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Neue Deutsche
"Wir sind auch das Volk"

Dunkle Hautfarbe bedeutet "Migrationshintergrund" - so denken viele hierzulande. Doch die Migrantenkinder wehren sich zunehmend gegen das bestehende "weiße Selbstbild". Sie sehen sich selbstbewusst als "Neue Deutsche".

    Studenten verfolgen in Köln in der Aula Universität eine Veranstaltung.
    Die 80 Initiativen repräsentieren bundesweit rund 50.000 bis 80.000 Menschen. ( picture alliance / dpa / Oliver Berg)
    Mehrere Initiativen deutscher Staatsbürger mit Migrationshintergrund haben von der Politik ein Bekenntnis zur Einwanderungsgesellschaft gefordert. Wichtig sei nicht nur die Feststellung, dass Deutschland Zuwanderung brauche, sagte Ferda Ataman von den "Neuen deutschen Medienmachern" in Berlin. Nötig sei ein neues Selbstverständnis, das zeige, wie die deutsche Gesellschaft von Einwanderung geprägt ist. Ein Bekenntnis zur Einwanderungsgesellschaft müsse auch in einem neuen Einwanderungsgesetz berücksichtigt werden.
    Am vergangenen Wochenende hatten sich unter dem Motto "Deutschland - neu denken" erstmals rund 80 Initiativen von Deutschen der zweiten und dritten Einwanderergeneration in Berlin zu einem Bundeskongress getroffen. Dabei sollte klargestellt werden, dass sich diese Organisationen nicht mehr als herkömmliche Ausländer- oder Migrantenvereine verstehen, sondern als "Neue Deutsche Organisationen".
    Irritationen wegen Islam-gehört-zu-Deutschland-Debatten
    Auf ihrem ersten Bundeskongress verabschiedeten die Teilnehmer einen 13 Punkte umfassenden Katalog. Darin plädieren sie unter anderem für mehr politische Bildung über die verfassungsmäßigen Grundrechte wie etwa die Religionsfreiheit. Zudem regen sie die Einführung von Quoten an, die den Anteil der Nachkommen von Einwanderern widerspiegeln sollten. So müssten die sogenannten Neuen Deutschen etwa in Behörden, staatlichen Unternehmen, Parlamenten, Gremien, Rundfunkräten oder Wohlfahrtsverbänden sichtbarer werden.
    Laut Schätzungen repräsentieren die 80 Initiativen bundesweit rund 50.000 bis 100.000 Menschen. Geplant ist die Gründung eines bundesweiten Dachverbandes, um künftig politisch stärker vertreten zu sein.
    Bei dem Treffen wurde auch viel diskutiert. Leila Younes El-Amaire von der Organisation "JUMA - Jung, Muslimisch, Aktiv" sagte, in den vergangenen Wochen seien viele junge Muslime irritiert gewesen über die Debatte, ob der Islam zu Deutschland gehöre. "Religionsfreiheit gehört zu Deutschland. Und somit gehört auch das Recht, Religion frei auszuüben, zu Deutschland", betonte Younes El-Amaire.
    "Pegida ist nicht islamkritisch, sondern rassistisch"
    Farhad Dilmaghani von der Initiative "Deutsch Plus" kritisierte die Pegida-Medienberichterstattung. "Es wird nicht in gleichem Maße über die Beweggründe derer gesprochen, die für ein plurales Deutschland auf die Straße gehen, sondern überwiegend über die sogenannten Ängste der Pegida-Anhänger."
    Tahir Della von der "Initiative Schwarze Menschen in Deutschland" beklagte zudem, dass in den Medien Pegida meist als "islamkritisch" bezeichnet werde: "Pegida ist ganz klar eine rassistische Bewegung."
    (tgs/ach)