Das sieht ja ziemlich heiß aus …"
… und hört sich ziemlich anachronistisch an in einem Film, der zu Beginn des 15. Jahrhunderts spielt und in dem die Herrschaft von Heinrich V. geschildert wird. Auch den jambischen Fünfheber sucht man in "The King" von David Michôd vergeblich. Der Film orientiert sich zwar bei Figuren und Handlung an den Dramen William Shakespeares über Heinrich V. und seinen Vater. Er übernimmt sogar dessen These vom ausschweifenden Leben des jugendlichen Thronfolgers, aber eben nicht die Sprache des englischen Dramatikers.
"Wo ist das Monster?"
"Der König braucht Ruhe."
"Die wird er bald haben."
"Sein Ende naht."
"Der König braucht Ruhe."
"Die wird er bald haben."
"Sein Ende naht."
Die Einsamkeit des Herrschers
Des Versmaßes beraubt, will "The King" authentischer sein, hat aber mit seinen zeitgenössischen Dialogen wohl eher die "Game of Thrones"-Zielgruppe ins Visier genommen. Schließlich bietet auch das Leben von Heinrich V. genügend Stoff für Machtspiele, Säbelrasseln, ja sogar für Fake News, wie man heute sagen würde.
"Nichts beansprucht die Finanzen so sehr wie Krieg."
"Die Unruhen müssen ein Ende haben. Diese Männer sollen wissen, dass sie die Feinde meines Vaters waren – nicht meine."
"Die Unruhen müssen ein Ende haben. Diese Männer sollen wissen, dass sie die Feinde meines Vaters waren – nicht meine."
Als Friedenskönig aber ist Heinrich V. nicht in die Geschichtsbücher eingegangen. Sein Krieg gegen Frankreich mit der Schlacht von Azincourt nimmt breiten Raum in "The King" ein. David Michôds Film ist immer dann am stärksten, wenn er einen introvertierten Throninhaber über die von ihm nie angestrebte Regentschaft grübeln lässt, und über die Einsamkeit des Herrschers.
"Ein neues Kapitel meines Lebens hat begonnen, bevor das vorige abgeschlossen werden konnte. Ich brauche Männer, denen ich vertrauen kann."
Mehr als ein solides, kaum erinnerungswürdiges Historiendrama ist "The King" dennoch nicht. Gegenüber den Darstellungen von Kenneth Branagh und Laurence Olivier verblasst der von Timothée Chalamet gespielte Heinrich V.. Aber Chalamets berühmte Vorgänger durften sich ja auch der Worte Shakespeares bedienen.
"The King" – zu sehen auf Netflix: akzeptabel
So wie die Schlacht von Azincourt immer noch von vielen Briten für patriotische Propaganda instrumentalisiert wird, verhält es sich auch mit dem Kampf um die Midway-Inseln 1943 für die US-Amerikaner. So lobte US-Präsident Donald Trump kurz nach seinem Amtsantritt den Mut der US-Soldaten, der zum Sieg gegen Japan führte, und an den sich auch nachfolgende Generationen noch erinnern werden. Teil dieser Erinnerungskultur will jetzt auch Roland Emmerichs historisch korrekte, aber spannungsarm inszenierte Rekonstruktion des Pazifikkriegs sein.
"Wenn wir verlieren, dann gehört ihnen der Pazifik. Dann überfallen sie die Westküste: Seattle, San Francisco, Los Angeles werden brennen. Und der verdammte Krieg dauert zehn Jahre."
Was bezweckt Emmerich?
Abgesehen davon, dass er die angriffslustigen Aliens aus "Independence Day" jetzt gegen die japanische Armee ausgetauscht hat, ist bei Emmerich alles beim Alten: "Midway – Für die Freiheit" ist ein patriotisches Heldenstück, vom Deutschen – wie gewohnt – als Materialschlacht inszeniert.
"Die Lage im Pazifik ist weit schlimmer als berichtet."
Bleibt die Frage: Was nur bezweckt Emmerich mit einem solchen Epos in dieser Zeit? Ein Fan von Trump ist er nicht, Trump aber sicherlich ein Fan dieses Films.
"Midway – Für die Freiheit": zwiespältig
Schlachten werden auch in "Das Wunder von Marseille" geschlagen. Allerdings nur auf einem Brett mit 32 Spielfiguren.
"Wann spielen wir, Monsieur Sylvain?"
"Gar nicht. Denn Schach ist nun mal kein Spiel, Monsieur Fahim. Schach ist Krieg. Ein Krieg zwischen zwei Köpfen. Es gibt keinen brutaleren Sport als Schach."
"Gar nicht. Denn Schach ist nun mal kein Spiel, Monsieur Fahim. Schach ist Krieg. Ein Krieg zwischen zwei Köpfen. Es gibt keinen brutaleren Sport als Schach."
Als Spieler bzw. Kriegsparteien sitzen sich gegenüber: der von Gérard Depardieu gespielte Schachlehrer Sylvain und sein bester Schüler, der achtjährige Fahim. Zusammen mit seinem Vater ist der Junge im Jahr 2008 von Bangladesch nach Frankreich geflüchtet.
Weg aus der Illegalität
"Das Wunder von Marseille" erzählt zum einen, wie der Trainer aus Fahim den besten Spieler seiner Altersgruppe macht. Zum anderen wird die Odyssee von Vater und Sohn geschildert, die verzweifelt versuchen, als politische Flüchtlinge anerkannt zu werden und einen Weg aus der Illegalität zu finden.
"Konnten Sie irgendwelche Unterlagen besorgen, die Ihren Asylantrag rechtfertigen?"
"Mein Vater war gegen die Regierung."
"Aber ihr werdet beweisen müssen, was ihr sagt."
"Und was ist, wenn er kriegt keine Papiere ?"
"Dann wird dein Vater zurückmüssen nach Bangladesch."
"Und ich?"
"Du kämst dann in ein Heim."
"Mein Vater war gegen die Regierung."
"Aber ihr werdet beweisen müssen, was ihr sagt."
"Und was ist, wenn er kriegt keine Papiere ?"
"Dann wird dein Vater zurückmüssen nach Bangladesch."
"Und ich?"
"Du kämst dann in ein Heim."
Doch keine Sorge: Immer, wenn im Film dunkle Wolken aufziehen, schiebt sie Regisseur Pierre-François Martin-Laval beiseite und sorgt schnellstmöglich für Auflockerung und heitere Momente. Das ist immer ein wenig zu gefallsüchtig, aber vielleicht gerade darum auch so kurzweilig und unterhaltsam.
"Das Wunder von Marseille": empfehlenswert