Es waren wahrscheinlich polnische Zwangsarbeiter, die Anfang April 1943 Soldaten der Deutschen Wehrmacht auf eine schreckliche Entdeckung aufmerksam machten: In einem Wald beim Dorf Katyn in der Nähe von Smolensk waren sie auf Massen-gräber gestoßen. Hier waren im Frühjahr 1940 über 4000 polnische Offiziere vom sowjetischen Geheimdienst erschossen und anschließend verscharrt worden. Am 13. April 1943 brachte der Großdeutsche Rundfunk die erste Meldung über den grausi-gen Fund. Einen Tag später war er bereits das Hauptthema in allen Nachrichtensen-dungen.
"Amtliche Vernehmungen ergaben nun, dass im Frühjahr 1940 täglich mehrere vergitterte Eisenbahnwaggons mit polnischen Offizieren in die Nähe des Waldes ge-fahren wurden. Von der Bahnstation wurden sie in verschlossenen Lastkraftwagen in den Wald von Katyn gebracht. Der Wald war streng abgesperrt und wurde von GPU mit Bluthunden patrouilliert. Aus dem Walde wurde einige Zeit später Schießen und Schreien vernommen. Als nunmehr nach drei Jahren an der bezeichneten Stelle ge-graben wurde, kamen die mit Leichen polnischer Offiziere angefüllten Massengräber ans Tageslicht. Eine furchtbare Warnung für die ganze Menschheit."
Reichspropagandaminister Joseph Goebbels war von Anfang an entschlossen, die Entdeckung der Massengräber von Katyn für seine Kampagne gegen den "jüdischen Bolschewismus" auszuschlachten. In seinem Tagebuch notierte er:
"Ich gebe Anweisung, dies Propagandamaterial in weitestem Umfang auszunut-zen. Wir werden die antisemitische Propaganda so hochkitzeln, dass wie in der Kampfzeit das Wort 'Jude’ wieder mit dem verheerenden Ton ausgesprochen wird, wie es ihm gebührt."
Wochenlang fütterten Presse und Rundfunk die deutsche Öffentlichkeit mit immer neuen grauenvollen Details über den "jüdischen Massenmord", wie das Massaker von Katyn bezeichnet wurde.
"Budapest: Ungarische Journalisten, die an der Besichtigung der Massengräber im Wald von Katyn teilnahmen, berichten: Die polnischen Generalstabsoffiziere wurden von der GPU besonders grausam hingerichtet. Sie wurden gefesselt und dann le-bendig begraben. Außer den Generalstabsoffizieren sind alle mit einem Genick-schuss hingerichtet worden. Ein ungarischer Journalist schreibt: Alles, was ich bisher an Grausamkeiten des Krieges gesehen habe, verblasst neben diesen Massengrä-bern. Für die Welt sind diese Massengräber ein weiterer Beweis, was der Mensch-heit harren würde, wenn die Bolschewisten ihre Methode überall anwenden könn-ten."
Zweierlei beabsichtigte Goebbels mit seiner Kampagne: Zum einen wollte er einen Keil zwischen die Sowjets und die Westmächte treiben, zum anderen wollte er der deutschen Bevölkerung vor Augen führen, was sie bei einer Niederlage zu erwarten habe. Doch beide Ziele wurden verfehlt. Die Westalliierten übergingen den Fall Katyn mit Schweigen, weil sie Stalin als Verbündeten brauchten. Und in der deutschen Be-völkerung löste die Katyn-Kampagne ganz unerwartete Reaktionen aus:
"Wir haben kein Recht, uns über die Maßnahmen der Sowjets aufzuregen, weil deutscherseits in viel größerem Umfang Polen und Juden beseitigt worden sind."
Solche Äußerungen registrierten die geheimen Stimmungsberichte der Überwa-chungsorgane überall in Nazi-Deutschland im April und Mai 1943 - ein deutliches Zeichen dafür, wie verbreitet das Wissen um die Verbrechen von SS und Wehrmacht war. Vor diesem Hintergrund schien der Verdacht nahezuliegen, dass auch das Verbrechen von Katyn nicht von den Sowjets, sondern von den Deutschen verübt worden sei.
Eben diesen Eindruck suchte auch die sowjetische Gegenpropaganda zu erwecken, obwohl die Beweislage keinen Zweifel ließ. Denn bei den ermordeten polnischen Of-fizieren hatte man Briefe und Tagebücher gefunden, die allesamt im Frühjahr 1940 endeten - über ein Jahr vor dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion. Die Katyn-Lüge wurde im gesamten Ostblock auch noch Jahrzehnte nach Kriegsende aufrecht-erhalten. Erst im April 1987, im Zuge der Perestroika, wurde eine sowjetisch-polnische Historikerkommission eingesetzt, die die näheren Umstände des Massa-kers aufklären sollte.
Es dauerte noch einmal drei Jahre, bevor sich die sowjetische Führung unter Michail Gorbatschow dazu durchrang, das Verbrechen an den polnischen Offizieren einzu-gestehen. 1992 übergab Gorbatschows Nachfolger, Boris Jelzin, dem polnischen Präsidenten Lech Walensa die bis dahin streng verwahrten geheimen Dokumente, welche die Verantwortung Stalins und seiner Komplizen eindeutig belegten. Im Juli 2000 weihten Russen und Polen gemeinsam in dem russischen Dorf Katyn eine Gedenkstätte ein.
"Amtliche Vernehmungen ergaben nun, dass im Frühjahr 1940 täglich mehrere vergitterte Eisenbahnwaggons mit polnischen Offizieren in die Nähe des Waldes ge-fahren wurden. Von der Bahnstation wurden sie in verschlossenen Lastkraftwagen in den Wald von Katyn gebracht. Der Wald war streng abgesperrt und wurde von GPU mit Bluthunden patrouilliert. Aus dem Walde wurde einige Zeit später Schießen und Schreien vernommen. Als nunmehr nach drei Jahren an der bezeichneten Stelle ge-graben wurde, kamen die mit Leichen polnischer Offiziere angefüllten Massengräber ans Tageslicht. Eine furchtbare Warnung für die ganze Menschheit."
Reichspropagandaminister Joseph Goebbels war von Anfang an entschlossen, die Entdeckung der Massengräber von Katyn für seine Kampagne gegen den "jüdischen Bolschewismus" auszuschlachten. In seinem Tagebuch notierte er:
"Ich gebe Anweisung, dies Propagandamaterial in weitestem Umfang auszunut-zen. Wir werden die antisemitische Propaganda so hochkitzeln, dass wie in der Kampfzeit das Wort 'Jude’ wieder mit dem verheerenden Ton ausgesprochen wird, wie es ihm gebührt."
Wochenlang fütterten Presse und Rundfunk die deutsche Öffentlichkeit mit immer neuen grauenvollen Details über den "jüdischen Massenmord", wie das Massaker von Katyn bezeichnet wurde.
"Budapest: Ungarische Journalisten, die an der Besichtigung der Massengräber im Wald von Katyn teilnahmen, berichten: Die polnischen Generalstabsoffiziere wurden von der GPU besonders grausam hingerichtet. Sie wurden gefesselt und dann le-bendig begraben. Außer den Generalstabsoffizieren sind alle mit einem Genick-schuss hingerichtet worden. Ein ungarischer Journalist schreibt: Alles, was ich bisher an Grausamkeiten des Krieges gesehen habe, verblasst neben diesen Massengrä-bern. Für die Welt sind diese Massengräber ein weiterer Beweis, was der Mensch-heit harren würde, wenn die Bolschewisten ihre Methode überall anwenden könn-ten."
Zweierlei beabsichtigte Goebbels mit seiner Kampagne: Zum einen wollte er einen Keil zwischen die Sowjets und die Westmächte treiben, zum anderen wollte er der deutschen Bevölkerung vor Augen führen, was sie bei einer Niederlage zu erwarten habe. Doch beide Ziele wurden verfehlt. Die Westalliierten übergingen den Fall Katyn mit Schweigen, weil sie Stalin als Verbündeten brauchten. Und in der deutschen Be-völkerung löste die Katyn-Kampagne ganz unerwartete Reaktionen aus:
"Wir haben kein Recht, uns über die Maßnahmen der Sowjets aufzuregen, weil deutscherseits in viel größerem Umfang Polen und Juden beseitigt worden sind."
Solche Äußerungen registrierten die geheimen Stimmungsberichte der Überwa-chungsorgane überall in Nazi-Deutschland im April und Mai 1943 - ein deutliches Zeichen dafür, wie verbreitet das Wissen um die Verbrechen von SS und Wehrmacht war. Vor diesem Hintergrund schien der Verdacht nahezuliegen, dass auch das Verbrechen von Katyn nicht von den Sowjets, sondern von den Deutschen verübt worden sei.
Eben diesen Eindruck suchte auch die sowjetische Gegenpropaganda zu erwecken, obwohl die Beweislage keinen Zweifel ließ. Denn bei den ermordeten polnischen Of-fizieren hatte man Briefe und Tagebücher gefunden, die allesamt im Frühjahr 1940 endeten - über ein Jahr vor dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion. Die Katyn-Lüge wurde im gesamten Ostblock auch noch Jahrzehnte nach Kriegsende aufrecht-erhalten. Erst im April 1987, im Zuge der Perestroika, wurde eine sowjetisch-polnische Historikerkommission eingesetzt, die die näheren Umstände des Massa-kers aufklären sollte.
Es dauerte noch einmal drei Jahre, bevor sich die sowjetische Führung unter Michail Gorbatschow dazu durchrang, das Verbrechen an den polnischen Offizieren einzu-gestehen. 1992 übergab Gorbatschows Nachfolger, Boris Jelzin, dem polnischen Präsidenten Lech Walensa die bis dahin streng verwahrten geheimen Dokumente, welche die Verantwortung Stalins und seiner Komplizen eindeutig belegten. Im Juli 2000 weihten Russen und Polen gemeinsam in dem russischen Dorf Katyn eine Gedenkstätte ein.