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Neue Filme
Der Godfather of Soul und eine deutsche Sozialkomödie

Nicht weniger als 15 neue Filme starten in dieser Woche in den deutschen Kinos. Mit dabei sind eine etwas ziellose Nummernrevue über James Brown, eine fragwürdige Selbstjustiz-Arie und amüsante Theaterproben.

Von Jörg Albrecht |
    "Get on Up" von Tate Taylor
    Nun also auch ein Spielfilm über James Brown, einen der erfolgreichsten und einflussreichsten Musiker des 20. Jahrhunderts.
    "Wie nennen Sie Ihren Musikstil genau?" - "Ich sage dazu James-Brown-Musik. Sie ist ihrer Zeit so weit voraus. Nehmen Sie irgendeine andere Platte, sie wird nicht klingen wie meine."
    Hollywood liebt Künstlerbiografien - besonders die von Musikern. Aber nur selten bieten diese mehr als ein Abklappern der Höhen und Tiefen einer Karriere, in der selbstverständlich die größten Hits nicht fehlen dürfen. Das von Tate Taylor inszenierte und unter anderem von Mick Jagger produzierte Biopic "Get on Up" über James Brown ist da keine Ausnahme. Auch die nicht-lineare Erzählweise ändert nichts daran, dass es sich hier um ein konventionelles Musikerporträt handelt. Das unterhält zwar bestens, aber zu selten gelingt es der etwas ziellosen Nummernrevue, das Seelenleben des Soul Brothers No.1 zu erforschen.
    "Freunde, hört sich das gut an?" - "Ja." - "Gott gab euch Ohren. Die hat er euch mitgegeben. Wollt ihr was gegen Gottes Ohren sagen? Wenn es gut klingt und sich gut anfühlt, ist es Musik. Also spielt es so, wie ich es möchte."
    Häufig redet der Sänger von sich in der dritten Person, hin und wieder auch direkt in die Kamera. Die Gründe für seine Egomanie findet der Film in der Kindheit, die durch einen gewalttätigen Vater und eine überforderte Mutter geprägt war. Dass James Brown später selbst seine Ehefrau geschlagen hat, wird jedoch nicht thematisiert. Wie überhaupt die Schattenseiten seines Lebens nur am Rande stattfinden.
    " ... Get on Up! ... Wir sind die Flames. ..."
    Die musikalischen Anfänge gemeinsam mit der Gruppe Famous Flames, der Start in die Solokarriere sowie der Aufstieg zur Ikone der schwarzen Bürgerrechtsbewegung: Es sind die Eckpfeiler in einem Film, der immer dann am stärksten ist, wenn er James Browns Energie und dessen Charisma zum Leben erweckt. Der noch weitgehend unbekannte Schauspieler Chadwick Boseman erweist sich dabei als Glücksfall.
    "Get on Up": akzeptabel.
    "The Equalizer" von Antoine Fuqua
    "Was ist mit den Idealen, für die du stehst, Mistkerl? Freund und Helfer. Das Gesetz hüten. Gerechtigkeit. Erinnert ihr euch?"
    In einer Welt, in der Polizisten korrupt sind und gemeinsame Sache mit Gangstern machen, braucht es jemanden, der die Ideale hochhält. Zur Durchsetzung seiner Ziele greift dieser selbst ernannte Moralhüter im Actionkrimi "The Equalizer" wie selbstverständlich zum Mittel der Selbstjustiz. Dabei ist er beileibe kein Psychopath wie Travis Bickle und auch kein desillusionierter Zyniker wie Harry Callahan. Der von Denzel Washington gespielte Ex-Agent McCall soll auch kein Anti-Held sein wie die von De Niro oder Eastwood gespielten Männer. McCall, der ein russisches Gangstersyndikat ins Visier genommen hat, ist eine heroische Ein-Mann-Task-Force.
    "Dein Herz schlägt drei Mal so schnell wie normalerweise. Das liegt daran, dass du so viel Blut verlierst. In etwa 30 Sekunden werden deine Organe versagen und du wirst ersticken. Alina - die Kleine, die du verprügelt hast - wird weiterleben. Dein Leben endet hier auf diesem versifften Fußboden."
    Die völlig fehlende Figurenzeichnung versucht "The Equalizer" mit unappetitlichen Gewaltexzessen zu überspielen. Das macht die kompetent inszenierte, aber mehr als fragwürdige Selbstjustiz-Arie fast zum Ärgernis.
    "The Equalizer": enttäuschend.
    "Ein Geschenk der Götter" von Oliver Haffner
    "Frau Bischof, ich kann Ihren Vertrag nicht verlängern." - "Was?" - "Leider."
    Das war es für Anna Bischof am Stadttheater in der Provinz. Dass trotz Arbeitslosigkeit mit der Schauspielerei nicht Schluss ist, liegt an der Sachbearbeiterin von der Arbeitsagentur. Die verdonnert eine Gruppe Langzeitarbeitsloser zum Schauspieltraining bei Anna. Statt Computerkurs jetzt also Antigone. Nach anfänglichem Widerstand beginnt die Gruppe damit, sich das Stück zu erarbeiten.
    "Du willst Unmögliches. Unmögliches soll man niemals beginnen." - "Das sage nicht. Sonst müsste ich dich hassen." - "Das ist doch totaler Scheiß. Die hat doch recht. Du willst Unmögliches. Unmögliches soll man niemals beginnen." - "Ja aber ... Am Ende ist sie tot. Hat doch überhaupt nichts gebracht." - "Sie nimmt sich selbst das Leben. Aus freien Stücken." - "Tot ist tot, du Klugscheißer."
    "Ein Geschenk der Götter" hat Regisseur Oliver Haffner seinen Film genannt. Es ist der halbwegs gelungene Versuch, die britischen Sozialkomödien eines Ken Loach oder Mike Leigh auf deutsche Verhältnisse zu übertragen. Halbwegs deswegen, weil der Film bei den persönlichen Schicksalen der Protagonisten zu dick aufträgt und nur Klischees serviert. Besser geschrieben ist da die Geschichte um Hauptfigur Anna. Und auch die Theaterproben können mit ihren amüsanten Dialogen punkten.
    "Ein Geschenk der Götter": akzeptabel.