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Netzkultur
"Pegida-Hymne" oben in Verkaufscharts - trotz Spott

Für 1,29 Euro ist sie zu haben: Die offizielle "Hymne" der islamfeindlichen Pegida-Bewegung steht seit gut einer Woche online zum Verkauf. Dabei erntet das Lied vor allem eines: Spott im Netz. Aber auch die rechtsgerichtete Bewegung hat gut lachen.

Von Katrin Kampling | 29.12.2015
    Teilnehmer haben sich am 14.12.2015 auf dem Theaterplatz in Dresden während einer Kundgebung des Bündnisses Pegida versammelt.
    Auf dem Theaterplatz in Dresden haben sich Teilnehmer einer Pegida-Kundgebung versammelt. Seit Oktober spielt das Bündnis zu Beginn ihrer Demonstrationen den Pegida-Song "Gemeinsam sind wir stark". (picture alliance / dpa / Sebastian Kahnert)
    So hat sich Pegida-Gründer Lutz Bachmann das wohl nicht vorgestellt, als er das Pegida-Lied "Gemeinsam sind wir stark" in verschiedenen Musik-Portalen zum Verkauf anbot: Die Netzgemeinde verspottet den ganz unbescheiden als "Hymne" betitelten Song, mit dem die so genannten "Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" im Oktober ihr einjähriges Bestehen feierten. Trotzdem haben Bachmann und seine Anhänger gut lachen: Die Pegida-Anhänger kaufen offenbar fleißig, denn das Lied hat bereits den Top-10-Bereich der MP3-Verkaufscharts von Online-Händler Amazon erreicht. Darüber stehen nur noch Künstler wie Adele oder Sido - die sich dort allerdings schon seit Wochen halten.
    Verkauf "für einen guten Zweck" – und die Pegida-Kassen
    Die "Hymne" steht seit gut einer Woche zum Verkauf - 1,29 Euro pro Download, "für einen guten Zweck", wie es heißt. Pegida-Gründer Lutz Bachmann teilte auf seiner Facebook-Seite mit, die Hälfte der Einnahmen ginge an "gemeinnützige Vereine, welche deutschen Obdachlosen, sozial schwächer gestellten Familien und Kindern helfen". Welche Vereine das genau sein sollen, spezifizierte er nicht. Der Rest tilge nicht nur die Produktionskosten des Liedes, sondern fließe zum größten Teil in die Kassen der Pediga-Vereinigung.
    Netzgemeinde spottet: ein "Meilenstein abendländischer Kultur"
    Allein im Shop des Online-Händlers Amazon gaben bereits rund 700 Nutzer eine Bewertung ab. "Alle Argumente der Pegida in einem Song", schreibt ein Rezensent mit dem Usernamen Dorian Grey und spielt damit auf den nicht vorhandenen Text an. Nutzer "Systemic" lobt: "Komplizierte globale politische Herausforderungen werden hier verständlich zusammengefasst. Besonders gut finde ich, wie sich das fragende 'mmmh' am Schluss in 'la,la,la' auflöst. Das macht Hoffnung. Danke für einen Meilenstein abendländischer Leitkultur!"
    Der Rezensent "Party-Idiot äh Patriot" klagt: "Leider funktioniert das Produkt nicht. Ich habe das Lied mehrfach mit meinen Freunden angehört, leider wurden wir weder stärker noch deutscher." Ein anderer meint: "Für das Geld kaufe ich mir lieber einen Döner!"
    "Musikalisch unglaublich arm"
    Auch Twitter beschäftigt sich mit dem Lied. So überlegt Nutzer AnTrentin:
    Guido Markus stellt fest:
    Auf Youtube steht eine zweiminütige Promo-Version des Pegida-Lieds zur Verfügung. Nutzer "GloriousDeeJay" rät: "An dem abrupten Ende sollte sich PEGIDA mal ein Beispiel nehmen."