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Natur braucht Dunkelheit

Gartenlicht boomt zurzeit unter Gartenbesitzern, doch der Einsatz der Leuchtmittel im eigenen Grün ist umstritten. Denn Wildtiere brauchen die Dunkelheit. Insekten sterben zum Beispiel zum Teil durch die Beleuchtung und fehlen dann in der Nahrungskette und als Bestäuber.

Von Anna Florenske |
    Sich ein bisschen Licht in den Garten zu holen, das muss nicht viel Arbeit machen: Gartenbesitzer Mario Schinkel hat sich einfach wetterfeste Solarlampen ins Blumenbeet gesteckt:

    "Wir haben uns für die Solarvariante entschieden, weil wir keine Kabel rumliegen haben wollten. Und eingraben wollten wir die Kabel natürlich auch nicht. Muss ja auch nichts kosten, die Sonne scheint ja da tagsüber drauf."

    Abends strahlen die Solarlampen dann für zwei bis drei Stunden – das ist stimmungsvoll, kostengünstig und umweltfreundlich zugleich, freut sich der Kölner.

    "Wir fanden es eigentlich ganz nett, hier so ein bisschen Licht zu haben. Abends, wenn man draußen sitzt und die Sonne weg ist, das macht eine ganz nette Stimmung."

    Sein Nachbar Peter Widdich sieht das anders:
    "Viele in der Gegend hier haben sich so Lichter in den Garten gebaut. Aber ich halte davon nichts. Ich finde es ganz ok, wenn es dunkel im Garten ist. So wie es überall dunkel ist, weil es halt Nacht ist."

    Beim Thema Licht im Garten streiten sich die Geister. Aus Sicht der Wildtiere ist die Sache aber klar: Sie brauchen die Dunkelheit. Licht im Dunkeln stört ihren natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus, erklärt Carsten Wachholz vom Naturschutzbund am Beispiel der Insekten: Sie orientieren sich nachts normalerweise am schwachen Sternenlicht.

    "Und jetzt stoßen sie auf eine viel hellere Lichtquelle und dann werden sie regelrecht in den Lichtbann geschlagen. Sie sterben letztendlich an Erschöpfung, weil sie gar nicht mehr von dieser Lichtquelle wegkommen. Sie werden Beute anderer Tiere. Oder im Extremfall kommen sie irgendwo in diesem Lampengehäuse, können sie eindringen, und verenden dort."

    Und so sterben Unmengen an Insekten durch die Gartenbeleuchtung. Und die fehlen dann - den anderen Tieren in der Nahrungskette und den Blüten als Bestäuber, erklärt der Naturschützer. Um den Schaden in Grenzen zu halten, sollten Gartenbesitzer keine Lichtquellen wählen, die blaue oder ultraviolette Anteile haben. Denn gerade die ziehen Insekten besonders stark an.

    "Bei anderen Tieren kommt es darauf an, wo das Licht hinfällt. Also am Gartenteich liegt es auf der Hand, dass da auch Amphibien und Frösche so in ihrem natürlichen Rhythmus gestört werden können, weil sie eben durch dieses Licht angelockt werden."

    An Gebäuden könnten sich nistende Fledermäuse oder Vögel durch Licht gestört fühlen. Allein die Position des Lichtes kann hier aber helfen, die Wildtiere möglichst wenig zu irritieren.

    "Dass man tatsächlich mit jemanden, der sich mit Vögeln und Fledermäusen auskennt, die Fassade abgeht, wo denn die Nischen sind. Und dann sollte man nicht den Strahler ausgerechnet dort drauf halten."

    Auch Einbrecher fühlen sich durch Licht gestört. Diesen positiven Aspekt von Licht im Garten betont Otmar Finkler, zuständig für Prävention bei der Kölner Polizei.

    "Unsere Statistik zeigt, dass die Täter die Dunkelheit ausnützen. Um in Ruhe arbeiten zu können, aber auch, um im Schutze der Dunkelheit flüchten zu können. Das zeigt schon, dass Licht eine große Rolle spielt. Ein hell erleuchteter Garten schreckt die Täter mit Sicherheit ab."

    "Aber aus Umwelt- und Naturschutzgründen sollte man das auf jeden Fall auf die Zeiten beschränken,"

    entgegnet Carsten Wachholz vom Nabu.

    "Zur Not mit einer Zeitschaltuhr, wo dann um 23 Uhr das Licht dann auch ausgeht."

    Um Einbrecher abzuschrecken, reichen aber auch schon Bewegungsmelder. Die leuchten ja nur, wenn sich etwas bewegt. Und: Sie verbrauchen wenig Strom und schonen dabei die Tierwelt.