In der Provinz Minya, knapp fünf Autostunden südlich von Kairo. Die Umgebung ist ländlich, fast idyllisch, am Nil gelegen, mit Zuckerrohr, Palmen und Wasserbüffeln. Ein zentraler Ort in Minya, Mallawi, dagegen ist verbaut, unverputzter roter Backstein neben grauen Mauern aus Beton. Da sticht ein sandfarbenes Gebäude heraus, das Museum für Altertümer, in seiner Architektur einem einfachen Tempel nachempfunden.
Es ist ein besonderer Tag. Nach drei Jahren Restauration wird das Museum wieder eröffnet. 2013 war es infolge der Absetzung des islamistischen Präsidenten Mursi zu heftigen Ausschreitungen gekommen, vor allem hier in der Region. Islamisten, aber auch unpolitische Kriminelle hatten Kirchen und Museen in Brand gesetzt und geplündert. Besonders betroffen war das Museum Mallawi.
Es ist ein besonderer Tag. Nach drei Jahren Restauration wird das Museum wieder eröffnet. 2013 war es infolge der Absetzung des islamistischen Präsidenten Mursi zu heftigen Ausschreitungen gekommen, vor allem hier in der Region. Islamisten, aber auch unpolitische Kriminelle hatten Kirchen und Museen in Brand gesetzt und geplündert. Besonders betroffen war das Museum Mallawi.
Größter Museumsraub in der ägyptischen Geschichte
Die Plünderung -, der größte Museumsraub in der ägyptischen Geschichte. Einheimischen Behörden gelang es jedoch, ein Großteil der Artefakte aufzuspüren und sicherzustellen. Indem sie eine Amnestie für reuige Sünder aussprachen und mit internationalen Organisationen wie UNESCO und Interpol zusammenarbeiteten.
Khaled El Anani ist der Minister für Antiquitäten, seit knapp einem halben Jahr im Amt, Ägyptologe mit Promotion im französischen Montpellier. Er hat eine Botschaft, für Ägypten und die Welt. "Weder Terroristen noch Kriminelle können uns etwas anhaben", sagt er. "Die ägyptische Zivilisation ist Jahrtausende alt. Das Museum hier wurde zerstört. Doch es hat seine Tore wieder aufgemacht, und heute ist es besser als zuvor."
Khaled El Anani ist der Minister für Antiquitäten, seit knapp einem halben Jahr im Amt, Ägyptologe mit Promotion im französischen Montpellier. Er hat eine Botschaft, für Ägypten und die Welt. "Weder Terroristen noch Kriminelle können uns etwas anhaben", sagt er. "Die ägyptische Zivilisation ist Jahrtausende alt. Das Museum hier wurde zerstört. Doch es hat seine Tore wieder aufgemacht, und heute ist es besser als zuvor."
Neuanfang mit gutem Konzept
Tatsächlich boten die verheerenden Übergriffe Chancen für einen Neuanfang. Anders als das in ägyptischen Museen normalerweise anzutreffende Durcheinander, das Besucher verzweifeln lässt – schlimmer noch - die Kunstschätze ihrer Bedeutung beraubt, ist das neue Mallawi-Museum gut geordnet und übersichtlich. Weil es ein Konzept hat.
Und das besagt: Es geht um lokale Geschichte. Und: Es geht nicht um Herrschaftsgeschichte, sondern um den Alltag der Menschen, ihr Diesseits und ihren Glauben an das Jenseits - in bewusster Abgrenzung zum ebenfalls in Minya gelegenen "Aton-Museum", das den monotheistischen Sonnenkult des Echnaton und der Nofrete thematisiert – und: Amarna, die neue Hauptstadt, die beide vor fast 3.500 Jahren bauen ließen.
Und das besagt: Es geht um lokale Geschichte. Und: Es geht nicht um Herrschaftsgeschichte, sondern um den Alltag der Menschen, ihr Diesseits und ihren Glauben an das Jenseits - in bewusster Abgrenzung zum ebenfalls in Minya gelegenen "Aton-Museum", das den monotheistischen Sonnenkult des Echnaton und der Nofrete thematisiert – und: Amarna, die neue Hauptstadt, die beide vor fast 3.500 Jahren bauen ließen.
Hingabe von Restauratoren und Ausstellungsmachern ist deutlich zu spüren
Ilham Salah, im Ministerium für die Altertümer-Museen verantwortlich, ist Motor für das Konzept in Mallawi:
"Wir haben entschieden, uns auf Mallawi zu konzentrieren. Was war hier, in der Pharaonenzeit, für die Menschen bedeutsam? Wir haben die Ausstellung daher mit dem Thema 'Familie' eröffnet, mit einer Statue, die ein Ehepaar darstellt, es ist sich nah, berührt sich. Bis heute ist die Familie in Oberägypten wichtig. Sie ist das Fundament der Gemeinschaft."
Die Ausstellung fährt fort mit Küche, Landwirtschaft, Handwerk und Handel. Es geht um Kosmetik, um Schreiben und Malen, um Wissenschaft und Künste, um Medizin, damit um den Glauben an das Jenseits. Zu sehen sind Statuen und Skulpturen, Textilien und Schriftstücke, Sarkophage, Kanopen, Tiermumien.
Eine Ausstellung, die beeindruckt. In ihrer direkten Ansprache an den Betrachter, der sich von Herrschaftsgeschichte vielleicht blenden aber nur selten berühren lässt. In ihrer Schlichtheit, die sich auf das Wesentliche reduziert – das aber so gut präsentiert, dass die Hingabe von Restauratoren und Ausstellungsmachern deutlich zu spüren ist. Ihnen gelingt es, die Schönheit und Ästhetik der Artefakte wieder aufleben zu lassen.
"Wir haben entschieden, uns auf Mallawi zu konzentrieren. Was war hier, in der Pharaonenzeit, für die Menschen bedeutsam? Wir haben die Ausstellung daher mit dem Thema 'Familie' eröffnet, mit einer Statue, die ein Ehepaar darstellt, es ist sich nah, berührt sich. Bis heute ist die Familie in Oberägypten wichtig. Sie ist das Fundament der Gemeinschaft."
Die Ausstellung fährt fort mit Küche, Landwirtschaft, Handwerk und Handel. Es geht um Kosmetik, um Schreiben und Malen, um Wissenschaft und Künste, um Medizin, damit um den Glauben an das Jenseits. Zu sehen sind Statuen und Skulpturen, Textilien und Schriftstücke, Sarkophage, Kanopen, Tiermumien.
Eine Ausstellung, die beeindruckt. In ihrer direkten Ansprache an den Betrachter, der sich von Herrschaftsgeschichte vielleicht blenden aber nur selten berühren lässt. In ihrer Schlichtheit, die sich auf das Wesentliche reduziert – das aber so gut präsentiert, dass die Hingabe von Restauratoren und Ausstellungsmachern deutlich zu spüren ist. Ihnen gelingt es, die Schönheit und Ästhetik der Artefakte wieder aufleben zu lassen.
Eröffnung als erster Schritt in Richtung Normalisierung
Doch Ilham Salah will mehr, sie spricht von einer neuen Philosophie, die das Ministerium hier in Mallawi vermitteln will: Für die Menschen in der Region und in ihrem Land – mit einem klaren Bezug zur Gegenwart:
"Die alten Ägypter waren eine produktive Gemeinschaft. Sie haben alles selbst hergestellt, keine Güter importiert, wie wir heute, mit den Waren 'made in China'. Wir wollen die Menschen dazu animieren, nachzudenken, über das, was ihre Hände leisten können. Wir wollen, dass sie wieder anfangen, mit ihren Händen zu arbeiten."
In der Tat: Auch das eine Botschaft, die hochaktuell und politisch ist - angesichts einer drastischen Devisenknappheit, die Importe für den ägyptischen Markt derzeit kaum mehr möglich macht.
Die Eröffnung des Mallawi-Museums stellt einen ersten Schritt in Richtung Normalisierung dar. Während Dschihadisten in anderen Staaten der Region, in Syrien oder im Irak, Altertümer mutwillig zerstören, will Ägypten in den nächsten Wochen und Monaten weitere Museen wieder- beziehungsweise neu eröffnen. Höhepunkt 2018: das "Große Ägyptische Museum" in Gizeh, direkt neben den Pyramiden. Auf dessen Konzept und Philosophie darf man gespannt sein.
"Die alten Ägypter waren eine produktive Gemeinschaft. Sie haben alles selbst hergestellt, keine Güter importiert, wie wir heute, mit den Waren 'made in China'. Wir wollen die Menschen dazu animieren, nachzudenken, über das, was ihre Hände leisten können. Wir wollen, dass sie wieder anfangen, mit ihren Händen zu arbeiten."
In der Tat: Auch das eine Botschaft, die hochaktuell und politisch ist - angesichts einer drastischen Devisenknappheit, die Importe für den ägyptischen Markt derzeit kaum mehr möglich macht.
Die Eröffnung des Mallawi-Museums stellt einen ersten Schritt in Richtung Normalisierung dar. Während Dschihadisten in anderen Staaten der Region, in Syrien oder im Irak, Altertümer mutwillig zerstören, will Ägypten in den nächsten Wochen und Monaten weitere Museen wieder- beziehungsweise neu eröffnen. Höhepunkt 2018: das "Große Ägyptische Museum" in Gizeh, direkt neben den Pyramiden. Auf dessen Konzept und Philosophie darf man gespannt sein.