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Namensstreit entzweit Griechenland und Mazedonien

Der Internationale Gerichtshof hat geurteilt, dass Griechenland nicht das Recht hatte, den NATO-Beitritt des Nachbarlands Mazedonien zu blockieren. Aus der Sicht Athens stellt der Name Mazedonien einen Anspruch auf die gleichnamige nordgriechische Provinz Makedonien dar.

Von Jannis Papadimitriou |
    Der Namensstreit mit Griechenland entbrannte, als die "Sozialistische Republik Mazedonien" 1991 ihre Unabhängigkeit von Jugoslawien erklärte. Außenstehenden kommt der Streit seltsam vor, doch fast alle Griechen sind sich einig: Das nördliche Nachbarland dürfe keinen Alleinvertretungsanspruch auf den Namen "Mazedonien" stellen; dagegen sprächen historische und realpolitische Argumente. Auch nach dem jüngsten Urteil des Internationalen Gerichtshof gibt es für Griechenland keinen Grund, seine Haltung zu überdenken, glaubt Angelos Syrigos, Professor für Völkerrecht und internationale Politik an der "Panteion" Universität in Athen.

    ""In der Vergangenheit hat Griechenland bereits stark nachgegeben. Ursprünglich wollten wir ja das Wort Mazedonien im Staatsnamen überhaupt nicht hinnehmen, doch mittlerweile fordern wir nur, dass man diesem Namen eine geografische oder sonstige Bezeichnung hinzufügt. Ich glaube schon, dass es möglich ist, eine Lösung zu finden, aber ich sehe leider auch, dass die Gegenseite immer stärker auf nationalistische Stimmungsmache setzt"."

    Nach den Balkankriegen, die im Vorfeld des Ersten Weltkriegs die osmanische Herrschaft auf dem Balkan beendeten, war die weitflächige geografische Region Mazedonien dreigeteilt. Der Norden mit der Stadt Skopje wurde dem damaligen Königreich Serbien zugesprochen, der Süden wurde griechisch. Noch heute befürchten viele Griechen, dass ein Nachbarland namens Mazedonien Gebietsansprüche an die griechische Nordprovinz Mazedonien stellen könnte. Da wird womöglich ein alter Unruheherd auf dem Balkan wieder geschürt, glaubt Professor Syrigos zu wissen:

    ""Griechenland muss sich doch gegen alle Eventualitäten schützen. Ich sage nicht, dass wir Angst haben vor Skopje, aber es ist durchaus möglich, dass Skopje in einem künftigen Konflikt gegen uns instrumentalisiert wird. Vergessen Sie nicht: Es gab schon mal in diesem Land einen Bürgerkrieg mit zehntausend Toten, der zum Teil auch wegen Mazedonien geführt wurde; Jugoslawien hatte nämlich damals die kommunistischen Rebellen unterstützt und dafür das griechische Mazedonien im Fall eines Sieges als Gegenleistung gefordert. Das ist gar nicht so lange her, die Generation unserer Eltern hat das alles miterlebt"."

    Athen wirft dem Nachbarland auch eine "Vereinnahmung der griechischen Geschichte vor"- ein Vorwurf, der im geschichtsträchtigen Hellas besonders schwer wiegt. Der antike Mazedonierkönig Alexander der Große gehöre nach allgemeiner Auffassung zu Griechenland wie die Akropolis in Athen. Das findet auch der renommierte Sprachwissenschaftler und Historiker Stadis Apostolidis, der bereits mehrere Bücher über Alexander und seine Nachfolger verfasst hat, in Anlehnung an das Werk des legendären deutschen Historikers Hans Gustav Droysen.
    ""Die Wissenschaft hat da eine klare Antwort: Die antiken Mazedonier waren Griechen, auch wenn sie relativ spät die Bühne der Geschichte betreten haben mit ihren Feldzügen in Asien. Zwischen ihnen und den übrigen Griechen gab es jedenfalls keine ethnologischen Unterschiede, das würde Droysen im Übrigen auch so sehen. Dies zu bezweifeln wäre doch als wolle man behaupten, die Einwohner Kretas seien eine Nation für sich"."

    Dass man im Ausland auf solche und andere griechische Empfindlichkeiten keine Rücksicht nimmt, überrascht den Historiker und bekennenden Realisten Apostolidis nicht.

    ""Es ist nun mal so, dass kein Volk Verständnis hat für die Empfindlichkeiten anderer Völker. Wir haben hierzulande auch kein besonderes Interesse für Polen, zum Beispiel; für die meisten von uns ist es nur ein weites, fernes Land. Für einen Deutschen, dessen Geburtsort und Heimat im heutigen Polen liegt, würde die Sache vielleicht anders aussehen"."