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Nationalsozialismus
"Ein paar Unternehmen haben sich ihrer Geschichte noch nicht gestellt"

Deutsche Unternehmen seien bei der Aufarbeitung ihrer Vergangenheit während des Nationalsozialismus auf einem guten Weg, sagte der Historiker Christopher Kopper im DLF. VW habe viel getan, Dr. Oetker und die Munich Re. Dagegen sei die Aufarbeitung bei Ford, Opel und anderen Firmen noch nicht so weit gekommen.

Christopher Kopper im Gespräch mit Änne Seidel |
    Arbeiter am Fließband bei der Endmontage des Kadett im Opelwerk in Rüsselsheim 1936.
    Arbeiter am Opel-Fließband 1936 - der Autobauer könne seine Geschichte während der NS-Zeit noch weiter aufarbeiten, sagte der Historiker Christopher Kopper im DLF. (picture alliance / dpa / Opel_Werksfoto)
    Unternehmen sähen sich in der Öffentlichkeit zunehmend herausgefordert, sich ihrer Vergangenheit zu stellen, sagte der Zeithistoriker Christopher Kopper im DLF. Entweder gäben sie die Erforschung ihrer Geschichte in Auftrag oder ermöglichten es beispielsweise Doktoranden der Geschichtswissenschaft, entsprechende Studien zu verfassen. So habe etwa die Munich Re, der größte Rückversicherer der Welt, Kopper und seinem Kollegen vollen Zugang zu allen Akten gewährt. Ziel sei die Erforschung der Geschichte von der Firmengründung 1880 bis zur Gegenwart gewesen. Kopper und sein Kollege hätten auch alle kritischen Punkte veröffentlichen dürfen.
    Ebenso habe VW viel getan, um seine Geschichte in der NS-Zeit und danach aufzuarbeiten. Das Archiv des Autobauers ist nach Angaben von Kopper sehr gut aufgestellt. Es werde auch in Zukunft öffentlich zugänglich bleiben. Auch die Studie über die Geschichte von Audi und seinem Vorgänger in der Zeit des Dritten Reiches sei gewiss nicht beschönigend gewesen, so Kopper. Die beiden Historiker, die die Studie verfässt hätten, hätten gute Arbeit geleistet.
    Der Rechtfertigungszwang ist weggefallen
    Die Aufarbeitung hat laut Kopper vor allem für familiengeführte Unernehmen große Auswirkungen. Sie müssten teilweise feststellen, dass liebgewonnene Mythen oder Beschönigungen nicht aufrechterhalten werden könnten und korrigiert werden müssten. Das geht nach Ansicht des Historikers heute leichter als früher, weil die Generation, die im Dritten Reich aufwuchs oder Verantwortung trug, nicht mehr lebt und die nachfolgende Generation nicht mehr unter Rechtfertigungszwang stehe.
    Allerdings gibt es aus Koppers Sicht Unterschiede zwischen großen, börsennotierten Unternehmen und kleineren bis mittleren. Letztere hätten oft kein Archiv und wüssten nicht, über welche Unterlagen sie aus der Zeit noch verfügten. Oft seien Unterlagen auch vernichtet worden, weil man sie nach 30 Jahren nicht mehr aufbewahren müsse. Gerade bei mittelständischen Unternehmen kann aus Sicht von Kopper aber noch viel getan werden. Aber auch da gebe es Fortschritte: Beispielsweise habe Dr. Oetker mittlerweile seine NS-Vergangenheit aufarbeiten lassen und dafür viel postive Kritik bekommen.
    Firmen, die ihre Vergangenheit noch aufarbeiten müssen
    Ein paar Unternehmen hätten sich ihrer NS-Vergangenheit allerdings noch nicht gestellt, teilweise sei das aber einfach Pech, so Kopper. So hätte etwa die Commerzbank vor mehr als zehn Jahren ihre Geschichte im Dritten Reich aufarbeiten lassen wollen. Dummerweise sei aber der Haupthistoriker, der das Projekt hätte leiten sollen, erkrankt, sodass er die Arbeit nicht fortsetzen konnte. Auch in der Versicherungsbranche gebe es noch Firmen, die etwas aufzuarbeiten hätten. Gleiches gelte für Ford und Opel.
    Auch Thyssen sei ein Beispiel dafür, dass die Aufarbeitung weitergehen müsse, sagte Kopper. Man habe noch nicht untersucht, inwiefern Zwangsarbeiter bei Thyssen systematisch ausgebeutet worden seien – etwa bei der Hoesch AG, die nicht mehr existiert. Dafür müsse sich ThyssenKrupp als Rechtsnachfolger verantwortlich fühlen.
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