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Namensforschung
Warum aus dem Luder ein Luther wurde

Außerhalb von theologischen Fachkreisen ist es kaum bekannt: Martin Luther wurde geboren als Martin(us) Luder. Luder habe vor 500 Jahren noch negativer geklungen als heute - eher wie "liederlich" oder "lotterhaft", sagte der Leipziger Namensforscher Professor Jürgen Udolph im DLF. Warum hat Luder zweimal seinen Namen geändert - in Eleutherius und in Luther? Und warum erst mit 35?

Jürgen Udolph im Gespräch mit Andreas Main |
    Jürgen Udolph im orangenen Pullover spricht und gestikuliert mit seinen Händen
    Jürgen Udolph erklärt Martin Luthers Namensänderung (imago stock&people)
    Jürgen Udolph ist Onomastiker, also Namenkundler. Er war Professor an der Universität Leipzig, ist aber bis heute aktiv. Er schreibt Bücher und betreibt das "Prof. Udolph – Zentrum für Namenforschung", ein "auf dem Gebiet der Namenforschung international renommiertes Dienstleistungs- und Forschungsunternehmen", wie es auf der Interseite heißt. Udolph ist Wissenschaftler durch und durch. Aber er scheut sich nicht vor populären Auftritten. In diversen Sendungen in Radio und Fernsehen hat er den Menschen ihre Namen erklärt.
    Jetzt erklärt Udolph den Namen eines berühmten Deutschen, der vor 500 Jahren mit seinen Thesen etwas ausgelöst hat, was die Welt verändert hat: die Reformation. Das Buch trägt den Titel: "Martinus Luder – Eleutherius – Martin Luther. Warum änderte Martin Luther seinen Namen?" Das tat er mit 35 Jahren. Warum erst dann? Und warum überhaupt?
    Udolph erklärt das so: Luther sprach Zeit seines Lebens Plattdeutsch, korrekter: Niederdeutsch. In Wittenberg als Professor an der Universität gehörte er zur Oberschicht der Stadt, die schon hochdeutsch sprach. Der Luder, ein Meister der Selbstdarstellung, wählte die hochdeutsche edle Variante seines Namens, um sich nicht der Gefahr auszusetzen, dass jemand anzügliche Bemerkungen über seinen Namen machen könnte.
    Jürgen Udolph: "Martinus Luder – Eleutherius – Martin Luther: Warum änderte Martin Luther seinen Namen?
    150 Seiten, Universitätsverlag Winter Heidelberg, 26 €, ISBN: 978-3825366407