Die israelische Armee setzt ihre Angriffe im Gazastreifen fort. Eine israelische Rakete traf nach Angaben der palästinensischen Rettungsdienste am Mittwoch ein Haus im mittleren Gazastreifen und tötete fünf Palästinenser, darunter Frauen und Kinder. Das teilte Aschraf al-Kidra mit, Leiter der örtlichen Rettungsdienste. Insgesamt seien am Mittwoch 16 Menschen ums Leben gekommen. Damit stieg die Zahl der Toten seit der am Dienstag gestarteten Offensive auf insgesamt mindestens 40. Mehr als 300 Menschen seien verletzt worden.
Abwehrsystem "Iron Dome" fängt Raketen ab
Nach offiziellen israelischen Angaben wurden am Mittwoch weitere Raketen auf Israel geschossen. In Tel Aviv und im Süden Israels gaben die Sirenen mehrfach Luftalarm. Die Hälfte der Geschosse sei vom Abwehrsystem "Iron Dome" in der Luft abgefangen worden, sagte ein Militärsprecher. Israelische Medien berichteten, zwei vom Gazastreifen aus abgefeuerte Raketen seien vor der Küste von Haifa im Meer eingeschlagen. Der bewaffnete Arm der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas bekannte sich wenig später zu dem Raketenbeschuss. Sollte dieser offiziell bestätigt werden, wäre es das bislang nördlichste Ziel palästinensischer Raketen.
Am Mittwochmorgen griffen israelische Kriegsflugzeuge nach Militärangaben mehr als 160 Stellungen im Gazastreifen an. Unter den Zielen der Luftangriffe waren 118 mutmaßliche Raketenabschussstellen, sechs Hamas-Gebäudekomplexe, zehn Kommandozentren, Waffenlager sowie mindestens zehn Tunnel, die nach Ägypten führen und über die die Hamas mit Waffen und anderen Gütern versorgt wird.Offiziell ist die Grenze seit zehn Monaten geschlossen.
Netanjahu will Angriffe im Gazastreifen ausweiten
Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu kündigte eine Ausweitung der Angriffe im Gazastreifen an. Seine Regierung habe entschieden, "die Angriffe gegen die Hamas und die Terrorgruppen im Gazastreifen zu verstärken", erklärte Netanjahu laut seinem Büro nach einem Treffen mit Militärvertretern. "Die Armee ist auf jede Möglichkeit vorbereitet." Israel mobilisiert derzeit seine Truppen, um eine mögliche Bodenoffensive vorzubereiten.
Ratlos über die Entwicklung im Nahen Osten zeigte sich Shimon Stein, ehemaliger israelischer Botschafter in Berlin. Im Interview mit dem Deutschlandfunk sagte er, Ministerpräsident Netanjahu stehe unter Druck. Eine Besetzung des Gazastreifens - wie von Außenminister Lieberman gefordert - hält Stein jedoch für einen "fatalen Fehler mit unvorhersehbaren Folgen".
Die Lage in Nahost war nach der Ermordung eines jungen Palästinensers eskaliert, die offenbar ein Racheakt für die Entführung und Ermordung von drei israelischen Religionsschülern war. Seit der am Dienstag gestarteten Offensive hat Israel insgesamt mehr als 400 Ziele angegriffen.
(pg/cc)