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Neckermann stellt Insolvenzantrag

Nach Quelle ist nun auch der traditionsreiche Versandhändler Neckermann pleite. Besitzer "Sun Capital" drehte den Geldhahn zu, nachdem die Gespräche über den Stellenabbau gescheitert sind.

Von Felix Lincke | 18.07.2012
    Es habe zwar einen tragfähigen Kompromiss gegeben, mit der Geschäftsführung von Neckermann sei man sich einig geworden über einen Sozialplan für 1380 von 2400 Mitarbeitern, die das Unternehmen bis zum Jahresende verlassen sollten. Aber der Eigentümer, der Finanzinvestor Sun Capital Partners, habe abgelehnt. Das sagte Wolfgang Thurner, der für die Gewerkschaft Verdi im Neckermann-Aufsichtsrat ist.

    Das Management will nun alles daran setzen, das laufende Geschäft auch im vorläufigen Insolvenzverfahren aufrecht zu erhalten, heißt es in einer Erklärung. Man denkt dabei vielleicht an ein Planverfahren, wie es die Drogeriemarktkette Schlecker durchläuft. Es gibt aber noch keinen Insolvenzverwalter.

    Zur Neuausrichtung des Geschäfts hatte Anne Putz, die Unternehmenssprecherin von neckermann.de zuvor bereits erklärt:

    "Die Zukunft des Versandhandels liegt im Internet und danach richten wir uns auch aus. Neckermann ist auf dem Weg, ein echter Onlinehändler zu werden. Dieser Entwicklung können wir uns nicht verschließen und passen deshalb unser Angebot und unsere Organisation an."

    Schon vor dem Scheitern der Gespräche über einen Sozialplan, über Abfindungen und eine Transfergesellschaft war allen Beteiligten klar, dass Neckermann den Eigenhandel mit Textilien aufgibt und nur noch als Zwischenhändler im Internet auftreten will. Dafür ist weder ein Katalog, noch ein aufwändiges Zentrallager erforderlich mit einer eigenen Logistik. Die Belegschaft macht für den Niedergang von Neckermann eher die Qualität der Waren verantwortlich:

    "Der Einkäufer, der hat halt Schrott eingekauft, das ist klar. Die Kundschaft, die guckt in den Katalog: Gefällt mir nicht! – und dann wird nichts bestellt, ja , oder wieder zurück geschickt, weil die Ware nix taugt."

    Im April war der Eigentümer Sun Capital noch bereit, weitere 25 Millionen Euro in den Erhalt von Neckermann zu investieren. Diese Zusage wurde heute zurückgezogen.