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Action, Sport und ein Film, der nie ins Kino kommen sollte

In drei Wochen werden die begehrten Oscars verliehen und vielleicht wird auch ein Film prämiert, der für fünf Oscars nominiert ist und jetzt anläuft: "Foxcatcher". Außerdem starten diese Woche "Blackhat", "Jupiter Ascending" und ein Film, der nie ins Kino kommen sollte, weil Nordkorea "not amused" war.

Von Hartwig Tegeler |
    "The Interview" von Seth Rogen und Even Goldberg
    "The Interview" von Seth Rogen und Even Goldberg: Eine hemmungslosen Satire auf den Medienzirkus. (picture alliance / dpa - Justin Lane)
    "Blackhat" von Michael Mann
    Was für ein fulminanter Einstieg. In Michael Manns Film "Blackhat" schwebt der Kamerablick aus dem Kosmos Richtung Erde. Dann die Lichter auf dem Planeten, quasi die elektronische Landkarte unserer Zivilisation. Und plötzlich springen wir aus dem Makro- in den Mikrokosmos der Datenleitungen, in den gleißenden Strom aus Bits&Bytes. Und so beginnt die Story:
    "Irgend so ein Hacker greift unser Finanzmärkte an."
    Gegen den allerdings gibt es nur ein Mittel:
    "Um diesen Hacker zu enttarnen, brauchen wir einen Mann namens Hathaway."
    Dieser Hathaway sitzt im Knast, hetzt aber bald bei der Jagd nach dem bösen Hacker über den Planeten. Und flugs hat sich die Story verwandelt in einen konventionellen Action-Film.
    "Ich bin jetzt auf der Flucht, verstehst du?"
    Ein Actionfilm, in dem "Der letzte Mohikaner"-, "Heat"- oder "Collateral"-Regisseur Michael Mann das
    spannende Thema über unsere vernetzte und damit verletzbare Welt allerdings schon vollkommen aus dem Auge verloren hat, besser, auf dem Altar der uninspirierten Action opfert.
    "Blackhat": sehr, sehr enttäuschend.
    "Jupiter Ascending"von Lana und Andy Wachowski
    Der Super-Hacker wird in "Blackhat" von "Thor"-Darsteller Chris Hemsworth gespielt. Ein Mann von Schrot und Korn, muskulös und im Ausdruck, nun ja, recht einfach. So könnte man auch Channing Tatum charakterisieren. Und auch in dem neuen Science-Fiction-Action-Computer-Animations-Fantasy-Gewitter von Lana und Andy Wachowski muss Channing Tatum als Retter einer außerirdischen Prinzessin, die auf der Erde Putzfrau ist, nicht viel leisten, außer vielleicht aufzupassen, dass ihm in "Jupiter Ascending", so der Titel des Wachowski-Films, nicht die Mr.-Spock-Ohren abfallen. Das philosophische Niveau, das wir im ersten Teil von "Matrix", dem wunderbaren Film der Wachowskis ausmachen konnten, danach werden wir lange suchen in ihrem aktuellen Werk.
    "Jupiter Ascending": enttäuschend.
    "Foxcatcher" von Bennett Miller
    Dass die pure Männlichkeit mit der scheinbar eingeschränkten Ausdrucksfähigkeit eines Channing Tatum in der richtigen Rolle allerdings grandios wirken kann, das beweist der zweite Film, in dem der Schauspieler in dieser Kino-Woche zu sehen ist: "Foxcatcher" von Bennett Miller.
    "Was hoffen Sie zu erreichen, Mark? - Ich will der Beste der Welt sein. - Ich bin stolz auf Sie."
    John Du Pont, ein sehr, sehr reicher Mann lädt Mark, den Ringer - Channing Tatum eben - in sein Trainingszentrums ein. Als Vorbereitung auf die Olympischen Spiele in Seoul.
    "Mark, wir als Nation haben Sie nicht genug geehrt."
    Doch zwischen Mark und John entwickelt sich eine merkwürdige Dynamik von Abhängigkeit, Annäherung und Abstoßung. John Du Pont - herausragend gespielt von Steve Carell, der hiermit endgültig aus der Schublade des Komödianten heraus ist -, Du Pont betreibt Psychospiele, vielleicht besser Psychoterror, spätestens, als Marks Bruder, ebenfalls Ringer - gespielt von Mark Ruffalo - ins Trainingszentrum kommt. Jetzt enthüllt der Geld-Mogul seine dunkle Seite.
    "Du undankbarer Affe. Es war ein Riesenfehler, dich hierher zu holen."
    Die Explosion - vorprogrammiert. Regisseur Bennett Miller, der schon mit "Moneyball" einen Sportfilm gedreht hat, in dem sich viel viel mehr verbarg als nur die Auseinandersetzung mit dem Sport, hat mit "Foxcatcher" auf eindrucksvolle Weise eine Tragödie über das Ringen vorgelegt, was zur Metapher wird für das Ringen um Liebe, Anerkennung, Zuwendung. Grandiose Schauspieler wie Carell, Ruffalo und eben auch Channing Tatum sind hier in einem packenden Drama zu sehen. Kein Wunder, dass "Foxcatcher" für fünf Oscars nominiert ist.
    "Foxcatcher": herausragend.
    "The Interview" von Seth Rogen und Even Goldberg
    Nun noch ein bisschen slapstickhafter Mordkomplott.
    "Die CIA wäre entzückt, wenn Sie beide ihn ums Eck bringen würden. - Sie wollen, dass wir den Führer von Nordkorea töten? – Ja."
    Und zwar bei einem Interview, das zwei erfolgreiche US-TV-Dumpfbacken mit dem nordkoreanischen Diktator führen sollen. Seth Rogens und Evan Goldbergs Film "The Interview" - in den Hauptrollen James Franco und Seth Rogen - sollte ja in den Archiven verschwinden. Denn Sony Pictures knickte ein vor Hacker-Drohungen und solchen aus Nordkorea und strich zunächst den Kinostart. Zumindest 300 unabhängige US-Kinos aber brachten "The Interview" dann doch, auch als ein Statement gegen Zensur in ihre Kinos. Als Sony Pictures den Film dann als Download im Internet veröffentlichte, war der Erfolg überraschend groß. Wen wundert´s, dass das Studio jetzt in Deutschland am Kinostart in dieser Woche festhält. Ach ja, und der Film?
    "Regel Nummer 1 im Journalismus: Du gibst den Menschen, was sie wollen!"
    "The Interview" ist eine Groteske, die sich zu einer hemmungslosen Satire auf den Medienzirkus mausert. Und vieles erinnert an die gnadenlose Anarchie bei den Marx-Brothers. Angesichts von so viel Durchgeknalltheit, der nichts, aber auch gar nichts heilig ist, kriegt man in "The Interview" den Mund nicht mehr zu. Ein immer wieder erhoffter Zustand im Kino.
    "The Interview": empfehlenswert.