Tor in Mainz, für Mainz – da ist in der Arena immer fünfte Jahreszeit und der Narrhalla Marsch auch Wochen nach Rosenmontag inklusive.
Peter Herbert Eisenhuth greift in die Tasten seines Laptops – so wie immer. Pressetribüne Reihe 8 Platz 7, hier saß er schon für die Mainzer Ausgabe der "Rhein-Zeitung", um über die Spiele der "05er" und die Launen der Fans zu berichten. Und er ist geblieben – obwohl es die Zeitung nicht mehr gibt.
"Ja, dann begann ein neues Spiel. Dann war für mich sagen wir mal im ersten Moment die Überraschung groß über das plötzliche Aus, aber ich hatte dann schon relativ schnell die Idee, wie es weiter gehen könnte",
sagt Eisenhuth, nun abseits der Arena. Mit 48 hat er das Neuland betreten. Seine Texte werden jetzt nicht mehr teils Tage später gedruckt. Er veröffentlicht sie selbst – sofort. "Sport aus Mainz" heißt das neue Portal, bei dem der Name Programm ist.
"Also grundsätzlich sind wir an die Sache ran gegangen, indem wir gesagt haben, wir bieten erst mal das an, was wir als 'Mainzer Rhein-Zeitung' auch gemacht haben. Da haben wir unsere Kompetenz, da kennen wir uns aus – sind aber jetzt schon langsam dabei, das inhaltliche Angebot auszudehnen auf andere Sportarten, die wir früher nicht auf dem Plan hatten, möglicherweise auch andere Ligen."
Eisenhuth ist dabei nicht allein. Exakt ein Dutzend Journalisten und Fotografen wollen Sportfans in der Region für ihr Projekt gewinnen. Die Hürde liegt hoch: Wer "Sport aus Mainz" lesen will, muss ein Abo lösen, für mindestens knapp fünf Euro im Monat. Auch Katja Puscher, 39 und Fachfrau für Tennis, ist überzeugt:
"Dass es ganz dringend notwendig ist, dass es sich durchsetzt, für Journalismus auch im Internet zu bezahlen. Es ist schon Motivation zu zeigen, dass es funktionieren kann."
Journalistisches Start-up mit Bezahlschranke
Damit liegt das junge Portal gleich im Trend: Immer mehr Verlage lassen vor ihren Internetseiten die Bezahlschranke herunter, weil Werbung allein nicht reicht. Sie können sich allerdings zur Not darauf verlassen, dass das klassische Geschäft mit Gedrucktem das Digitale stützt. Bei "Sport aus Mainz" heißt es hingegen "alles oder nichts". Sollte das am Ende klappen, dann wäre das Projekt gewiss eine kleine Sensation.
"Wenn es möglich ist, ist es ganz bestimmt nicht alleine in Mainz möglich. Also dann mag es sogar irgendwann Nachahmer geben nach dem Mainzer Modell."
Zu diesem Mainzer Modell gehört aber auch dies: Nach dem Aus der "MRZ" ist der publizistische Markt recht überschaubar. Übrig blieb allein noch die örtliche "Allgemeine", die "AZ". Das neue Portal ist damit automatisch die einzige Alternative. Kämpfen müssen sie trotzdem – "Sport aus Mainz", ein journalistisches Start-up.
"Klar, jeder kann aus Hobby seine Seite machen, sein Blog schreiben und das mag dann zum Spaß funktionieren. Aber wenn es als Wirtschaftsmodell gedacht ist, dann braucht es ein bisschen mehr",
sagt Sportjournalist Eisenhuth. Weil sie ihr Projekt auf eigene Faust durchziehen, haben sie einen ordentlichen Kredit aufgenommen. Sie bezahlen Programmierer und Designer, planen eine App für mobile Geräte und legen abends Werbung aus, in Kneipen und in vielen kleinen Vereinsheimen, denn auch das ist ihr Geschäft: die unteren Ligen, die Randsportarten, das vermeintlich Abseitige. Auch hier buhlen die einstigen Zeitungsredakteure jetzt wieder um Abonnenten – diesmal fürs Digitale.
"Wir wollen in einem Jahr an dem Punkt sein, dass wir sagen können: Es funktioniert. In zwei Jahren wollen wir damit das erste Geld verdienen. Und in drei Jahren geht's ab wie sonst was!"