Vor vier Jahren sorgten die Forschungsergebnisse von Mainzer Paläogenetikern für Furore. Die Wissenschaftler vom Institut für Anthropologie hatten die Gebeine der ersten europäischen Bauern untersucht. Zu ihrer eigenen Überraschung sahen sie, dass die so genannten Neolithiker nicht die Vorfahren heutiger Mitteleuropäer sind. Damit war klar, dass zwar Menschen aus dem Nahen Osten die Idee von Ackerbau und Viehzucht nach Europa gebracht haben, sich aber langfristig hierzulande nicht etablieren konnten. Jetzt haben dieselben Forscher die Knochen von 22 Vertretern der späten Jäger- und Sammlergesellschaften aus Russland, Litauen, Polen und Deutschland untersucht, genauer gesagt: das Erbgut dieser Knochen. Die ältesten Skelette sind mehr als 15.000, die jüngsten 4.300 Jahre alt, sagt Barbara Bramanti.
"Was wir gesehen haben ist, dass die Paläolithiker, besser gesagt die Jäger und Sammler, einfach eine sehr homogene Gruppe waren."
Obwohl zwischen den einzelnen untersuchten Skeletten Tausende Jahre und Kilometer lagen, waren sie klar als eine einheitliche Gruppe zu erkennen. Sie alle hatten also offenbar gemeinsame Vorfahren, so Joachim Burger.
"Wir sehen keinen großen Unterschied zwischen unseren russischen oder litauischen Proben und denen, die wir aus der schwäbischen Alb bekommen haben. Also da scheint über lange Zeit irgendwie ein stabiles Kontinuum zu herrschen."
Nachdem die Jäger und Sammler die Neandertaler vor knapp 30.000 Jahren verdrängt hatten, gab es – genetisch betrachtet – keinen großen Neuerungen mehr in Mitteleuropa. Die neuen Daten verglichen die Mainzer Paläogenetiker anschließend mit den genetischen Profilen jener ersten Bauern, die sie 2005 untersucht hatten. Mithilfe von Computersimulationen wollten sie herausfinden, ob die ersten Bauern die Nachfahren der Jäger und Sammler waren, Barbara Bramanti.
"Aufgrund dieser Computersimulationen haben wir gesehen, dass die Wahrscheinlichkeit sehr niedrig ist, quasi Null. Das heißt, die Jäger und Sammler sind nicht die Vorfahren von den Ackerbauern und sie haben sich auch nicht vermischt."
Die ersten Ackerbauern in Europa waren Einwanderer und haben die Jäger und Sammler größtenteils verdrängt. Die frühen Nomaden wurden also nicht nur kulturell, sondern auch genetisch von den Neuankömmlingen aus dem Karpatenbecken überrumpelt. Mit deren Ankunft hielt nicht nur die Idee der Sesshaftigkeit in Europa Einzug. Sie führte auch zu einem kompletten Populationswechsel. Die neolithische Revolution hatte damit viel weitreichendere Folgern als bislang angenommen. Mit einem solchen Ergebnis hatte Joachim Burger nicht gerechnet.
"Also, wenn man mich das vor fünf Jahren gefragt hätte, hätte ich das für völlig abwegig gehalten, weil solche großen Migrationswellen, wo eine ganze Bevölkerungen von einem Ort zum anderen ziehen mit ihren Rindern, Schafen, Schweinen, Ziegen, das ist ja was ganz Unwahrscheinliches. Also, ich hätte immer gedacht, das sind vielleicht ein paar Pioniere, die diese Idee mitbringen. Also sicherlich migrieren auch ein paar Leute, aber eher die Minderheit. Dass sozusagen mit Sack und Pack migriert wird in der Vorgeschichte, das ist absolut ungewöhnlich."
In einer zweiten Analyse verglichen die Mainzer Forscher die Daten der Jäger und Sammler und der ersten Bauern mit denen heutiger Europäer. Dabei sollte die Frage geklärt werden, wer davon überhaupt als Urahn der heutigen Mitteleuropäer in Frage kommt. Aber das Ergebnis ist ernüchternd: Weder die Jäger und Sammler noch die ersten Bauern können einen Platz in der europäischen Ahnenlinie für sich beanspruchen. Burger:
"Na ja, wenn man sich jetzt die genetischen Linien der Jäger und Sammler und ersten Bauern anschaut, könnte man sagen: Im Grunde ist alles da, aber es stimmt noch etwas nicht."
Es muss also nach der Sesshaftwerdung der Europäer noch mindestens ein demographisches Phänomen stattgefunden haben, das heute noch unbekannt ist. Nach dem Faktor, der die Herkunft der jetzigen Bevölkerung Europas erklären würde, suchen die Forscher noch. Ob es plötzliche genetische Veränderungen gab, die sehr erfolgreich waren – wie zum Beispiel die Milchzuckerverträglichkeit in den vergangenen 6.000 Jahren – oder ob möglicherweise noch weitere Migrationswellen stattgefunden haben, ist noch nicht geklärt.
"Was wir gesehen haben ist, dass die Paläolithiker, besser gesagt die Jäger und Sammler, einfach eine sehr homogene Gruppe waren."
Obwohl zwischen den einzelnen untersuchten Skeletten Tausende Jahre und Kilometer lagen, waren sie klar als eine einheitliche Gruppe zu erkennen. Sie alle hatten also offenbar gemeinsame Vorfahren, so Joachim Burger.
"Wir sehen keinen großen Unterschied zwischen unseren russischen oder litauischen Proben und denen, die wir aus der schwäbischen Alb bekommen haben. Also da scheint über lange Zeit irgendwie ein stabiles Kontinuum zu herrschen."
Nachdem die Jäger und Sammler die Neandertaler vor knapp 30.000 Jahren verdrängt hatten, gab es – genetisch betrachtet – keinen großen Neuerungen mehr in Mitteleuropa. Die neuen Daten verglichen die Mainzer Paläogenetiker anschließend mit den genetischen Profilen jener ersten Bauern, die sie 2005 untersucht hatten. Mithilfe von Computersimulationen wollten sie herausfinden, ob die ersten Bauern die Nachfahren der Jäger und Sammler waren, Barbara Bramanti.
"Aufgrund dieser Computersimulationen haben wir gesehen, dass die Wahrscheinlichkeit sehr niedrig ist, quasi Null. Das heißt, die Jäger und Sammler sind nicht die Vorfahren von den Ackerbauern und sie haben sich auch nicht vermischt."
Die ersten Ackerbauern in Europa waren Einwanderer und haben die Jäger und Sammler größtenteils verdrängt. Die frühen Nomaden wurden also nicht nur kulturell, sondern auch genetisch von den Neuankömmlingen aus dem Karpatenbecken überrumpelt. Mit deren Ankunft hielt nicht nur die Idee der Sesshaftigkeit in Europa Einzug. Sie führte auch zu einem kompletten Populationswechsel. Die neolithische Revolution hatte damit viel weitreichendere Folgern als bislang angenommen. Mit einem solchen Ergebnis hatte Joachim Burger nicht gerechnet.
"Also, wenn man mich das vor fünf Jahren gefragt hätte, hätte ich das für völlig abwegig gehalten, weil solche großen Migrationswellen, wo eine ganze Bevölkerungen von einem Ort zum anderen ziehen mit ihren Rindern, Schafen, Schweinen, Ziegen, das ist ja was ganz Unwahrscheinliches. Also, ich hätte immer gedacht, das sind vielleicht ein paar Pioniere, die diese Idee mitbringen. Also sicherlich migrieren auch ein paar Leute, aber eher die Minderheit. Dass sozusagen mit Sack und Pack migriert wird in der Vorgeschichte, das ist absolut ungewöhnlich."
In einer zweiten Analyse verglichen die Mainzer Forscher die Daten der Jäger und Sammler und der ersten Bauern mit denen heutiger Europäer. Dabei sollte die Frage geklärt werden, wer davon überhaupt als Urahn der heutigen Mitteleuropäer in Frage kommt. Aber das Ergebnis ist ernüchternd: Weder die Jäger und Sammler noch die ersten Bauern können einen Platz in der europäischen Ahnenlinie für sich beanspruchen. Burger:
"Na ja, wenn man sich jetzt die genetischen Linien der Jäger und Sammler und ersten Bauern anschaut, könnte man sagen: Im Grunde ist alles da, aber es stimmt noch etwas nicht."
Es muss also nach der Sesshaftwerdung der Europäer noch mindestens ein demographisches Phänomen stattgefunden haben, das heute noch unbekannt ist. Nach dem Faktor, der die Herkunft der jetzigen Bevölkerung Europas erklären würde, suchen die Forscher noch. Ob es plötzliche genetische Veränderungen gab, die sehr erfolgreich waren – wie zum Beispiel die Milchzuckerverträglichkeit in den vergangenen 6.000 Jahren – oder ob möglicherweise noch weitere Migrationswellen stattgefunden haben, ist noch nicht geklärt.