Maria: "Sprich mir nach, komm, für mein Studium: Die Menschenrechte. Erstens: Alle Menschen werden gleich geboren. Zweitens: Sie sind mit Vernunft begab. Drittens: Und es ist ihre Pflicht, sich im Geiste der Brüderlichkeit zu begegnen– blablabla. Viertens: Jeder, mein Kind, hat das Recht auf Freiheit. Jeder Mensch hat das Recht auf Leben – und auf Geld und Schwänze – und die Hälfte von Mamas Haus!" (lachen)
Mit 20 Jahren albert die Studentin Maria während eines Besuchs Zuhause mit ihrer Schwester herum. 12 Jahre später rast sie dagegen durch die Nacht, während im Autoradio von Brandstiftung berichtet wird. Und in der nächsten Szene - aus der Zeit dazwischen - drischt sie auf einen Boxsack ein, um anschließend ihre Kinder zur Schwester zu bringen: für immer ...
Turbulentes Leben in der Krise
"A Blast - Ausbruch", zeigt, wie Marias Leben durch die Krise in Griechenland förmlich explodiert. Das Publikum ist zuerst so orientierungslos wie sie. Doch dann setzt der Film die Scherben aus Marias Gegenwart und Vergangenheit zur Entwicklung einer Frau zusammen, die - mitten in der Krise - aufbricht, um neue Ziele zu verfolgen. Darstellerin Angeliki Papoulia füllt ihre Rolle mit vibrierender Energie, statt mit Resignation:
"Als Maria aufwuchs, glaubte sie an ihr Land und ihre Familie. Und dann wurde sie von allem und jedem enttäuscht. Das führt zu Zorn und Wut. Aber ich würde sagen, dieser Zorn kann auch zu etwas Positivem führen. Maria benutzt ihren Zorn sogar, um sich selbst neu zu erfinden. Eine neue Maria zu werden."
Maria: "Liebst du mich?"
Yannis: "Mehr als jede andere."
Maria: "Egal, was passiert?"
Yannis: "Egal was."
Yannis: "Mehr als jede andere."
Maria: "Egal, was passiert?"
Yannis: "Egal was."
Die Radikalisierung einer Familie
Der Film erzählt auch die Liebesgeschichte von Maria und Yannis, der zur See fährt, um die Familie zu ernähren, und untreu wird. Doch ihre Ehe kann Maria ebenso wenig retten, wie die Mutter vor dem Selbstmord oder die Schwester vor dem Abrutschen ins rechte Milieu. Die Krisen sind übermächtig - und allgegenwärtig: Faschisten machen Jagd auf Ausländer, während die Bank nach dem verschuldeten Haus der Eltern greift. Regisseur Syllas Tzoumerkas will dabei vor allem zeigen, was eine instabil gewordene Gesellschaft mit den Menschen macht:
"Der Film spiegelt die Radikalisierung in Griechenland durch die Krise wieder. Dazu gehören Schattierungen bis zu einem faschistischen Aufstand, der hauptsächlich in der unteren Mittelschicht stattfindet. Die Menschen schlagen in ihren persönlichen Entwicklungen und Entscheidungen plötzlich einen radikalen Weg ein – auch Maria, die schließlich mit ganzer Kraft dafür kämpft, ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen. Die Radikalisierung trifft praktisch alle."
In Maria spiegelt sich der Zustand des Landes
Während Marias Schwester die rassistischen Ansichten ihres Freundes übernimmt, bricht Maria radikal mit ihrem bisherigen Leben und ihrer Familie. Dabei rechnet sie auch mit dem Vater ab. Für Regisseur Tzoumerkas eine Schlüsselszene:
"Mein Film ist auch eine Abrechnung mit der Generation unserer Väter, die in den 80er Jahren und später das Geld durchgebracht hat, was Generation zuvor gespart hatten. Das ist eine bittere Wahrheit. Meine Lieblingsszene dazu ist die, als Maria ihren Vater in der Küche sehr klar und ruhig demütigt. Das ist - glaube ich - ein Moment, der ausspricht, was viele junge Menschen in Griechenland gerade fühlen."
Maria: "Du bist nichts als eine Last. 65.000 Euro an die Bank und noch mal 100.000 ans Finanzamt. Das sind unsere Schulden. Und alles, wozu du in der Lage bist, wenn du mich begleitest, ist Ärger zu machen und alles zu zerstören, was ich versuche zu retten. Ein dummer, alter Mann. Du nimmst deine Rente, deine Bücher und ziehst aufs Land!"
Lässt man sich auf die achronologische Erzählweise ein, ist "A Blast" packender als jeder Thriller. Am Ende kehrt der Film in Marias Wagen zurück. Ob ihr Weg in ein neues Leben oder eine Katastrophe führt, bleibt offen . Sicher ist nur, in dieser Anti-Heldin spiegelt sich der Zustand ihres Landes.