Nani hockt vor ihrem kleinen Zelt und wäscht ihren vierjährigen Sohn, der mit Mückenstichen übersät ist.
"Ich habe zur Miete in einem Haus gewohnt, das eingestürzt ist. Jetzt habe ich nichts mehr", berichtet Nani. Ihr Zelt steht ziemlich mittig im größten Lager für Erdbebenopfer in Kathmandu. Insgesamt stehen hier noch immer fast 2.000 Zelte, in denen rund 15.000 Menschen leben.
Lager für Erdbebenopfer neben dem Hyatt
Boudha, das Viertel, in dem das Lager liegt, ist bei Touristen sehr beliebt. Direkter Nachbar ist das Fünf-Sterne-Hotel Hyatt, das von einer hohen Mauer umgeben ist. Nanis Zelt ist oft feucht. Es ist Monsunzeit in Nepal. Wenn der Regen niederprasselt und den Boden draußen in Matsche verwandelt, bleibt kaum etwas trocken.
"Ich habe keinen anderen Platz zum Leben. Ich weiß nicht, wo ich hinsoll. Ich bin froh, dieses Zelt zu haben. Aber ich weiß nicht, wie lange wir hier noch bleiben können."
Nani ist 42 Jahre alt und alleinerziehende Mutter. Ihr Mann hat sie vor drei Jahren verlassen. Er lebt jetzt als Arbeitsmigrant in Indien. Seitdem kämpft sie alleine. Für Miete, Kleidung, Essen. Sie ist nie zur Schule gegangen. Nani arbeitet in einer Teppichfabrik. Sechs Tage die Woche, von früh morgens bis spät abends. Für weniger als 50 Dollar im Monat.
Nani ist 42 Jahre alt und alleinerziehende Mutter. Ihr Mann hat sie vor drei Jahren verlassen. Er lebt jetzt als Arbeitsmigrant in Indien. Seitdem kämpft sie alleine. Für Miete, Kleidung, Essen. Sie ist nie zur Schule gegangen. Nani arbeitet in einer Teppichfabrik. Sechs Tage die Woche, von früh morgens bis spät abends. Für weniger als 50 Dollar im Monat.
"Wenn ich könnte, würde ich eine andere Arbeit machen, um ein besseres Leben zu haben. Aber ich habe nichts anderes gelernt. Ich habe nicht genug Geld, um mir ein neues Zimmer zu mieten."
Nani kann maximal 20 Dollar für die Miete ausgeben. Doch die meisten der Häuser, in denen es Zimmer zu diesem Preis gab, sind eingestürzt oder gesperrt. Anderswo sind die Mieten nach dem Beben gestiegen. Und weil Nani nur zur Miete wohnte, bekommt sie keine staatliche Entschädigung für ihren Verlust.
Verschlag aus Holzplanken und Wellblech
Draußen, auf dem Land, hockt Suryanam vor einem Verschlag aus Holzplanken und Wellblech. Sein kleines Steinhaus, in dem er bis zum ersten Erdbeben am 25. April mit seiner Frau und seinen drei kleinen Kindern lebte, ist ein Trümmerhaufen.
Die Wellblechhütte hat Suryanam mit den 150 Dollar gebaut, die er als Entschädigung von der Regierung bekommen hat. Er wohnt in einem kleinen Bergdorf im Distrikt Sindhupalchowk nordöstlich von Kathmandu, in dem die beiden Erdbeben besonders stark gewütet haben. Suryanam ist 29 Jahre alt. Er hat keinen Schulabschluss und denkt über eine Rückkehr nach Saudi-Arabien nach. Er war mit Anfang 20 schon einmal dreieinhalb Jahre am Golf, um als Putzkraft Geld zu verdienen.
"Hier in Nepal habe ich keine Chance. Ich weiß, was mich im Ausland erwartet und wie wir behandelt werden. Das hängt vom Schicksal ab. Einige von uns werden betrogen, andere haben mehr Glück. In Malaysia oder in Katar gibt es viel mehr Betrugsfälle. Ich glaube, Saudi-Arabien ist ok."
Nepal ist ein bitterarmes Land. Fast vier Millionen Nepalesen schuften als Arbeitsmigranten im Ausland. Doch Suryanam braucht erst mal Geld für den Arbeitsvermittler. Mindestens 400 Dollar. Seit dem Erdbeben hat er nur rund 60 Dollar verdient. Er hat Steine geschleppt, anderen beim Wiederaufbau geholfen und auf Feldern geschuftet. Auf dem kleinen Stückchen Land seiner Familie baut er Mais und Reis an. Für den Eigenbedarf. Überschüsse zum Verkaufen gibt es nicht. Suryanam will einen Kredit aufnehmen.