Nach nicht mal zwei Jahren wird DFB-Präsident Fritz Keller in den kommenden Tagen zurück. Seine Ziele, für Ruhe und Transparenz zu sorgen, konnte er nicht umsetzen. Für Hermann Winkler, Präsident des sächsischen Fußball-Verbandes, ist daran aber nicht nur der Präsident selbst schuld ist:
"Fritz Keller, der mit großen Vorhaben gestartet ist, ist eben auch auf den DFB gestoßen, so wie er eben ist und war die letzten Jahre. Und das ist nicht ganz einfach für einen, der von Außen kommt und der sich viel vorgenommen hat."
"Gut, dass es mehrere betrifft"
Zusammen mit Keller verlässt auch Generalsekretär Friedrich Curtius den Verband. Schatzmeister Stephan Osnabrügge und Rainer Koch als Erster Vizepräsident wollen beim nächsten Bundestag nicht mehr für ihre jeweiligen Positionen kandidieren. Ein Schritt in die richtige Richtung, so Winkler:
"Es ist gut, dass es nicht nur an einer Person, nämlich an Fritz Keller, festgemacht wird, sondern dass es mehrere betrifft. Das entspricht auch dem Wunsch vieler Vereinsvertreter und der Basis. Deshalb werden jetzt die Weichen für eine neue Ausrichtung gestellt."
Dass ausgerechnet Rainer Koch, der selbst massiv in der Kritik steht, jetzt den Verband zusammen mit Peter Peters als Interims-Präsident führen soll, scheint für Winkler aber kein großes Problem zu sein. "Er macht es ja nicht alleine", so Winkler. Die Regional- und Landesverbände würden aber sehr genau verfolgen, "wie diejenigen, die jetzt eine besondere Verantwortung haben, diese Verantwortung auch wahrnehmen."
"Klarer Menschenverstand, Basisnähe und Transparenz"
Und das mit mehr Einblick und Informationsfluss als in der Vergangenheit, hofft Winkler. Der Mangel an Transparenz sei ein Grund dafür, warum die Landes- und Regionalverbandsvertreter nicht früher eingreifen konnten. Winkler wünscht sich vor allem:
"Klarer Menschenverstand, Basisnähe und Transparenz. Wenn das durchgesetzt wird, dann haben wir schon viel erreicht. Und deshalb kommt es auch darauf an, dass wir mal prüfen, welche Regelungen in der Vergangenheit getroffen worden sind, beispielsweise mit Satzungsänderung und ob die noch richtig sind oder ob wir die wieder ändern müssen."
Winkler spricht sich zum Beispiel dafür aus, dass der DFB-Präsident in Zukunft wieder die Richtlinienkompetenz erhält. Diese hatte Keller durch eine Strukturreform nie erhalten und hatte daher Probleme, seine Vorstellungen umzusetzen.
Mehr Transparenz soll es auch im Geschäft mit Sponsoren und in Sachen Compliance geben. Es soll keine "dunklen Kanäle und sonstigen Verträge" mehr geben. Ein weiterer Schritt ist die Gründung der DFB GmbH mit einem wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb bis Ende 2021.
Mehr Diversität an der DFB-Spitze
Zudem fordert Winkler, dass der DFB an der Spitze diverser werden sollte. Eine mögliche Kandidatin für die Keller-Nachfolge, die Leiterin der UEFA-Frauenfußball-Abteilung Nadine Keßler, hatte im Tagesspiegel angeregt, dass der DFB auch über Frauen an der Spitze nachdenken solle. Bisher sitzt eine einzige Frau im DFB-Präsidium. Für Winkler viel zu wenig:
"Wir müssen uns diverser aufstellen. Wir brauchen die Erfahrungen, die Kompetenz der Frauen. Und deshalb darf es für mich nicht bloß eine Phrase bleiben, sondern wir müssen wirklich alle gemeinsam versuchen, in den nächsten Jahren in allen Gremien uns diverser aufzustellen, als wir das bisher sind, damit wir wirklich ein Bild der Gesellschaft abbilden, was der Wahrheit entspricht."