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Nationalpark Hunsrück
Rangerausbildung in 640 Stunden

Im Hunsrück werden die ersten "Ranger" für den künftigen Nationalpark im Südwesten ausgebildet: Forstwirte der staatlichen Betriebe des Saarlandes und von Rheinland-Pfalz drücken noch einmal die Schulbank, damit sie den Besuchern des Nationalparks auch fast verschüttetes Wissen über Heilpflanzen vermitteln können.

Von Ludger Fittkau |
    19 Männer und Frauen - viele in den grünen Pullovern des rheinland-pfälzischen Staatsforstbetriebes - stapfen fröhlich durch eine Frühlingswiese im Pfälzer Bergland und pflücken Blumen und Gräser. Die Gruppe soll lernen, die Pflanzen mithilfe von Bestimmungsbüchern zu identifizieren:
    "Also ich gucke jetzt speziell nach Sachen, die ich noch nicht kenne. Einfach. Um mir da eine Herausforderung zu suchen. Ich habe das Glück, das mein Vater Botaniker ist, von daher habe ich das schon ein bisschen mitgekriegt. Und jetzt will ich mich weiterbilden, hier."
    Gräserbestimmung gehört zur Ausbildung
    Christof Böttiger arbeitet bisher Forstwirt im Saarland und lässt sich in den nächsten Monaten zum Ranger für den neuen Nationalpark Hunsrück ausbilden. Wie Oliver Koos, der zurzeit bei einem rheinland-pfälzischen Forstamt am Rande des künftigen Parkes eingesetzt wird.
    Gräserbestimmung war bisher nicht sein Alltagsgeschäft, gibt er zu. Etwas ratlos blickt er auf die Pflanze, die er gerade gepflückt hat:
    "Ich weiß es nicht, was es ist. Ich muss es noch bestimmen, ich habe gar keine Ahnung."
    Doch Oliver Koos weiß: In wenigen Monaten wird er mit dem Bestimmungsbuch unter den Arm Besuchergruppen durch den neuen Nationalpark Hunsrück führen – in zünftiger Rangerkluft:
    "Ich denke schon, dass wir einen schönen breiten Hut bekommen, der auch den Regen abhält und dementsprechend Kleidung und Schuhwerk. Ich hoffe, ich will mich damit auch identifizieren so ein bisschen."
    Der Hunsrück- Nationalpark, der im Januar 2015 offiziell eröffnet werden soll, reicht von Rheinland-Pfalz in das nördliche Saarland hinein. Auch der Saarländer Gabriel Wern wird deshalb Ranger im rund 10.000 Hektar großen Buchenwald-Nationalpark:
    "Persönlich denke ich, er ist sehr stark im Bewusstsein angekommen. Es gab im Vorfeld in Rheinland-Pfalz aber auch im Saarland viele öffentliche Diskussionen, viele Foren, wo man sich damit beschäftigten konnte. Denn das ganze System Nationalpark im Hunsrück ist so ausgelegt, das viel die Öffentlichkeit auch eingebunden wird. Das nicht die gleichen Fehler gemacht werden, wie schon in anderen Parks. Man sagt auch immer: Na, warste schon wieder im Fernsehen oder ah, na hat dich gesehen, weil das jetzt gerade präsent ist. Das ist schon in aller Munde."
    18 Wochen dauernde Rangerausbildung
    Der bei Köln lebende Diplom-Biologe Klaus Zimmermann leitet bis Dezember die insgesamt 18 Wochen dauernde Rangerausbildung. Ranger, erklärt Zimmermann, der bereits im Eifel-Nationalpark in NRW engagiert war, müssen vielfältig einsetzbar sein:
    "Es wird also nicht nur den mit dem Hut bestückten Ranger in der Landschaft geben, der mit Besuchergruppen durch die Gegend geht, sondern es wird wissenschaftliche Begleitung geben. Und es werden entsprechende Aufgaben da sein, dass die Wegeführung auch gut ist. Dass Beschilderung da ist, das Unterstellmöglichkeiten da sind. All das gehört zu einem sehr komplexen Aufgabenbild, das der Ranger hat."
    Pflanzenbestimmung gehört eben auch dazu. Nach einer halben Stunde kehrt die Gruppe von der Wiese am Umweltcampus zurück in den Seminarraum. Alle legen ihre Gräser und Blumen auf die Tische und greifen zu den Bestimmungsbüchern, die Seminarleiter Klaus Zimmermann verteilt hat. Einige angehende Ranger benutzen Lupen, um jedes Detail ihrer Pflanze zu erkennen und fasziniert den Nachbarn zu zeigen:
    "Siehst Du auf dem Blatt, wie da der Staub drauf liegt. Siehst Du das? Relativ weit unten, da siehst Du den Staub."
    "Ja, ja, ja."
    "Sieht klasse aus! Muss man mal ein Foto machen."
    Heilpflanzen erkennen können
    Fotos schießen die angehenden Ranger auch bei ihren Exkursionen zu den architektonischen Besonderheiten, die es im Nationalpark gibt. Im kleineren saarländischen Teil findet man etwa die Reste einer keltischen Stadtbefestigung: den 600 Meter langen "Ringwall von Otzenhausen". Gabriel Wern glaubt, dass er dort künftig sehr häufig mit Gruppen unterwegs sein wird:
    "Es gibt ja mittlerweile in Deutschland 14 Nationalparks und man muss ja auch gucken, wo es hier noch was Besonderes zu finden gibt. Und das Keltentum ist hier ganz stark vertreten. Der Ringwall in Otzenhausen aber auch andere Dinge, die man findet, wenn man genau hinguckt."
    Genau hingucken - das lernen die künftigen Ranger heute erst einmal bei der Bestimmung von Pflanzen. Klaus Zimmermann hilft Oliver Koos dabei, einem Geheimnis auf die Spur zu kommen, das in seiner Pflanze steckt:
    "Etwas ganz besonders bei der Pflanze ist, worauf man achten könnte, ist, wenn man die mal aufmacht, ist, dass die einen besonderen gelben Saft hat."
    Koos: "Ist bestimmt eine Heilpflanze."
    Zimmermann: "Es wird auch zum Bekämpfen von Warzen benutzt."