Zwei Dinge sind Ministerpräsident Benjamin Netanjahu wichtig, als er am Abend in Jerusalem vor die Presse geht: Vorwürfe platzieren und Entschlossenheit zeigen. Schließlich hatte der israelische Regierungschef angekündigt, hart durchzugreifen.
"Ich habe heute Abend den Abriss der Häuser angeordnet, in denen die Terroristen gewohnt haben. An Häusern von Terroristen früherer Anschläge werden die Abrissverfügungen schneller als bisher umgesetzt. Außerdem habe ich angeordnet, dass Aufwiegelung schärfer verfolgt und bestraft wird. Entsprechende Organisationen werden verboten. Neben diesen offensiven Maßnahmen ergreifen wir auch Schutzmaßnahmen."
So wird die im annektierten Ostteil Jerusalems eingesetzte Grenzpolizei mit Reservisten verstärkt. Soldaten und Sicherheitsleuten ist es ab sofort erlaubt, ihre Waffen auch in der Freizeit zu tragen. Beschlossen hat das Sicherheitskabinett unter Netanjahus Vorsitz auch, dass mehr Palästinenser festgenommen werden sollen und dass in den arabischen Stadtviertel Zufahrtsstraßen mit Betonbarrieren unpassierbar gemacht werden.
Die israelische Regierung erhöht also weiter den Druck auf die palästinensische Bevölkerung in der Stadt, die von den Politikern gerne als ungeteilte und ewige Hauptstadt des Staates Israel bezeichnet wird.
"Die Morde müssen verurteilt werden"
Wie geteilt die Stadt in Wahrheit ist, lässt eine weitere Maßnahme erkennen. Die Frau von einem der Attentäter soll ihr Aufenthaltsrecht in Israel verlieren. Die Mutter von drei Kindern wird Innenminister Erdan zufolge ins israelisch besetzte Westjordanland abgeschoben.
Netanjahu selbst warnte die jüdischen Bürger Israels noch, sie sollten keine Selbstjustiz üben. Drei jüdische Jerusalemer sollen am Abend einen Palästinenser mit einem Teppichmesser angegriffen und verletzt haben. In anderen Fällen sollen Palästinenser jüdische Passanten mit Stichwaffen oder vorbeifahrende Autos mit Steinen beworfen haben.
Der blutige Mordanschlag auf die Besucher der Synagoge gestern Früh - Netanjahu glaubt, dass diese Tat außerhalb Israels gar nicht richtig eingeschätzt wird.
"Die Welt schaut auf dieses Massaker, aber sie verlangt von den Palästinensern nicht, dass sie die wilde Hetze gegen Israel stoppen. Das ist die eigentliche Wurzel des Konflikts. Ich verlange von allen Regierungschefs der zivilisierten Welt, dass diese Morde an Israelis, an Juden mit tiefer Abscheu verurteilt werden."
Denn die Juden und ihr Staat würden systematisch verleumdet, so Netanjahu. Wer etwa behaupte, seine Regierung wolle die Vereinbarungen zwischen Juden und Muslimen auf dem Tempelberg verändern, der lüge. Wie etwa der palästinensische Präsident Abbas, der nach Ansicht Netanjahus zu Hass und Gewalt aufgerufen hat. Sein eigener Inlandsgeheimdienst kann diesen Vorwurf zwar nicht nachvollziehen, Netanjahu aber wiederholt ihn immer wieder, und:
"Die menschlichen Tiere, die diese barbarische Tat verübt haben, waren voll von Hass und Hetze gegen das jüdische Volk und seinen Staat."
Mit Tieren hatte Netanjahu vor ein paar Monaten die Mörder der drei verschleppten israelischen Jugendlichen verglichen. Wenig später hatten junge israelische Siedler einen 16-jährigen Jugendlichen aus Ostjerusalem entführt und bei lebendigem Leib verbrannt.