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Negativzins
Die erste Bank verlangt Geld fürs Sparen

Die Sparkassen und die Genossenschaftsbanken sind eigentlich für die Sparfreude ihrer Kunden bekannt. Nun verlangt ausgerechnet eine dieser Banken einen Strafzins, wenn zu viel Geld auf dem Konto liegt. Selbst, wenn die Grenze bei drei Millionen Euro liegt - dies könnte erst der Anfang sein.

Von Michael Braun |
    Buchstabenwürfel bilden das Wort Zinsen.
    Zinsen gibt es für Sparer kaum noch. Jetzt verlangt die erste Bank sogar Zinsen, wenn zu viel Geld angelegt wird. (dpa / picture alliance / Heiko Wolfraum)
    Zunächst haben die Genossen die Debatte am Hals: Eine der ihren, die genossenschaftliche Skatbank aus dem thüringischen Schmölln, hat als erste deutsche Bank Negativzinsen festgelegt. Sie zahlt keinen Zins für Gelder, die bei ihr angelegt werden. Sondern sie verlangt einen Strafzins.
    Gut, nur für große Summen. Zuerst waren es Summen von einer halben Million Euro an, die die Bank nicht mehr haben wollte und mit einem Strafzins abschreckte. Nun hat sie auf drei Millionen Euro erhöht, vermutlich weil der genossenschaftliche Bankensektor, dem die Skatbank angehört, nichts von solchen Negativzinsen hält. Wer mit mehr als drei Millionen Euro zur Skatbank kommt, muss also für den Betrag, der drei Millionen Euro übersteigt, einen Strafzins zahlen, immerhin 0,25 Prozent.
    Im Sparkassensektor, auch der steht für viel Sparfreude seiner Kunden, gibt es solche Strafzinsen nicht. Negativzinsen seien nicht vermittelbar, heißt es dort. Ähnlich heute auch Bundesbankvorstand Andreas Dombret. Er warnte die deutschen Banken vor der Einführung von Strafzinsen auf Spar- oder Giro-Konten. Verbraucher damit zu schrecken, wäre "negativ für die Sparkultur", sagte Dombret auf einer Tagung in Mainz.
    EZB übt Druck aus
    Wahrscheinlich ahnt er, dass die Skatbank auf Dauer nicht die einzige bleiben wird, die Negativzinsen verlangt. Ein Strafzins für Sparsamkeit, das wäre ein schreckliches Signal, ist bei Sparkassen zu hören. Aber ob nicht in ein, zwei Monaten auch die erste Sparkasse zumindest größere Einlagen mit einem Strafzins abwehrt, dafür will niemand die Hand ins Feuer legen.
    Der Druck kommt von der Europäischen Zentralbank. Sie hat Mitte Juni einen Negativzins von 0,2 Prozent eingeführt, wenn Banken bei ihr Geld anlegen wollen. Die EZB wollte damit den Druck erhöhen, freie Gelder nicht bei ihr zu deponieren, sondern als Kredit auszugeben.
    Dieser Druck überträgt sich auf andere Institutionen, die mehr Einlagen haben als sie an Krediten ausgeben können. Das sind in Deutschland vor allem die Sparkassen und Genossenschaftsbanken. Die dürften auf Dauer für diese Guthaben nur Zinsen zahlen können, wenn sie diese Guthabenzinsen selbst verdienen können. Zwar liegt der sogenannte Spareckzins nur noch bei 0,13 Prozent. Aber auch die zu erwirtschaften, ohne große Risiken einzugehen, fällt immer schwerer.