Auf dem Parkett wurde er heute nicht gesichtet beim Börsengang des Internethändlers Zalando. Aber ohne Oliver Samwer gäbe es Zalando nicht - wie so viele andere Internet-Unternehmen.
Aggressivster Mann im Internet?
An Oliver Samwer scheiden sich die Geister. Die einen finden ihn großartig, die anderen nicht nur extrem anstrengend, sondern auch großmäulig. Er selbst hat sich einmal als den aggressivsten Mann im Internet bezeichnet. Denn das begeistert ihn:
"Ich bin jetzt fast 20 Jahre im Internet-Geschäft. 95 war ich zum ersten Mal im Silicon Valley, 98 haben wir unser erstes Unternehmen, Alando, aufgebaut. Und im Grunde genommen sage ich: Die meisten Geschäftsmodelle haben wir gesehen, und gleichzeitig sind wir bis heute begeistert von der Veränderung, die Technologie bringen kann, und von der Power des Internet."
Treibende Kraft des Brüdertrios
Wie viel Power er selbst hat, zeigte sich schon früh: noch nicht volljährig, nimmt er sich mit seinem älteren Bruder Marc und dem jüngeren Alexander Großes vor. Die drei, Söhne eines angesehenen Anwalts in Köln, alle drei die Besten in der Schule und an der Universität, nehmen sich vor, ein Unternehmen zu gründen. Es wurde nicht nur eines, denn was Oliver Samwer, 42 Jahre alt und treibende Kraft des Trios, macht, das macht er gründlich. Gegenüber dem ZDF beschrieb er seine Arbeitshaltung so:
"Das sind so ein bisschen die deutschen Tugenden: Fleiß, eine gewisse Weise von Mut, eine gewisse Weise von, sage ich mal, Schuster bleib bei deinem Leisten, konzentriere dich auf das, was du gut kannst, mach nicht eine zu große Welle. Und wir sagen immer, wir sind so ein bisschen wie der Schrauben-Würth vom Internet, so ein deutscher Mittelstand."
Gründen und verkaufen
Der unbedingte Wille zum Erfolg treibt ihn an:
"We don't take no as an answer."
Und so gründen und verkaufen sie einen Internethändler nach dem anderen. Beispiele: Alando, eine Kopie der Auktionsplattform Ebay, Jamba, Anbieter von Klingeltönen. Sie expandieren vorwiegend in Schwellenländer, denn dort sei das größte Potenzial für E-Commerce, elektronischen Handel, ist Oliver Samwer überzeugt:
"Meine Länder werden gehen von zwei Prozent auf irgendwann 28 Prozent, 32 Prozent, 35."
Denn E-Commerce werde über kurz oder lang den stationären Einzelhandel verdrängen, glaubt Samwer. Zalando und Home24, Möbelhändler im Internet, sind weitere Samwer-Kinder. Gemeinsam ist den Unternehmen auch: Sie sind Kopien von Geschäftsmodellen, die in den USA Amerika entwickelt wurden, im Silicon Valley mag man die Samwers deshalb gar nicht. Oliver Samwer ficht das nicht an, wie er gegenüber dem ZDF sagt:
"A: Wir haben noch nie Daten geklaut. B: Wenn das doch so wäre, dann würde sich doch jemand mal melden oder so, ja. Der Edison sagt immer bei den Amerikanern: Ein Prozent ist Idee, 99 Prozent ist der Schweiß. Und wir sind ganz stark in dem Bereich Arbeit, Fleiß und der deutschen Tugenden unterwegs."
Da sind sie wieder die deutschen Tugenden. Die sollen ihn noch größer machen, und dazu nutzt er die Beteiligungsgesellschaft Rocket Internet. Die bringt er morgen an die Börse. Und dann wird man den ehrgeizigen, energiegeladenen, cleveren Mann vielleicht doch auf dem Frankfurter Parkett sichten.