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Nato-Strategie im Ukraine-Konflikt
"Keine neue Doktrin"

Russlands Präsident Wladimir Putin habe akzeptiert, dass er international an Macht verliert, sagte der Sicherheitsexperte Henning Riecke im DLF. Sein Auftreten beim G20-Gipfel in Brisbane habe dies gezeigt. Die Nato reagiere mit ihrer mobilen Eingreiftruppe auf die russische Bedrohung – um eine neue Doktrin handle es sich dabei allerdings nicht.

Henning Riecke im Gespräch mit Michael Köhler |
    Die Nato berät in Wales das weitere Vorgehen im Ukraine-Konflikt
    Die Nato berät in Wales das weitere Vorgehen im Ukraine-Konflikt (afp / Georges Gobet)
    Das Militärbündnis sei in seiner Geschichte immer anpassungsfähig gewesen, sagte Riecke, der bei der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik das Programm USA/Transatlantische Beziehungen leitet. Nach Ende des Kalten Krieges habe die Nato auf neue Partnerschaften gesetzt und ihre "Fähigkeiten zur Abschreckung heruntergefahren". Um Russland einzubinden, habe man dem Land "eine Art Deluxe-Partnerschaft" ermöglicht. Nachdem sich nun die Situation geändert habe, drehe das Bündnis die Zeit ein Stück zurück. Dies sei ein "wichtiger und fundamentaler Wandel", so Riecke, "aber einer dahin, was die Nato eigentlich ist".
    Russlands Regierung wolle mit seiner gegenwärtigen Politik der eigenen Gesellschaft signalisieren, im Konflikt mit der Ukraine stark zu bleiben. Drohgebärden gehörten zum außenpolitischen Stil der Russen, so der Experte für Sicherheitspolitik. Dies sei allerdings "riskant" da es zur Folge hätte, dass Putin zwar nach innen seine Macht ausbaue, sich aber nach außen isoliere. "Dieser Mann ist gefährlich, man kann ihm eigentlich nicht vertrauen", so Riecke. Die Frage, was Putin genau wolle, hänge davon ab, "was man ihn machen lässt".
    Wladimir Putin beim Gipfeltreffen in Minsk
    Russlands Präsident Wladimir Putin (afp / Alexey Druzhinin)
    Sie können das Gespräch bis zum 16. April 2015 nachhören.