Erst gleitet die Kamera durch einen üppig wuchernden Garten, danach durch einen Raum mit Computerbildschirmen, in dem ein Baby sitzt und schreit. Schon die ersten Einstellungen in "High Life" haben mehr von einer Kunstinstallation als von einem Spielfilm.
Außer Kontrolle geratene Mission
Das Baby und ein von Robert Pattinson gespielter Mann, der es liebevoll in seinen Armen hält, sind die einzigen Überlebenden an Bord eines Raumschiffes, das durch den Weltraum fliegt. Die Fakten zu der außer Kontrolle geratenen Mission liefern nach und nach Rückblenden.
"Zum Tode Verurteilte werden als Versuchskaninchen benutzt. Ist das wirklich der neue Ansatz westlicher Regierungen im Umgang mit Schwerverbrechern? Ich bezweifle es. Dass man ihnen so die Wahrheit verschweigt."
"Worüber denn?"
"Dass sie nie zurückkommen werden."
"Worüber denn?"
"Dass sie nie zurückkommen werden."
Experimente mit Straftätern
In diesen Momenten hat Regisseurin Claire Denis ganz offensichtlich der Mut verlassen, allein der assoziativen Kraft ihrer Bilder zu vertrauen. Hin und wieder streut sie – mehr unbeholfen als elegant – jene Hintergrundinformationen über die Odyssee ein. So erfahren wir, dass eine Wissenschaftlerin mit an Bord ist, die Experimente mit den Straftätern macht. Juliette Binoche spielt sie.
"Warum nehmen Sie ihnen noch Sperma ab? Selbst, wenn Sie es schaffen würden, eines der Mädchen zu befruchten, sterben die Babys durch die Strahlung."
"Die Chancen stehen nicht gut. Stimmt schon. Aber wenn meine Arbeit vollbracht ist, wenn die Perfektion erreicht ist …"
"Dann was?"
"Die Chancen stehen nicht gut. Stimmt schon. Aber wenn meine Arbeit vollbracht ist, wenn die Perfektion erreicht ist …"
"Dann was?"
Diese Frage möchte man auch der Regisseurin stellen. Claire Denis wollte wohl einen Science-Fiction-Film in der Tradition von Tarkowskis "Solaris" drehen. Der aber hatte eine faszinierende Vorlage, Denis dagegen nur ein paar verquere und ermattende Gedankenspiele – näher am Schwarzen Loch als die Raumfahrer, von denen es einer auf den Punkt bringt.
"Dieses Rumgefliege! Ich ertrage den Weltraum-Shit nicht mehr."
"High Life": enttäuschend
Während der Motor des Wohnmobils Startschwierigkeiten hat, läuft es sofort zwischen Gyllen aus London und William, der aus dem Kongo stammt. Die beiden 18-Jährigen treffen in Marokko aufeinander. Gyllen ist ausgebüxt, um vor dem Familienurlaub zu fliehen, William möchte übers Mittelmeer nach Europa gelangen. Der eine will in Frankreich seinen leiblichen Vater überraschen, der andere seinen Bruder finden.
"Das ist dein Wagen?"
"Nein. Gehört meinem Stiefvater."
"Weiß er, dass du ihn geklaut hast?"
"Nein. Ausgeliehen. Willst du mitfahren?"
"Was?"
"Soll ich dich irgendwohin mitnehmen?"
"Nein. Gehört meinem Stiefvater."
"Weiß er, dass du ihn geklaut hast?"
"Nein. Ausgeliehen. Willst du mitfahren?"
"Was?"
"Soll ich dich irgendwohin mitnehmen?"
Ein Buddy-Movie
Mehr noch als das klassische Road Movie, das schon der Titel "Roads" verspricht, schält sich aus Sebastian Schippers Film ein Buddy-Movie heraus, nicht unähnlich seinem Regiedebüt "Absolute Giganten" vor 20 Jahren. Schippers Protagonisten sind Sehnsüchtige und Suchende, ihre Abenteuer und Begegnungen Herausforderungen für die innere Reise, die sie bewältigen müssen.
"Die haben uns angegriffen."
"Du hast sie beleidigt."
"Sie haben dich beleidigt. Uns."
"Ich habe keinen Pass, ich habe gar nichts. Ich bin hier nicht willkommen. Ich kann hier keinen Krawall machen."
"Und ich werde nicht meinen Mund halten, wenn dir so was passiert oder mir oder sonst irgendjemandem."
"Und du denkst, du tust das für mich?"
"Du hast sie beleidigt."
"Sie haben dich beleidigt. Uns."
"Ich habe keinen Pass, ich habe gar nichts. Ich bin hier nicht willkommen. Ich kann hier keinen Krawall machen."
"Und ich werde nicht meinen Mund halten, wenn dir so was passiert oder mir oder sonst irgendjemandem."
"Und du denkst, du tust das für mich?"
Ein wenig formelhaft und didaktisch baut Sebastian Schipper die Flüchtlingsthematik in seinen Film ein. Das Wichtigste aber ist: Die Chemie zwischen den Hauptdarstellern, dem Briten Fionn Whitehead und dem Franzosen Stéphane Bak, stimmt. Beide müssen schließlich den Film tragen.
"Roads": akzeptabel
"Sei bitte lieb zu ihr, Kun!"
"Ja."
"Wirst du auf sie aufpassen und Sie beschützen?"
"Ja."
"Ja."
"Wirst du auf sie aufpassen und Sie beschützen?"
"Ja."
Der vierjährige Kun hat eine kleine Schwester bekommen. Seine anfängliche Neugierde auf Mirai schlägt allerdings schnell in Eifersucht um, denn Kun hat das Gefühl, dass seine Eltern nur noch Augen für das Baby haben und sich nicht mehr um ihn kümmern. Er fängt an Mirai zu ärgern.
"Was machst du da, Kun? Was soll denn das? Du hast doch versprochen lieb zu ihr zu sein."
"Ich kann nicht lieb zu ihr sein."
"Was?!"
"Ich kann nicht lieb zu ihr sein."
"Was?!"
Im verwunschenen Garten
"Mirai – Das Mädchen aus der Zukunft" wäre wohl kein Anime, wenn es bei dieser – der Lebenswirklichkeit vieler Familien entsprungenen – Geschichte bleiben würde. Es fehlt noch die fantastische, die magische Komponente. Regisseur Mamoru Hosoda hat diese im Garten des Hauses versteckt. Kun trifft dort auf ein Mädchen im Teenageralter.
"Na, Bruderherz! Hör auf, mit meinem Gesicht zu spielen!"
"Wer bist du?"
"Hör auf, mich immer zu hauen und zum Weinen zu bringen, Kun!"
"Bist du etwa Mirai aus der Zukunft?
"Wer bist du?"
"Hör auf, mich immer zu hauen und zum Weinen zu bringen, Kun!"
"Bist du etwa Mirai aus der Zukunft?
Im verwunschenen Garten gibt es für Kun etwas über das Leben zu lernen, speziell über die Mechanismen einer funktionierenden Familie. Zu diesem Zweck werden noch andere Verwandte wie von Zauberhand erscheinen. Ein wenig simpel sind die Botschaften schon. Kindgerecht könnte man sagen. Aber vielleicht hätten sie einfach nur über eine aufregendere Handlung und weniger ermüdende Pädagogik vermittelt werden müssen.
"Mirai – Das Mädchen aus der Zukunft": akzeptabel