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Navigationssystem für den OP

Medizintechnik. – Allen schlechten Nachrichten von den Roboterdoktoren zum Trotz schreitet die roboter- und computerunterstützte Operationstechnik immer weiter voran. Am

    Labor für Operations-Navigation und Robotik der Berliner Charité entwickelt die interdisziplinäre Arbeitsgruppe ein neues Fräsverfahren, das exaktere Knochentransplantate ermöglicht.

    Mühsame Handarbeit, die das Implantat nur annähernd an den zu ersetzenden Knochen anpaßt, so sieht die Anfertigung eines Knochenersatzes bislang aus. Professor Tim Lüth von der Berliner Charité: "Man öffnet die Hüfte und zeichnet dann grob an, wie groß wohl das Knochenstück ist, das man aus der Hüfte entnehmen muss, entnimmt und fräßt es mühsam zurecht, bis es ungefähr wieder die Form hat, die der ursprüngliche Knochen einmal besaß. Mit Knochenzement werden dann die Flächen wieder gefüllt, die nicht so richtig gepasst haben." Ein paßgenaues Implantat sieht anders aus, doch im OP ist es nicht anders möglich.

    In Lüths Labor wird daher ein Navigationssystem samt Fräse entwickelt, das ein Implantat besser an seinen zukünftigen Platz anzupassen. Zunächst wird der fehlende Knochen während der Operation optisch und mechanisch genau vermessen. Eine Stereo-Infrarotkamera liefert räumliche Bildinformationen. Mit einem mit Tastsensoren bestückten Bohrer fahren die Mediziner die Oberfläche des Knochens entlang und ergänzen die Informationen um die Sensordaten. Daraus konstruiert der Computer ein paßgenaues Modell des Transplantats.

    Der Computer unterstützt den Chirurgen beim Fräsen des entsprechenden neuen Knochens. Lüth: "Wenn man sich nicht an der richtigen Stelle befindet, hört der Fräser eben auf." Das Gerät soll möglichst intuitiv zu bedienen sein, damit der Chirurg sich nicht unnötig mit der Technik aufhalten muß. Lüth: "Wir erwarten eine einmalige Einarbeitungszeit von 15 bis vielleicht 60 Minuten. Der Chirurg darf nicht darüber nachdenken müssen, was er hier tut." Bis jetzt hat sich das komplette neue Navigationssystem schon bei zehn Knochentransplantationen in der Gesichts- und Kieferchirurgie bewährt.

    [Quelle: William Vorsatz]