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Neue Datenschutzbestimmungen bei WhatsApp
Pures Gold für Facebook

Die neuen Datenschutzbestimmungen von WhatsApp sind hochumstritten. WhatsApp-Nutzer stimmen dabei zu, dass ihre Daten an Facebook-Unternehmen und Facebook-Dienstleister weitergeleitet werden dürfen. Die Datensammlung ist äußerst umfangreich - und interessiert besonders die Sicherheitsabteilung.

Von Peter Welchering | 15.05.2021
Aktivisten des Kampagnennetzwerks Campact demonstrieren vor dem Sitz des Internet-Konzerns Facebook unter dem Motto "Stoppt den WhatsApp-Datenklau" gegen neue Nutzungsbedingungen der Kommunikations-App "WhatsApp".
Aktivisten des Kampagnennetzwerks Campact demonstrieren vor dem Sitz des Internet-Konzerns Facebook unter dem Motto "Stoppt den WhatsApp-Datenklau" gegen neue Nutzungsbedingungen der Kommunikations-App "WhatsApp". (dpa/picture alliance/Daniel Reinhardt)
Das war ein regelrechter Paukenschlag aus Hamburg Anfang dieser Woche: Professor Johannes Caspar, der Hamburgische Beauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit hat Facebook die Verarbeitung von WhatsApp-Nutzerdaten verboten. Seit heute gelten nämlich neue Geschäftsbedingungen für die Nutzung von WhatsApp. Und denen zufolge stimmt der WhatsApp-Anwender zu, dass seine Daten an Facebook-Unternehmen und Facebook-Dienstleister weitergeleitet werden dürfen. Und die Datensammlung, die das betrifft, ist äußerst umfangreich. WhatsApp erfasst nämlich unter anderem die Telefonnummer, das Mobilfunknetz, das Smartphone-Modell samt Betriebssystem, die Kontakte aus dem Adressbuch und Standortinformationen.

Überwachung dank WhatsApp-Nutzerdaten

Für diese Daten interessieren sich bei Facebook sehr unterschiedliche Abteilungen. Da wäre zum einen die aus dem klassischen Werkschutz entstandene Sicherheitsabteilung. 2019 wurde je bekannt, dass Facebook eine sogenannte "Beobachtungsliste" führt. Auf der sind die Namen von Gegnern des Unternehmens verzeichnet. So nennt Facebook Kritiker. Diese Kritiker werden ziemlich weitgehend überwacht. Das hat Facebook 2019 gegenüber dem Deutschlandfunk auch zugeben müssen. Facebook sprach von "branchenüblichen Maßnahmen", musste aber einräumen, dass der Konzern bei Bedarf den aktuellen Aufenthaltsort derjenigen per Smartphone-Überwachung ortet, deren Namen sich auf der Beobachtungsliste befinden.
Illustration zum Messengerdienst WhatsApp: Vor dem Schriftzug "WhatsApp" stehen Menschen.
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In einem solchen Zusammenhang sind die WhatsApp-Nutzerdaten natürlich wichtig und erleichtern den Überwachern das Geschäft. Deshalb hat der Deutschlandfunk auch jetzt noch mal bei Facebook nachgefragt, für welche internen Zwecke die persönlichen Daten der WhatsApp-Anwender verwendet werden sollen.
Antwort: Die Privatheit und die Sicherheit der persönlichen Chats mit Familie und Freunden würden sich nicht ändern. Der Dlf wollte auch wissen, ob der Fokus der Weiterverarbeitung der persönlichen Nutzerdaten auf den Bereichen Betriebssicherheit und Unternehmenssicherheit liege. Die Frage blieb unbeantwortet. In rein technischer Hinsicht eignen sich die persönlichen Daten der WhatsApp-Nutzer nicht nur, um eine Rundum-Überwachung einzelner Nutzer zu realisieren, sondern auch, um nachzuverfolgen, welche Informationen von wem im Netz genutzt und weitergereicht werden.

Facebook hat Nachrichtendienstler angeworben

Solche Daten sind für die Mitarbeiter von Nicholas Clegg hochgradig interessant. Der frühere stellvertretende Premierminister Großbritanniens ist im Jahr 2018 zu Facebook gewechselt und verantwortet gegenwärtig ein Projekt zur Analyse von Informationsströmen und Desinformationsströmen im Netz. Für die Analysetätigkeit hat er unter anderem ehemalige Nachrichtendienstler angeworben. Die Nutzerdaten von WhatsApp gelten in diesem Kreisen als pures Gold.