Wer wissen will, mit welchen Karossen Dennis Schröder auf den breiten Straßen von Los Angeles unterwegs ist, konnte sich vor zwei Jahren einen guten Eindruck verschaffen. In einem Video aus seiner eigenen Produktion.
Einer der Wagen stand Ende Januar erneut im Mittelpunkt. Diesmal allerdings in einer heiklen Szene. Da wurde der NBA-Profi nach einem Match nachts in Hollywood von der Polizei angehalten. Die war mit mehr als 20 Autos angerückt und forderte ihn auf, auszusteigen.
“Wo ich bei denen war oder close war, haben sie meine Arme runtergemacht, haben mir Handschellen verpasst, aber auch schon echt ruckartig. Und ich denke mir so: Was ist passiert? Sie sagen: ‘Das Auto ist nicht deins. Das ist gestohlen.’”
Zum Glück ließ sich die Sache noch vor Ort aufklären. Ein Missverständnis. Schröder stellte auch dieses Video ins Netz und erzielte über 500.000 Klicks.
Videos wirken spontan und frisch
Der 29-Jährige bedient seine große YouTube-Gemeinde ganz im Stil amerikanischer Reality-TV-Serien. Auf Deutsch. Die Machart unterscheidet sich von den in Europa gängigen Selbstdarstellungsbemühungen von Spitzensportlern. Alles wirkt spontaner. Und frischer.
Professor Thomas Horky, der an der Hamburger Macromedia-Universität das Fach Sportjournalismus unterrichtet, über das Konzept:
“Ich zeige als Sportler mein Leben so, wie es angeblich wirklich ist. Auf der einen Seite relativ professionell produziert. Und auf der anderen Seite mit der subjektiven Kameraführung und mit harten Schnitten so gemacht, dass es sehr authentisch wirkt.”
Horky hat vor zwei Jahren die Besonderheiten der Auftritte prominenter sozialer Persönlichkeiten im Internet untersucht – darunter auch den Fußballer Mesut Özil. Bei Schröder fällt ihm vieles auf. Etwa der parallele Video-Blog von dessen Ehefrau Ellen mit Impressionen aus dem Familienalltag.
“Das ist schon sehr geschickt gemacht. Wo man ja auch Szenen sieht, wie es ohne Dennis in der Familie aussieht und wie sie mit den Kindern unterwegs ist. Und dabei auch ihre Marken präsentiert. Das ist dann schon, man könnte fast sagen, der Beginn eines Medienimperiums “Schröder”, was wir in Deutschland so eigentlich nicht kennen.”
Schröder zum zweiten Mal bei den Lakers
Gerne nutzt Schröder Videomaterial und Instagram-Bilder, die ihn in seinem Brotberuf zeigen – als Basketball-Profi beim Renommierclub Los Angeles Lakers. Einem Team, das Glamour ausstrahlt, aber zuletzt Ansprüche auf Titel und Trophäen auf ein bescheideneres Maß zurückschrauben musste.
Schröder steht bereits zum zweiten Mal im Kader. Das erste Intermezzo im Winter 2020-21 endete, als er sich nicht mit der Franchise über einen längeren Vertrag einig werden konnte. Stattdessen landete er für relativ kleines Geld bei den Boston Celtics und wenige Monate später bei den Houston Rockets – als Notnagel.
“I love the Lakers organization, and they did great things. That's just business. I don't think, I fitted in 100%. You play NBA. And I don't think I gave them everything, what I bring to the table.”
Er habe bei den Lakers nicht zu 100 Prozent hineingepasst, gab er zu, als er in Boston eintraf. Und wohl auch nicht alles gegeben, was er aufzubieten im Stande ist.
Lakers an die Spitze zurückgekehrt
Es sah anfänglich nach seiner Rückkehr erneut nicht gut aus. Nicht nur für ihn. Sondern für die gesamte, auf dem Papier mit drei Starspielern – LeBron James, Anthony Davis und Russell Westbrook – opulent ausgestattete Mannschaft. Erst als Westbrook Anfang Februar abgegeben wurde und dafür im Gegenzug drei talentierte jüngere Spieler nach Los Angeles kamen, kletterten die Lakers langsam aus dem Tabellenkeller.
In den Playoffs räumte man gleich zwei stärker eingeschätzte Gegner aus dem Weg: die Memphis Grizzlies und den Vorjahresmeister, die Golden State Warriors. So stehen die Lakers zur Überraschung vieler im Halbfinale gegen die Denver Nuggets.
Große Followerzahl als Aurgument in Vertragsverhandlungen
Egal, wie die Saison ausgeht, für Schröder dürfte das Kapitel Los Angeles damit endgültig zu Ende gehen. Selbst wenn die Lakers ihn behalten wollten, könnten sie ihm nach den komplizierten Regeln des Tarifvertrags nur knapp 4 Millionen Dollar bieten – ein Drittel des Durchschnittsgehalts in der Liga.
Auf dem freien Markt sähen die Chancen besser aus. Aber sollten ihm auch diese Angebote nicht genügen, könnten ihm seine Erfolge als Selbstvermarkter bei einer Rückkehr nach Europa gute Dienste leisten, sagt Thomas Horky:
“Wenn er jetzt irgendwo anders hingeht, in eine europäische Topliga, dann nimmt er eine hohe Zahl an Follower auf YouTube, auf Twitch und auf Instagram mit. Und das ist für ihn ein eindeutiges Instrument bei der nächsten Vertragsverhandlung. Denn er kann sagen: Lieber Verein, ich bringe dir zwei Millionen Follower auf Instagram und so und so viele Nutzeraufrufe bei YouTube. Wenn wir das zusammen vermarkten, dann kann man daraus noch mehr machen.”