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Nato
Russland droht nach Einladung an Montenegro

Der Balkanstaat Montenegro darf der Nato beitreten. Das beschlossen die Außenminister des Militärbündnisses in Brüssel. Die Entscheidung könnte das Verhältnis zu Russland weiter belasten: Moskau hatte vor der Aufnahme Montenegros in die Nato gewarnt und denkt inzwischen über Gegenmaßnahmen nach.

    Der Außenminister Montenegros, Igor Luksic, schüttelt die Hände mit Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg beim Nato-Außenministertreffen in Brüssel.
    Der Außenminister Montenegros, Igor Luksic, schüttelt die Hände mit Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg beim Nato-Außenministertreffen in Brüssel. (picture alliance / EPA / Olivier Hoslet)
    Die Nato-Außenminister luden das rund 630.000 Einwohner zählende Montenegro offiziell ein, der Verteidigungsallianz beizutreten. Der Balkanstaat verfügt über etwa 2.000 Soldaten. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg bezeichnete die Entscheidung als historisch. "Sie macht klar, dass die Nato ihre Tür offen hält, um die Vision von einem geeinten, freien und friedlichen Europa zu verwirklichen", sagte er.
    Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sprach von einem "guten Signal" für den westlichen Balkan. Es wäre die erste Erweiterung des Militärbündnisses seit 2009, als Kroatien und Albanien beitraten.
    Karte mit Nato-Staaten und Beitrittskandidaten.
    Karte mit Nato-Staaten und Beitrittskandidaten. (picture alliance / dpa)
    Der Einladung vorausgegangen waren Warnungen von Russland vor einer Aufnahme Montenegros. Eine Mitgliedschaft in der Nato würde den Beziehungen zwischen Russland und der Nato "einen weiteren Schlag versetzen", hieß es vergangene Woche aus dem Verteidigungsministerium.
    Präsidentensprecher Dmitri Peskow sagte als Reaktion auf die Entscheidung aus Brüssel, dass Moskau stets gewarnt habe, dass die andauernde Erweiterung der Nato nach Osten zu Gegenmaßnahmen Russlands zum Schutz seiner Sicherheit und Interessen führen werde. Details nannte er nicht.
    Montenegro über Nato-Beitritt gespalten
    Stoltenberg betonte, dass es bei der Aufnahme der ehemaligen jugoslawischen Teilrepublik nicht um Russland gehe. Sie sei "gegen niemanden gerichtet". Der Nato-Generalsekretär betonte zudem: Niemand habe "das Recht, sich in diese Entscheidung einzumischen".
    In Montenegro selbst herrscht keine Einigkeit über einen Nato-Beitritt. In Umfragen sind Befürworter und Gegner gleichauf. Premierminister Milo Djukanovic sprach von einem historischen Tag für sein Land. Der Vorsitzende der oppositionellen Sozialistischen Volkspartei (SNP), Srdjan Milic, sagte dagegen: "Montenegro einzuladen, während eine Mehrheit der Bürger gegen einen Beitritt zur Allianz ist, kommt einem Angriff auf Frieden, Stabilität und Sicherheit gleich." Er forderte eine Volksabstimmung über den Nato-Beitritt.
    Montenegro ist der kleinste Staat Ex-Jugoslawiens. Er spaltete sich erst 2006 von Serbien ab. Von der Einladung bis zum Nato-Beitritt kann es noch dauern. Bei Albanien und Kroatien etwa lag dazwischen ein Jahr. Die beiden Länder waren 2008 von der Nato eingeladen und 2009 aufgenommen wurden.
    (hba/jcs)