen Hamas gewesen. Nach palästinensischen Angaben wurden 11 Menschen getötet. Die Zahl der Todesopfer im Gazastreifen seit Beginn des israelischen Militäreinsatzes vor gut einer Woche stieg damit auf über 200.
Israels Armee rief zudem in der Nacht die Menschen im nördlichen und östlichen Gazastreifens zum Verlassen ihrer Häuser auf. Von dem Appell betroffen waren die Stadt Beith Lahija und die bei Gaza-Stadt gelegenen Vororte Schidschaija und Seitun, deren Bewohner mit automatisierten Anrufen und Flugblättern gewarnt wurden. Die Aktion gilt Beobachtern zufolge als Vorbote möglicher neuer Luftangriffe auf die Region.
Gestern hatte es kurzzeitig Hoffnungen auf eine Feuerpause gegeben: Israel hatte den ägyptischen Vorschlag einer Waffenruhe akzeptiert und seine Angriffe eingestellt. Die Hamas lehnte den Vorschlag aber ab und feuerte Dutzende Raketen auf Israel ab. Nachdem es auf israelischer Seite das erste Todesopfer durch palästinensischen Beschuss gab, kündigte Regierungschef Benjamin Netanjahu eine Intensivierung der Angriffe im Gazastreifen an.
Neue Mission von Frankreich vorgeschlagen
"Die Hamas hat beschlossen, weiter gegen uns zu kämpfen, und wird einen hohen Preis für diese Entscheidung bezahlen. Wenn es keine Feuerpause gibt, wird unsere Antwort Feuer sein", sagte Netanjahu in einer Fernsehansprache. Israel drohte zuletzt mit einer Bodenoffensive im Gazastreifen und hat Tausende Soldaten an der Grenze zu dem Gebiet zusammengezogen.
US-Außenminister John Kerry kritisierte die Hamas scharf wegen des Ignorierens der Waffenruhe. "Ich kann gar nicht stark genug das Vorgehen der Hamas verurteilen", sagte er. Die USA setzten sich weiterhin für eine Waffenruhe ein. Der ehemalige amerikanische Nahost-Beauftragte Martin Indyk sagte, nur Ägypten, die Türkei und Katar hätten Einfluss auf die Hamas. Mit allen dreien stünde Kerry in Kontakt. Indyk hatte sein Amt im Juni nach dem Scheitern der Nahostinitiative niedergelegt. Damals habe keine der Konfliktparteien den Mut gehabt, den poltischen Status Quo zu verändern, sagte er rückblickend. Jetzt zeigt sich seinen Angaben nach zudem, dass in der Abwesenheit solcher diplomatischen Bemühungen ein Vakuum entsteht, in das Extremisten der Hamas eindringen konnten. UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon appellierte an die radikalislamische Organisation, zu kooperieren, wie ein UN-Sprecher sagte. Der palästinensische Präsident Mahmud Abbas reist heute nach Kairo zu Gesprächen mit Ägyptens Staatschef Abdel Fattah al-Sisi.
Frankreich schlug eine europäische Mission zur Kontrolle der Grenzübergänge zwischen Israel und dem Gazastreifen vor. Außenminister Fabius sagte im französischen Rundfunk, man erhoffe sich, dadurch einen Waffenstillstand zu erreichen. Die arabischen Länder hätten den Vorschlag begrüßt.
(hba/pg/fwa)