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NDR-Bericht
Interne Untersuchung findet keine "politischen Filter"

Gab es politische Filter in der Berichterstattung des NDR-Landesfunkhauses in Kiel oder nicht? Ein interner Bericht liefert nun erste Ergebnisse. Einige Vorwürfe konnten entkräftet werden, personelle Konsequenzen gibt es trotzdem.

Text: Anh Tran | Jörn Schaar im Gespräch mit Antje Allroggen |
NDR Logo Norddeutscher Rundfunk in Grossbuchastaben an der Fassade des Landesfunkhauses in Kiel
Nach den Vorwürfen zu möglicher politischer Einflussnahme beim NDR Kiel liegt jetzt eine erste interne Untersuchung vor. (imago images/Winfried Rothermel)
Die Vorwürfe wiegen schwer: Ende August berichtet das Online-Portal Business Insider zuerst über Vorgänge im NDR-Landesfunkhaus Schleswig-Holstein. Ein Interview mit Ex-Innenminister Hans-Joachim Grote soll durch die Führung verhindert worden sein. Das Medium kritisiert "politische Filter" bei der Berichterstattung und ein "Klima der Angst" im Funkhaus. Informationen zur Kritik am NDR haben wir in einem FAQ zusammengefasst:

Interner Bericht entkräftet Vorwürfe zur politischen Einflussnahme

In einem Schreiben Anfang September hatte Intendant Joachim Knuth die beiden NDR-Mitarbeiter Thomas Berbner und Carsten Löding mit der Untersuchung der Vorwürfe beauftragt. Ihr 41-seitiger Bericht liegt jetzt vor. Berbner und Löding haben dafür 66 Gespräche geführt und sechs schriftliche Berichte erhalten.
Sie kommen zu dem Ergebnis, dass journalistische Prinzipien eingehalten wurden. Allerdings gab es Probleme bei redaktionellen Absprachen. Auch sie kommen zu dem Schluss - wie zuvor schon ein Bericht des Redaktionsausschusses: "Das angefragte Interview mit dem ehemaligen Innenminister Grote hätte man führen sollen."
Einen politischen Filter - wie im Business Insider beschrieben - konnte der Bericht allerdings nicht nachweisen. Einzelne tagesaktuelle Entscheidungen müssten zwar kritisch beurteilt werden, allerdings sei keine Systematik dahinter erkennbar.

Redaktionsklima angespannt

Im Fernsehbereich kommen die Autoren zu dem Schluss, dass "offenbar lang schwelende Konflikte eine große Rolle" spielen. Sie beobachten einen sehr hierarchischen Führungsstil, der zu schweren Verstimmungen im Kieler Funkhaus geführt habe. Sie empfehlen einen Kulturwandel "hin zu mehr Transparenz und gemeinschaftlicher Diskussion".
Ein Konflikt zwischen dem ehemaligen Redakteur Patrik Baab und Funkhaus-Direktor Volker Thormälen hatte laut Bericht "massive Auswirkungen auf die Stimmungslage im Ressort Politik und Recherche und darüber hinaus." Baab hatte der redaktionellen Leitung in Kiel sinngemäß Behinderung der Recherche vorgeworfen.
Pikant: Medien berichten darüber, dass Baab, der als ehemaliger NDR-Redakteur inzwischen in Altersteilzeit ist, als sogenannter Wahlbeobachter bei den russischen Pseudoreferenden beteiligt war. Er bestreitet gegenüber T-Online diese Rolle: Er sei kein offizieller Wahlbeobachter, sondern recherchiere vor Ort für ein Buchprojekt.

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Personelle Konsequenzen und Ausblick

Der NDR hat in einer Pressemitteilung inzwischen personelle Konsequenzen angekündigt. Nachdem Chefredakteur Norbert Lorentzen und Politikchefin Julia Stein kurz nach Bekanntwerden der ersten Vorwürfe ihre Ämter ruhen ließen, hat Funkhaus-Direktor Thormälen heute bekannt gegeben, dass er wegen des Vertrauensverlusts nicht mehr mit ihnen zusammenarbeiten werde. Beide sollen Aufgaben außerhalb des Landesfunkhaus Schleswig-Holstein erhalten.
Zusätzlich zur jetzt vorgelegten internen Untersuchung hat der NDR Landesrundfunkrat Schleswig-Holstein einen externen, unabhängigen Prüfbericht in Auftrag gegeben. Dessen Ergebnisse stehen allerdings noch aus.