"Bruckner hat langsam gelebt, und ihm gelang die langsamste Musik, die wir kennen", schreibt Karl Grebe in seiner Bruckner-Biografie. Der Kölner Generalmusikdirektor François-Xavier Roth sieht das sicher differenzierter. Vergleicht man seine Interpretation der siebten Sinfonie von Anton Bruckner mit denen anderer Dirigenten, dann ist "langsam" nicht das erste Attribut, das einem dazu einfällt. Roths Neueinspielung mit dem Kölner Gürzenich-Orchester verhält sich zu Aufnahmen eines Herbert Blomstedt oder Christian Thielemann mitunter wie ein französischer TGV zu einer deutschen Regionalbahn. Roth hinterfragt unsere Hörgewohnheiten mit einem leichtfüßigen Bruckner, schlackenlos und transparent im Klang. Bruckner ist für Roth ein Wegbereiter der Moderne. Diese Modernität möchte er in seinem Kölner Bruckner-Zyklus unterstreichen. Und so stellt Roth den romantischen Sinfonien zeitgenössische Werke zur Seite. Im Falle von Bruckners Siebter ein Stück der Französin Graciane Finzi: "Soleil vert". Für Roth in den 1980er Jahren die erste Begegnung mit groß besetzter Avantgarde-Musik. Das Orchestercluster gespielt von 100 Musikern hat damals einen "positiven Schock" bei ihm ausgelöst, der bis heute nachwirkt.
Anton Bruckner
Sinfonie Nr. 7 E-Dur, WAB 107
Sinfonie Nr. 7 E-Dur, WAB 107
Graciane Finzi
Soleil vert
Gürzenich-Orchester Köln
Leitung: François-Xavier Roth
Soleil vert
Gürzenich-Orchester Köln
Leitung: François-Xavier Roth
Aufnahme vom Dezember 2019 aus der Philharmonie Köln