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Nestlé setzt künftig auf Nachhaltigkeit

Der Lebensmittelriese Nestlé will künftig bestimmte Rohstoffe nur noch aus nachhaltiger Produktion kaufen. Das gilt zunächst für Palmöl. Einem indonesischen Zulieferer von Nestlé hatte Greenpeace vorgeworfen, er rode Wälder, in denen die geschützten Orang-Utans leben.

Von Anna Florenske |
    Riesige Regenwald-Flächen wurden und werden gerodet, um darauf Plantagen mit Ölpalmen zu errichten, sagt Markus Radday vom World Wide Fund for Nature WWF:

    "Diese Ölpalmen sind ein typisches landwirtschaftliches Produkt. Das wird überall dort angebaut, wo auch Regenwald wächst. Und dieser Wald wird dann komplett gerodet, um auf der frei werdenden Fläche dann eben diese Palmen anzubauen. Und zwar in sehr großem Maßstab - 80 Prozent davon findet auch nur in zwei Ländern statt nämlich in Indonesien und Malaysia. Also die Wälder der Tieflagen, die artenreichsten Regenwälder die wir kennen, die werden für die Anlage von diesen Rohölplantagen gerodet."

    Geht die Entwaldung zum Beispiel auf den indonesischen Inseln Borneo und Sumatra so weiter voran wie bisher, dann werden die Tieflandregenwälder auf beiden Inseln in zehn Jahren vollends zerstört sein. Doch wo steckt das Palmöl hierzulande eigentlich drin?

    Beim Einkaufen, im Supermarkt. Stefanie Ray hat keine Idee, woran man Produkte mit Palmöl erkennen kann.

    "Nein – eigentlich echt nicht."

    Stefanie greift eine Packung Kartoffelchips. Auch der Blick auf die Zutatenliste bringt keine Klarheit.

    "Was haben wir denn hier? Kohlenhydrate, gesättigte Fettsäuren ... Emulgator. Also von Palmöl steht hier nichts drauf."

    Aber die Bezeichnung "pflanzliches Öl" findet die Kölnerin auf recht vielen Produkten:

    "Ja, in den Sonntagsbrötchen, die man im Kühlregal kaufen kann, ist auch pflanzliches Öl enthalten."

    Volltreffer. Die Sonntagsbrötchen zum Aufbacken enthalten vermutlich Palmöl, meint WWF-Mann Markus Radday:

    "Da ist es mit Sicherheit drin, weil: Das Palmöl ist bei Zimmertemperatur so in der Konsistenz von einer Art leichten Handcreme. Und das ist bei den Firmen auch aus diesem Grund recht begehrt, weil es braucht nicht gehärtet zu werden. Und es verleiht dann auch dem Produkt – was man dann essen kann - ob es ein Schokoriegel ist oder ein Keks – dann auch eine gewisse Härte."

    Hundertprozentig sicher lässt es sich aber nie sagen:

    "Das kann man nicht so sagen, weil das Palmöl ja nicht deklarationspflichtig ist als Palmöl."

    Palmöl und Palmfett müssen also nicht gekennzeichnet werden. Wie auch bei Soja verstecken die Hersteller die Zutaten meist hinter Begriffen "pflanzliches Öl", "pflanzliches Fett" oder ungehärtetes Fett". Doch: Dabei könnte es sich auch um ein anderes pflanzliches Öl oder Fett handeln. In Kosmetika oder Waschmitteln ist Palmöl noch schwieriger zu erkennen, weil es darin nur als chemisch stark veränderte Substanz vorkommt – zum Beispiel als waschaktiver Stoff, auch genannt Tensid, bemängelt der Umweltschützer.

    "Der Verbraucher weiß das dann gar nicht, was da eigentlich drin ist. Zurzeit kann der Verbraucher überhaupt nicht erkennen, was er kauft und hat auch keine Wahl."

    Sehr viele Kekse, Schokoriegel, Brotaufstriche, Kosmetika und Waschmittel enthalten Palmöl. Nur sehr wenige sind eindeutig deklariert. Wer es genau wissen möchte, sollte beim Hersteller nachfragen. Wer nicht will, dass sein Konsumverhalten zur Zerstörung von Regenwäldern beiträgt, sollte Bioprodukte kaufen!

    "Bei denen kann er mit großer Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass das Palmöl nicht aus den Ländern stammt, wo Regenwald großmaßstäblich gerodet wird – nämlich aus Indonesien oder Malaysia. Da gibt es keine noch bio-zertifizierten Plantagen."

    Das gilt auch für den Soja-Anbau, der vor allem in Südamerika riesige Flächen des Regenwaldes frisst. Das Schrot der Sojapflanze wird im großen Stil von Deutschland importiert, weil es hier ein wichtiges Futter in der Tiermast ist. Wer den Regenwald schonen möchte, sollte Biofleisch einkaufen. Denn: Das Futter für Biotiere stammt mit großer Sicherheit nicht aus Regenwaldflächen, sagt Markus Radday. Ein einheitliches Gütesiegel für nachhaltig produziertes Palmöl oder Soja gibt es bislang noch nicht. Für das Palmöl arbeitet der WWF gerade daran:

    "Der WWF setzt sich ja mit anderen Organisationen und mit den beteiligten Firmen, die zum Beispiel Palmöl verarbeiten, dafür ein, dass das aus einer anständigen Produktion stammt, wo zum Beispiel kein Regenwald gerodet wurde für die Plantage. Das ist der sogenannte "Runde Tisch für nachhaltiges Palmöl". Und die Firmen, die sich darin zusammengeschlossen haben, die entwickeln jetzt gerade erst sozusagen das Zertifikat, das dann letzten Endes mit einem Logo auf Produkten stammt."

    Im Rahmen des "Runden Tisches für nachhaltiges Palmöl" wurden 2007 Richtlinien und Kriterien festgelegt, die soziale und ökologische Mindestbedingungen für die Palmölproduktion vorschreiben. Inzwischen hat der Runde Tisch 340 Mitglieder, die etwa die Hälfte der gesamten Palmölproduktion abdecken.

    Weitere Informationen:

    wwf.de

    wwf.de/verbraucherverhalten

    Initiative "Rettet den Regenwald e.V"

    Robin Wood