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Nahost-Korrespondent über seine Arbeit
„Wir können uns da auf keine Seite schlagen“

Jan-Christoph Kitzler berichtet als Korrespondent aus Nahost. Bei Meldungen über den Gazastreifen sei er aktuell aber auf Berichte anderer angewiesen, sagte er im Dlf. Was das bedeutet, erklärt er am Beispiel des Raketeneinschlags in ein Krankenhaus.

Jan-Christoph Kitzler im Gespräch mit Sebastian Wellendorf |
Ein Panoramabild vom Gazastreifen, auf dem Rauchschwaden einer Rakete zu sehen sind
"Während der Kämpfe zwischen israelischen Truppen und islamistischen Hamas-Kämpfern werden aus dem Gazastreifen Raketen auf Israel abgefeuert" - heißt im Text der dpa zu dieser Aufnahme vom 16. Oktober, einen Tag vor dem Raketeneinschlag ins Al-Ahli-Krankenhaus in Gaza (picture alliance / dpa / Ilia Yefimovich)
„Was man berichten kann, müssen wir berichten“, stellt Jan-Christoph Kitzler fest, seit 2019 als Hörfunkkorrespondent für Deutschlandfunk und ARD in Tel Aviv. Und bei dieser Arbeit könne er sich auf keine Seite schlagen, betont der Journalist.
Am Mittwoch hatte es im Al-Ahli-Krankenhaus in Gaza einen Raketeneinschlag gegeben, mit Meldungen über Hunderte Tote zu Beginn. Hier habe er früh gewusst, „wir müssen da vorsichtig sein“, so Kitzler. Zunächst habe mit dem Gesundheitsministerium eine Hamas-Behörde Israel beschuldigt, und erst relativ spät hätten sich die israelischen Streitkräfte umgekehrt geäußert.
„Und das mussten wir natürlich alles in der Berichterstattung unterbringen. Wir konnten keine Entscheidung treffen (…), wer da am Ende schuld war.“ Wichtig sei deshalb, einen „Kontext zu liefern“ – in diesem Fall den, dass beide Szenarien denkbar sind.

Selbst nicht vor Ort im Gazastreifen

Grundsätzlich seien aktuell ausländische Journalisten wie er bei ihrer Arbeit „abhängig von dem, was wir da zugeliefert bekommen“, so Kitzler. Das bedeute auf der einen Seite die Meldungen von Nachrichtenagenturen, aber auch direkte Berichte von vor Ort.
Er selbst kenne den Gazastreifen zwar von vergangenen Besuchen gut und könne sich vorstellen, wie die Situation dort ist. Aber zurzeit komme er nicht rein in das Gebiet. „Und das ist natürlich eine Einschränkung unserer Arbeit.“

Sorge um die Stringer

Auch er sei deshalb angewiesen auf die Arbeit sogenannter „Stringer“. Das sind meist einheimische Journalisten, die Auslandskorrespondenten zuarbeiten. „Die haben natürlich in ihrem Fokus die Wahrnehmung von palästinensischer Seite, und wir müssen das dann mit der anderen Seite kontrastieren und gucken, dass daraus ein Gesamtbild entsteht“, beschreibt Jan-Christoph Kitzler diese Zusammenarbeit im Gazastreifen.

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Er habe aber keine Angst, hierbei möglicherweise Opfer von Hamas-Propaganda zu werden. Vielmehr bereite ihm aktuell die Sicherheit im Gazastreifen Sorgen. Schon einige palästinensische Kolleginnen und Kollegen seien seit Kriegsbeginn gestorben. Den eigenen Leuten sage er deshalb auch: „Wir wollen nicht den schnellen Ton haben und dafür euer Leben aufs Spiel setzen.“