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Naturschutz
Insektenfreundlicher Garten mit heimischen Pflanzen

Der Naturschutzbund ruft dazu auf, Insekten zu zählen und zu melden. Die erste Resonanz darauf ist laut Daniela Franzisi vom NABU positiv. Ihr Tipp für einen insektenfreundlichen Garten: Heimische Pflanzen seien als Nahrungsquelle besser geeignet als exotische Pflanzen, sagte Franzisi im Dlf.

Daniela Franzisi (NABU) im Gespräch mit Georg Ehring |
    Maikäfer sitzt auf Löwenzahn-Blüte
    Der NABU in Deutschland ruft die Bevölkerung zum Insektenzählen auf und hat dafür eine App entwickelt (dpa / Patrick Seeger)
    Georg Ehring: Es hat sich herumgesprochen, dass Insekten immer seltener werden. Die intensive Landwirtschaft mit vielen Pestiziden ist vermutlich ein wichtiger Grund dafür, aber wohl nicht der einzige. Lange Zeit wurde diese Entwicklung ignoriert, doch das ist vorbei. Der Naturschutzbund NABU ruft in diesen Tagen dazu auf, Insekten zu bestimmen, zu zählen und das Ergebnis zu melden, und er hat eine eigene App dafür entwickelt. – Daniela Franzisi kümmert sich beim NABU um das Thema und sie begrüße ich jetzt am Telefon. Guten Tag, Frau Franzisi.
    Daniela Franzisi: Hallo!
    Ehring: Frau Franzisi, wie groß ist denn das Interesse mitzumachen?
    Franzisi: Wir gehen jetzt über das erste Wochenende vom Insektensommer langsam auf die tausend Teilnehmer zu. Das ist schon mal ein ganz schönes Ergebnis. Aber um umfassende Daten zu den Käfern, Schmetterlingen und Co. zu bekommen, wünschen wir uns natürlich, dass noch ganz, ganz viel mehr Menschen beim Insektensommer mitmachen.
    Ehring: Wer jetzt mitmachen möchte, was muss der tun?
    Franzisi: Um beim Insektensommer eine Meldung abzugeben, über unser Online-Formular oder per App, sollte sich jemand bis zu einer Stunde Zeit nehmen an einem schönen Ort. Das kann im Garten sein, auf dem Balkon, auf der Wiese oder im Wald, und dort um sich jeweils zehn Meter herum einfach mal schauen, welche Insekten dort zu finden sind.
    Ehring: Und wie erkennt man die Insekten dann? Dazu hilft ja wohl Ihre App.
    Franzisi: Wir haben eine App entwickeln lassen und da sind 120 Insekten hinterlegt. Das heißt, das sind Insekten, die schon relativ einfach zu erkennen sein sollten, die auch sehr häufig vorkommen, und diese App hat dazu auch eine eingebaute Fotoerkennung. Wenn ich draußen bin, kann ich ein Foto machen von dem jeweiligen Insekt, was ich gerade entdeckt habe, und anhand einer Mustererkennung wird dann die App mit der höchsten Wahrscheinlichkeit anzeigen, welches Insekt das sein kann.
    120 Insekten per Fotokennung hinterlegt
    Ehring: Ich habe das gestern auch versucht auszuprobieren. Das erste Insekt, das mir unterkam, war eine Stubenfliege, und die war gar nicht dabei.
    Franzisi: Okay. Das ist natürlich sehr schade. Das liegt allerdings wirklich daran, dass bei der Fotoerkennung 120 Insekten hinterlegt sind. Das ist natürlich erst mal nur eine Basis. Bei der Stubenfliege ist es natürlich auch so: Wir wollen ja auch, dass die Leute auf jeden Fall erst mal rausgehen und dort die Fotos machen und das erkennen lassen. Aber mit Sicherheit kann man über diese 120 Arten das mit der Zeit noch ausbauen. Es gibt einfach ganz, ganz viele Insekten in Deutschland.
    Ehring: Haben Sie denn schon erste Erkenntnisse und Ergebnisse oder vielleicht Eindrücke, wie sich die Insekten entwickeln? Was ist denn das häufigste Insekt, das Ihnen bisher gemeldet wurde?
    Franzisi: Da müssen wir einfach noch ein bisschen schauen, weil wir immer wieder unsere Datenbank aktualisieren. Da kann ich Ihnen jetzt noch kein Tier direkt an die Hand geben. Aber ich kann auf jeden Fall sagen als erster Eindruck: Gerade übers Wochenende haben ganz, ganz viele Menschen direkt in ihrem Garten geschaut, was auch schon mal sehr spannend ist, weil das natürlich so ein Beobachtungsfeld ist, wo man erst mal gar nicht hinkommt und gar nicht weiß, was da noch alles an Insekten vorkommt.
    Wilde Möhre besser als exotische Pflanzen
    Ehring: Man kann den eigenen Garten ja insektenfreundlicher gestalten. Wie mache ich das?
    Franzisi: Ein insektenfreundlicher Garten ist zum Beispiel dann gegeben, wenn man heimische Pflanzen hat. Man hat zum Beispiel in den Pflanzen-Centern auch immer ganz, ganz viele exotische Pflanzen, die ganz toll aussehen. Aber am besten ist, man hat heimische Pflanzen, weil einfach die Insekten die eher als Nahrungsquelle nutzen. Das kann zum Beispiel etwas sein, was weiß blühend ist. Das kann eine wilde Möhre sein, die wird sehr, sehr gern von unterschiedlichen Insekten genutzt. Das können aber auch andere Pflanzen sein. Da findet man auch Infos bei uns auf der Webseite, welche Pflanzen da zum Beispiel sehr geeignet sind.
    Ehring: Es werden ja in letzter Zeit auch immer mehr Insektenhotels angeboten. Ist das mehr als ein Design-Element im Garten?
    Franzisi: Ob es mehr als ein Design-Element ist, das kommt beim Insektenhotel immer ganz darauf an, welche Materialien verwendet worden sind. Auch da haben wir Infos auf unserer Seite. Ein Aspekt ist zum Beispiel, dass keine Nadelhölzer verwendet werden dürfen, weil die leicht splittern, und das mögen die Insekten nicht. Die möchten auch ein Zuhause haben, wo es zugsicher ist und wo es generell sicher ist, wenn sie ihre Brut dort ablegen. Das liegt aber zum Beispiel bei Insektenhotels auch daran, dass das Holz nicht behandelt werden darf. Es gibt da ganz, ganz viele Aspekte, auf die man zum einen achten muss, aber auch da gibt der NABU auf der Internetseite Tipps, was vor allem mit den Materialien dieser Häuser zusammenhängt.
    Insektenhotels an geschütze Stellen
    Ehring: Wenn ich eins kaufe, kann ich dann sicher sein, dass das einigermaßen in Ordnung ist?
    Franzisi: Das kann ich Ihnen so direkt nicht sagen. Das kommt wirklich darauf an, was ist verwendet worden. Wichtig ist auf jeden Fall auch bei einem Insektenhotel: Vieles wird schon direkt von Insekten angenommen. Aber wo das hinkommt, auf dem Balkon oder im Garten, das sollte schon auch eine geschützte Stelle sein, damit da kein Regen reinkommt, gerne auch ein sonniger Ort, damit sich die Tiere da auch gut entwickeln können. Da fühlen sie sich auf jeden Fall eher wohl. Von dem her ist das nicht immer so leicht zu beantworten, was wir da am besten den Tieren anbieten können.
    Ehring: Daniela Franzisi war das vom Naturschutzbund NABU zum Thema Insektensommer. Herzlichen Dank dazu.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.