" Wenn jemand akut erkrankt ist, dann kann er immer noch in eine einzelne Therapie gehen. Er geht zum Arzt, wird dort versorgt und nach einer akuten Erkrankung wird man auch wieder gesund und dann ist alles okay. Aber, wenn jemand langfristig krank ist, über viele Jahre erkrankt ist, dann braucht er Strukturen, die ihnen über diese Zeit auch betreuen können. Und dies ist das, was wir hier versuchen darzustellen. Es gibt solche Netze und sie funktionieren sehr gut und wir wollen versuchen, andere Kollegen dazu aufzurufen, sich diesem Beispiel vielleicht auch anzuschließen und selber Netzwerke zu bilden"
hofft die wissenschaftliche Koordinatorin des Kongresses, Dr. Andrea Benecke. Die Mitarbeiter von Institutionen, die früher einen Patienten nur unter den Gesichtspunkten der eigenen Arbeit kannten, beginnen jetzt gemeinsame Strategien zu erarbeiten, nach dem Vorbild der Selbsthilfeorganisationen, erklärt Professor Heiner Keupp vom psychologischen Institut der Ludwig Maximilians Universität München, am Beispiel einer psychisch erkrankten Mutter mit einem gesunden Kind:
" Die Frage ist jetzt, wie kann das Kind unter den Bedingungen einer ziemlich schwierigen Lebenssituation der eigenen Mutter, wie kann es gesund aufwachsen? Da ist ja sowohl das Jugendamt beteiligt, wie natürlich auch ein Teil der Medizin: die Psychiatrie. Und hier kommt es darauf an, dass die beiden Systeme gut interagieren, dass zum einen der Mutter auch zugetraut wird, für dieses Kind zu sorgen, aber dass auch klar ist, wenn sie in einer schwierigen gesundheitlichen Situation ist, dass dann das Kind nicht unversorgt ist. Und da müssen zwei Systeme interagieren, zu einem Netzwerk zusammengeschlossen werden, dass für beide Teile im System gesorgt ist."
Auch die Krankenkassen, beziehungsweise deren Mitarbeiter müssen für dieses Thema sensibilisiert werden. Das Ziel, sollte in diesem Fall der schnellste und beste Heilungserfolg sein, unter Berücksichtigung der neuesten medizinischen Erkenntnisse. Beispielsweise lädt die Oldenburger Psychotherapeutin Dr. Margit Epstein Patientinnen, die unter traumatischen Mobbing-Erlebnissen leiden, gern zu einer Gruppentherapie ein, Fälle, die sonst im Einzelgespräch geführt werden:
" Was ich gut wahrnehmen kann ist, dass die einzelnen Frauen merken, ob klar, ich bin nicht alleine! Es ist eine ganz simple Feststellung, aber hat eine ganz große Wirkung, weil dadurch ein Stück weit - das, was sehr schnell passiert, nämlich dass Menschen denken "mit mir stimmt was nicht, ich bin nicht normal, ich bringe nicht die Leistung! Ich hätte doch alles, warum bin ich nicht zufrieden? "- und anfangen, sich zu pathologieieren, das wird dadurch ein Stück aufgeweicht."
Mit frappierenden Erfolg: die Patientinnen mussten nicht stationär behandelt werden und die Behandlungsdauer verkürzte sich. Man muss nicht erst Patient werden, um von psychotherapeutischen Netzwerken zu profitieren. Dr. Antje Richter von der niedersächsischen Landesvereinigung für Gesundheit, berichtet über vernetzte Jugendarbeit:
"Ein Beispiel: das Thema Ernährung und männliche Jugendliche. Das ist ja etwas, das nicht unbedingt zusammengehört, aber man kann männliche Jugendliche mit gesunder Ernährung erreichen und sie dafür auch begeistern, wenn man sie dort anspricht, wo sie sich aufhalten. Es gibt hervorragende Modellprojekte, die das geschafft haben und die nur Jungen hatten, die gekocht hatten, die eingekauft haben, die Essen zubereiteten mit voller Begeisterung dabei waren."
Hinzugehen, wo sich die Menschen aufhalten, die man erreichen will, bedeute für alle Beteiligten, darüber nachzudenken, eingefahrene Strukturen zu ändern und zunächst einmal finanzielle Mittel aufzubringen, die sich später jedoch vielfach bezahlt machen, ist das Fazit des Münchner Psychologieprofessors Keupp:
" Menschen, die gut für sich selber sorgen können, die schaffen sich ihre Netzwerke. Das haben sie immer gemacht. Und die, die ganz besonders ihrer bedürfen, die haben oft diese Kraft und diese Fähigkeit nicht gelernt, sich Netzwerke selber zu bauen. Und genau da ist meines Erachtens die wichtige Aufgabe, der Mischung von Psychotherapie und Gemeindepsychologie, auf Menschen aktiv zuzugehen, die diese Hilfe in erster Linie brauchen."
hofft die wissenschaftliche Koordinatorin des Kongresses, Dr. Andrea Benecke. Die Mitarbeiter von Institutionen, die früher einen Patienten nur unter den Gesichtspunkten der eigenen Arbeit kannten, beginnen jetzt gemeinsame Strategien zu erarbeiten, nach dem Vorbild der Selbsthilfeorganisationen, erklärt Professor Heiner Keupp vom psychologischen Institut der Ludwig Maximilians Universität München, am Beispiel einer psychisch erkrankten Mutter mit einem gesunden Kind:
" Die Frage ist jetzt, wie kann das Kind unter den Bedingungen einer ziemlich schwierigen Lebenssituation der eigenen Mutter, wie kann es gesund aufwachsen? Da ist ja sowohl das Jugendamt beteiligt, wie natürlich auch ein Teil der Medizin: die Psychiatrie. Und hier kommt es darauf an, dass die beiden Systeme gut interagieren, dass zum einen der Mutter auch zugetraut wird, für dieses Kind zu sorgen, aber dass auch klar ist, wenn sie in einer schwierigen gesundheitlichen Situation ist, dass dann das Kind nicht unversorgt ist. Und da müssen zwei Systeme interagieren, zu einem Netzwerk zusammengeschlossen werden, dass für beide Teile im System gesorgt ist."
Auch die Krankenkassen, beziehungsweise deren Mitarbeiter müssen für dieses Thema sensibilisiert werden. Das Ziel, sollte in diesem Fall der schnellste und beste Heilungserfolg sein, unter Berücksichtigung der neuesten medizinischen Erkenntnisse. Beispielsweise lädt die Oldenburger Psychotherapeutin Dr. Margit Epstein Patientinnen, die unter traumatischen Mobbing-Erlebnissen leiden, gern zu einer Gruppentherapie ein, Fälle, die sonst im Einzelgespräch geführt werden:
" Was ich gut wahrnehmen kann ist, dass die einzelnen Frauen merken, ob klar, ich bin nicht alleine! Es ist eine ganz simple Feststellung, aber hat eine ganz große Wirkung, weil dadurch ein Stück weit - das, was sehr schnell passiert, nämlich dass Menschen denken "mit mir stimmt was nicht, ich bin nicht normal, ich bringe nicht die Leistung! Ich hätte doch alles, warum bin ich nicht zufrieden? "- und anfangen, sich zu pathologieieren, das wird dadurch ein Stück aufgeweicht."
Mit frappierenden Erfolg: die Patientinnen mussten nicht stationär behandelt werden und die Behandlungsdauer verkürzte sich. Man muss nicht erst Patient werden, um von psychotherapeutischen Netzwerken zu profitieren. Dr. Antje Richter von der niedersächsischen Landesvereinigung für Gesundheit, berichtet über vernetzte Jugendarbeit:
"Ein Beispiel: das Thema Ernährung und männliche Jugendliche. Das ist ja etwas, das nicht unbedingt zusammengehört, aber man kann männliche Jugendliche mit gesunder Ernährung erreichen und sie dafür auch begeistern, wenn man sie dort anspricht, wo sie sich aufhalten. Es gibt hervorragende Modellprojekte, die das geschafft haben und die nur Jungen hatten, die gekocht hatten, die eingekauft haben, die Essen zubereiteten mit voller Begeisterung dabei waren."
Hinzugehen, wo sich die Menschen aufhalten, die man erreichen will, bedeute für alle Beteiligten, darüber nachzudenken, eingefahrene Strukturen zu ändern und zunächst einmal finanzielle Mittel aufzubringen, die sich später jedoch vielfach bezahlt machen, ist das Fazit des Münchner Psychologieprofessors Keupp:
" Menschen, die gut für sich selber sorgen können, die schaffen sich ihre Netzwerke. Das haben sie immer gemacht. Und die, die ganz besonders ihrer bedürfen, die haben oft diese Kraft und diese Fähigkeit nicht gelernt, sich Netzwerke selber zu bauen. Und genau da ist meines Erachtens die wichtige Aufgabe, der Mischung von Psychotherapie und Gemeindepsychologie, auf Menschen aktiv zuzugehen, die diese Hilfe in erster Linie brauchen."