Das Gremium soll am Donnerstag um 16 Uhr (MESZ) zusammenkommen. Zunächst soll UN-Generalsekretär Ban Ki Moon das UN-Gremium über die aktuelle Situation im Nahen Osten informieren. Danach wird der Rat hinter verschlossenen Türen beraten. Mehrere arabische und islamische Staaten hatten eine solche Dringlichkeitssitzung zuvor beantragt.
Mehrere Tote bei neuen Angriffen
Ein Ende der Gefechte ist nicht in Sicht. In der Nacht zum Donnerstag starben bei Angriffen der israelischen Armee im südlichen Chan Junis mehrere Menschen. Auch das Flüchtlingslager Nusseirat im Zentrum des Palästinensergebiets wurde getroffen, ein Mensch starb. Seit Beginn der Luftangriffe auf Ziele im Gazastreifen hat es nach verschiedenen Meldungen bis zu 75 Tote gegeben, darunter sollen 20 Zivilisten gewesen sein. Israel traf nach eigenen Angaben bislang mehrere hundert Ziele und Hamas-Stellungen im Gazastreifen, darunter Raketenrampen, Waffenlager und für Attacken genutzte Tunnel. Laut Hamas wurden dabei mehr als 70 Wohnhäuser führender Hamas-Funktionäre zerstört.
Ein israelischer Militärsprecher sagte nach Angaben des Onlineportals "Ynet", die Streitkräfte hätten noch Tausende potenzielle Angriffsobjekte mehr im Gazastreifen. "Wenn wir handeln müssen, werden wir nicht zögern", sagte Brigadegeneral Moti Almoz.
Radikale Palästinenser greifen erneut Israel an
Militante Palästinenser im Gazastreifen griffen am Donnerstag erneut den Großraum Tel Aviv an. In der Mittelmeermetropole heulten am Morgen die Sirenen, Menschen eilten in Schutzräume. Es war eine Serie dumpfer Explosionen zu hören. Das israelische Fernsehen berichtete, fünf Raketen seien im Umkreis von Tel Aviv von der Raketenabwehr "Iron Dome" in der Luft abgefangen worden. Meldungen über weitere abgefangene Raketen folgten.
Nach Schätzungen befindet sich mittlerweile die Hälfte der acht Millionen Israelis in Reichweite der Hamas-Raketen. Berichte über Opfer auf israelischer Seite lagen nicht vor. Die extremistischen Al-Kassam-Brigaden erklärten, sie hätten in den vergangenen 48 Stunden 279 Raketen auf Israel abgefeuert. Andere militante Gruppen hätten mehr als 100 Raketen gestartet.
Bodenoffensive könnte nächster Schritt sein
Die israelische Regierung erwägt überdies, bald Bodentruppen in den Gazastreifen zu schicken - so wie zuletzt bei einer achttägigen Offensive 2012. Israels Armee mobilisierte bereits 20.000 Reservisten. Armeesprecher Peter Lerner sagte am Donnerstag, eine Bodenoffensive im Gazastreifen sei die "letzte Option". Der israelische Präsident Schimon Peres erklärte in einem Interview des US-Senders CNN, dass er glaube, bald könne eine Bodenoffensive der Streitkräfte beginnen, falls der Raketenbeschuss seines Landes nicht eingestellt werde.
Gegenseitige Schuldzuweisungen
Palästinenserpräsident Mahmud Abbas sprach von einem "Krieg" gegen die Bevölkerung im Gazastreifen und einem "Völkermord". Seine im Westjordanland verwurzelte Fatah bildet mit der radikalen Hamas eine Einheitsregierung. Khouloud Daibes, Leiterin der palästinensischen Mission in Berlin, übte im Deutschlandfunk scharfe Kritik an Israel: Die Luftangriffe auf den Gazastreifen seien "ein barbarischer Krieg und Massenmord" an den Palästinensern.
Der israelische Botschafter Ron Prosor sagte in New York, der Raketenbeschuss der "Terrororganisation" Hamas lasse Israel "keine Wahl". Viele Bürger lebten zurzeit aus Angst vor dem Raketenbeschuss in Schutzräumen. Militante Palästinenser hatten erstmals seit Jahren wieder Jerusalem und Tel Aviv angegriffen.
Einigung im Sicherheitsrat wird nicht erwartet
Es gilt als unwahrscheinlich, dass der UN-Sicherheitsrat in dem Konflikt auf einen Nenner kommt. Die USA, die als ständiges Mitglied ein Veto-Recht haben, stellten sich hinter Israel, forderten aber zugleich Israelis und Palästinenser zur Mäßigung auf.
Israels UN-Botschafter Ron Prosor sagte, sein Land habe der Hamas über alle möglichenKanäle eine Feuerpause angeboten, doch sie habe abgelehnt. "Die Hamas hat uns in diesen Konflikt hineingezogen."
Merkel kritisiert Israels Ministerpräsidenten
Kanzlerin Angela Merkel (CDU) schaltete sich in die Bemühungen um eine Friedenslösung ein. Merkel habe in einem Telefonat mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu die Raketenangriffe auf Israel scharf verurteilt, sagte eine Regierungssprecherin am Mittwochabend. Es gebe keinerlei Rechtfertigung dafür.
UN-Generalsekretär Ban sagte, im Gaza-Konflikt stehe die Lage auf Messers Schneide. "Die eskalierende Situation führt zu einem Teufelskreis, der schnell außer Kontrolle geraten könnte." Gaza und die ganze Region könnten sich keinen weiteren Krieg leisten. Ban forderte einen Stopp der anhaltenden Raketenangriffe auf Israel, erklärte zugleich, er habe Netanjahu zu "maximaler Zurückhaltung und zum Respekt vor internationalen Verpflichtungen zum Schutz von Zivilisten aufgerufen". Doch Netanjahu kündigte nach einer Beratung mit Militärs an, die Angriffe auf die Hamas noch zu verstärken. Die Armee sei "auf alle Möglichkeiten vorbereitet".