Olympia-Bewerbung
CDU-Sportpolitiker Nettekoven: "Ein Olympiastadion kann man ja noch bauen"

Der DOSB treibt seine Pläne für eine Olympiabewerbung voran. Auch die Region Rhein-Ruhr will ein Kandidat sein. Jens-Peter Nettekoven (CDU) bringt dafür auch einen Stadion-Neubau ins Gespräch.

Jens-Peter Nettekoven und Andrea Schültke im Gespräch mit Maximilian Rieger |
Jens-Peter Nettekoven lächelt in die Kamera.
Jens-Peter Nettekoven sieht das Fehlen eines großen Leichtathletik-Stadions in NRW nicht als Problem für eine Olympia-Bewerbung (Dlf/sturmberg)
Olympische Spiele in Deutschland - das war das zentrale Thema der Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) am 2. Dezember in Frankfurt. Die Delegierten stellten sich dabei hinter einen Plan, im kommenden Jahr ein Feinkonzept für die Bewerbung um Olympische Sommer- oder Winterspiele vorzustellen. Im Fokus stehen dabei die Sommerspiele 2036 und 2040 sowie Winterspiele 2038 und 2042.
Neben Hamburg, Berlin, München und Leipzig möchte auch Nordrhein-Westfalen mit der Region Rhein-Ruhr deutscher Bewerber für die Ausrichtung der Spiele werden. Für die Sommerspiele 2032 hatte sich die Region bereits beworben. Die Spiele wurden dann aber an Brisbane in Australien vergeben.

Nettekoven: Nachhaltig bedeutet nicht unbedingt ohne Neubau

In einer "Frankfurter Erklärung" hatten sich die Delegierten für eine nachhaltige Bewerbung ausgesprochen. Darin heißt es unter anderem: "Ein Verzicht auf Neubauten wird vollumfänglich begrüßt."
Der sportpolitische Sprecher der CDU in NRW und DOSB-Präsidiumsmitglied Jens-Peter Nettekoven bringt im Deutschlandfunk-Interview aber trotzdem ein drittes deutsches Olympiastadion in NRW ins Spiel.
Ein solches Stadion "kann man ja noch bauen", so Nettekoven. "Nachhaltig heißt ja nicht unbedingt, dass wir keine neuen Gebäude bauen".
In München und Berlin gebe es zwar zwei sehr tolle Olympiastadien, "aber auch diese beiden Stadien werden dann zur Olympia-Bewerbung auch nochmal umgebaut werden müssen, um den Anforderungen des IOCs zu entsprechen."

Spiele in Hamburg oder NRW mit Stadien in Berlin oder München?

Nettekoven erklärte, bei Spielen in NRW oder Hamburg könne man kein Olympiastadion in Berlin oder München nutzen. Da allerdings in einer Umfrage ein Großteil der Menschen vor allem hohe Kosten und anschließend ungenutzte Sportstätten als Gegenargument für eine Olympiaausrichtung sehen, antwortete Nettekoven so: "Dann nehmen wir ein Olympiastadion entweder in Berlin oder München. Und wenn es dann die Region Rhein-Ruhr wird und Hamburg, dann haben wir dezentrale Spiele, mit denen wir uns bewerben. Und wenn das IOC dann dagegen sich ausspricht, dann ist es halt so."
Breitensport und Leistungssport dürfe man bei einer Bewerbung nicht gegeneinander ausspielen. Die Sport-Infrastruktur will Nettekoven mithilfe von Bund, Ländern und Kommunnen deutlich verbessern: "Natürlich kann man keinem Olympische und Paralympische Spiele verkaufen, wenn die eigenen Kinder nicht in Sportstätten gehen können, wenn wir Plätze sperren müssen, weil sie sie marode sind. Und deswegen: Das ist das Ende der Geschichte, die man erzählen muss."

Kritik an Faeser

Nettekoven kritisierte zudem Bundesinnenministerin Nancy Faeser. Das Bundesinnenministerium hatte vor der Versammlung eine Absichtserklärung zur weiteren Unterstützung des Bewerbungsprozesses nicht unterschrieben. Der Bund hätte dafür eine Million Euro für das Jahr 2024 zusichern müssen. Aufgrund der Haushaltskrise will der Bund aktuell diese Zusage aber nicht machen. Faeser erwähnte die Finanzierungsfrage in ihrer Rede nicht ausdrücklich.
"Eine klare Positionierung hätte heute der Bundesinnenministerin in ihrer Rede sehr gut getan. Es sind viele sehr enttäuscht hier weggegangen. Nachdem es gestern hieß, es kommt eine klares Bekenntnis, das nicht gekommen ist, kann ich das ein Stück weit sogar verstehen", sagte Nettekoven.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser geht während der DOSB-Mitgliederversammlung zum Rednerpult.
Nancy Faeser sprach sich in ihrer Rede in den Augen einiger DOSB-Delegierter nicht deutlich genug für eine deutsche Olympiabewerbung aus. (picture alliance / dpa / Thomas Frey)
Auch der Präsident des Landessportbundes NRW, Stefan Klett, kritisierte Faeser und nannte ihren Auftritt enttäuschend.
Es sei "ein Makel", dass die Bundesregierung im Gegensatz zu den Bewerberstädten das Memorandum of Understanding (MoU) des DOSB nicht unterzeichnet habe, sagt Nettekoven. Das MoU ist das Bekenntnis zu einer Bewerbung für die Ausrichtung der Olympischen Spiele. Dennoch gebe es keinen Mangel an Rückhalt für eine Bewerbung, meint Nettekoven.