Archiv

Nahostreise
Steinmeier lobt Jordaniens humanitären Einsatz

Mit Jordanien und dem Libanon bereist Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zwei Länder, die besonders schwere Lasten durch den Syrienkrieg zu tragen haben. Beide beherbergen Millionen Flüchtlinge, und das obwohl es ihnen selbst wirtschaftlich schlecht geht.

Von Philipp May |
    Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seine Ehefrau Elke Büdenbender werden mit Musik am 28.01.2018 bei den Ausgrabungen in Gerasa (Jordanien) begrüsst.
    Bundespräsident Frank-Walter: Die Jordanier leisten gerade in Sachen humanitäre Hilfe Großes (Jörg Carstensen/dpa)
    Ein Empfang mit militärischen Ehren für den Bundespräsidenten. Fast schon Gewohnheit für Jordaniens König Abdullah bin al-Hussein. Nur zwei Jahre nach Joachim Gauck, ist nun Frank-Walter Steinmeier in Amman zu Besuch. Das sei vor allem als Würdigung eines engen Verbündeten zu verstehen. Denn die Jordanier leisteten gerade in Sachen humanitäre Hilfe Großes.
    "Die vor Jahrzehnten viele palästinensiche Flüchtlinge aufgenommen haben, nach 2003 viele Flüchtlinge aus dem Iralk und in den letzten Jahren seit 2011 viele zehntausend, hunderttausende von Flüchtlingen, die aus Syrien gekommen sind und die hier ein Unterkommen finden mussten. Es ist bewundernswert, was da Land Jordanien leistet."
    Knapp 600 Millionen Euro Hilfe aus Deutschland
    Eine große Bürde trage Jordanien, sagte Steinmeier. Allein 650.000 registrierte Flüchtlinge sind aus Syrien in das rohstoff- und vor allem wasserarme Nachbarland gekommen. Die jordanischen Behörden selbst gehen aber von der doppelten Zahl Geflüchteter aus. So hat die Bundesrepublik 2017 die Hilfen für zivile Projekte noch einmal verdoppelt, auf nun nunmehr knapp 600 Millionen Euro. Geld, das unter anderem in die Finanzierung und Ausstattung von Bildungseinrichtungen, wie der Al Kuds-Schule in Amman fließt, wo der Bundespräsident und seine Frau Elke Büdenbender schon am Vormittag empfangen werden, mit Gesängen und Geklatsche, vielen Selfies und einem Schachturnier.
    Es ist eine besondere, eine so genannte Doppelschicht-Schule. Vormittags werden hier Jordanische Mädchen unterrichtet, nachmittags lernen dann syrische Flüchtlingskinder. Eines von vielen Vorzeigeprojekten, mitfanziert durch den Bund, erklärt Michaela Baur, Leiterin der deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit für die Länder Libanon und Jordanien.
    "Es ist im Prinzip gelungen, die meisten Kinder - wenn auch nicht alle - so früh wie möglich in das Schulsystem zu integrieren und damit zu ermöglichen, dass sie auch einen Schulabschluss machen und später studieren können, wenn das möglich ist und dann ihren Bildunghsweg sozusagen nicht unterbrochen haben.
    Allen syrischen Kindern einen Schulabschluss ermöglichen
    Bildung ist der Schlüssel, betont auch Steinmeier, Und gerade hier leiste Jordanien Großes.
    "Es ist das Ziel der jordanischen Regierung, allen syrischen Kindern möglichst einen Schulabschluss zu ermöglichen."
    Und doch – von echter Integration der Flüchtlinge möchte auch im Syrien kulturell sehr ähnlichen Jordanien niemand reden. Zu knapp sind die Ressourcen. Und so hegt man auch hier die Erwartung, dass die Flüchtlinge wieder nach Syrien zurückkehren, sobald der Krieg vorbei ist. Eine Parallele zu Deutschland. Wo Steinmeier, der Bundespräsident mit ruhendem SPD-Parteibuch in dieser auch hierzulande hitzig geführten Debatte steht, machte er zwischen den Zeilen deutlich mit dem Verweis auf Jordanien.
    "Jordanien weiß, das man vielleicht - wenn man sich die Lage in Syrien beruhigt - davon ausgehen kann, dass syrische Flüchtline zurückgehen werden, aber viele werden natürlich auch hier bleiben."
    Eine Botschaft, die durchaus auch in Deutschland Gehör finden soll. Die Flüchtlingsfrage – sie wird auch weiter diesen Staatsbesuch beherrschen. Heute besucht der Bundespräsident ein Flüchtlingslager in Al Azraq, unweit entfernt vom Militärstützpunkt, von wo aus deutsche Aufklärungstornados im Kampf gegen den IS starten. Auch den deutschen Soldaten wird Steinmeier einen Besuch abstatten, bevor er direkt weiter reist in den Libanon, das durch den Syrienkrieg ebenso belastet ist. In dem ungleich kleineren Land im Vergleich zu Jordanien haben schätzungsweise eine Million Syrer Unterschlupf gefunden.